Papierindustrie unter Druck: "Wachstum ist notwendig"

30.06.2004 - Konsolidierung hält an

Die Fusionswelle in der europäischen Papierindustrie hält an: Kaum haben die beiden führenden deutschen Umschlaghersteller Blessing und Ficker ihren Merger vollzogen, meldet die portugiesische Inapa-Gruppe die Übernahme des Schweizer Großhändlers Baumgartner. Für alle, die den Überblick auf dem Markt verloren haben, gibt es jetzt Hilfe: Der Europäische Wirtschaftsdienst Euwid hat eine Studie über Firmenzusammenschlüsse in der Papierindustrie seit 1980 herausgegeben.

"Fusion perfekt", gaben Blessing und Otto Ficker Anfang Juni bekannt. Die beiden traditionsreichen Hersteller von Versandtaschen und Briefumschlägen hatten im März angekündigt, ihre operativen Geschäftsbereiche zusammen zu legen. Die neue Gesellschaft firmiert unter dem Namen BlessOF und belegt mit 80 Millionen Euro Jahresumsatz Platz zwei unter den deutschen und Platz sechs unter den europäischen Briefumschlagherstellern. "Mittelfristig hat BlessOF die Chance, auf Rang fünf in Europa zu rücken", sagt Martin Benz, geschäftsführender Gesellschafter bei BlessOF.

Nach zwei verlustreichen Jahren konnte Blessing 2003 erstmals wieder eine schwarze Null verbuchen - ein Jahr früher als geplant. Das 75-jährige Unternehmen setzte im letzten Jahr mit rund 400 Mitarbeitern 47 Millionen Euro um und erhöhte damit den Umsatz um zwei Prozent. Die in den Vorjahren angefallenen Verluste konnten so aufgefangen werden. 23 Mitarbeiter mussten indes gehen, zehn weitere Stellen wurden nicht neu besetzt.

Mit der seit 1858 in Kirchheim/Teck ansässigen Otto Ficker AG (OFK) teilte sich Blessing vor der Fusion nur zwei Prozent seiner Kunden. OFK verzeichnete 2003 mit 200 Mitarbeitern einen Umsatz von 30 Millionen Euro. Zur Gruppe gehört das Tochterunternehmen Georg Steib in München und der Beteiligungsgesellschaft Frances in Prag. "Die Vorgängerfirmen Blessing und OFK haben sich über die letzten zwei Jahrzehnte unterschiedlich entwickelt", sagt Benz. "Das durch die Fusion entstandene extrem breite Produkt- und Leistungsspektrum ist in Europa definitiv einzigartig." Produktionsstandorte sind Kirchheim, Pfullingen und Prag.

Unterdessen hat die portugiesische Inapa-Gruppe (deutsche Unit: Papier Union) die Mehrheit am hoch verschuldeten Schweizer Großhändler Baumgartner übernommen. Deren Muttergesellschaft, die Baumgartner Papier Holding, hält nur noch 32,5 der Anteile am Unternehmen, 67,5 liegen nun bei Inapa. Die beiden Unternehmen mit identischen Produktportfolio und ähnlichem Marktanteil (ca. 50.000 Tonnen) haben 2003 je etwa 60 Millionen Euro umgesetzt. Mit der Fusion avanciert Inapa, die bereits durch ihre Tochtergesellschaft Biber Rochat in der Schweiz vertreten ist, zur Nummer drei auf dem Schweizer Großhandelsmarkt hinter Antalis und Sihl + Eika. Vor allem im Bereich hochwertiger Umschläge soll die Baumgartner-Tochter Elco wieder auf Erfolgskurs gebracht werden. Für 2004 erwartet die Holding einen konsolidierten Umsatz von 138 Millionen Euro, für 2005 sind wieder schwarze Zahlen geplant.

"Mergers und Akqusitionen sind so häufig, weil sich nur so - vor allem für kleinere Player - die kritische Größe erzeugen lässt", sagt Benz. "Wachstum ist für viele Marktteilnehmer schlicht eine Notwendigkeit."

Wer den Überblick in der Papierbranche verloren hat, kann sich mit dem Branchenführers "Fusionen in der Papierindustrie 1980 bis 2003" auf den neuesten Stand bringen. Der Branchendienst Euwid Papier und Zellstoff hat darin Fusionen, Übernahmen und Beteiligungen komplett zusammengestellt. Ein baldige Ende der Übernahmen ist offenbar nicht in Sicht: Das Handbuch wird jährlich fortgeschrieben. asc

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