24.11.2003 - Die CRM-Wirtschaft sieht dem Eintritt des weltgrößten Software-Konzerns Microsoft in den deutschen Markt gelassen entgegen.
von Christina Rose
Sowohl Branchenprimus Siebel als auch SAP, PeopleSoft und update befürchten keinen Einbruch ihres Geschäfts mit Kundenbindungsprogrammen. Begründung: Microsoft fischt in anderen Gewässern, da sich die neue Lösung, die auf der Basis der neuen Plattform .NET (sprich: Dotnet) erstellt wurde, hauptsächlich an den kleinen Mittelstand wendet. "Dort sind die Branchenriesen kaum vertreten", erklärt Dieter Roskoni, Marketingchef von PeopleSoft in Europa, Nahost und Afrika (EMEA). Insofern sehen die CRM-Größen keinen Bedarf nachzulegen: "Das ist für uns, wie wenn in China ein Sack Reis umfällt", sagt Roskoni. Vielmehr erwarten die Konzerne unisono, dass der neue Konkurrent das Gattungsmarketing belebt. Oracle lehnt jeden Kommentar ab.
Leidtragende des Markteinstiegs von Microsoft sind vermutlich die kleineren mittelständischen CRM-Anbieter. Laut update-Chef Deutschmann wird ein Großteil dieser Firmen langfristig eigene Produkte einstellen und sich als Microsoft-Dienstleister positionieren, welche die branchenspezifische Anpassung von Microsoft CRM anbieten. Genau dies ist auch die Strategie des Microsoft-Konzerns, der seine neue Software nur über Partner anbietet.
Ganz ungefährlich ist dieses Vorgehen jedoch nicht. Schließlich hängt so der Erfolg des Produkts beim Kunden von mehreren Faktoren ab: "Dann geht es nicht mehr nur um die Zuverlässigkeit von Microsoft, sondern der Kunde muss sich auch fragen, ob der Partner über all die Jahre in der Lage ist, das System weiter zu pflegen", sagt Deutschmann. Insgesamt beurteilt er den Einstieg von Microsoft als eher halbherzig. Wenn der US-Konzern das Thema CRM richtig ernst nähme, würde er Siebel übernehmen. Den Kaufpreis - etwa eine Milliarde US-Dollar - könne er aus der Portokasse bezahlen. Stattdessen gebe Microsoft nur ein halbes Prozent seines Entwicklungsbudgets für CRM aus.
Dr. Joachim Philippi vom Marktforscher Mummert Consulting führt das zaghafte Vorgehen auf einen Zwiespalt innerhalb des Software-Riesens zurück. Der Grund: Microsoft ist eine Partnerschaft mit Siebel eingegangen, um die neue Plattform .NET zu pushen. Daher könne Microsoft das neue CRM-Produkt nicht so aggressiv am Markt positionieren, um den Plattform-Partner Siebel "nicht zu erschrecken".
Insofern sieht auch Philippi keine große Gefahr für SAP und Co, zumal der ersten Microsoft-CRM-Version noch Funktionalitäten wie Mehrsprachigkeit, Währungsfähigkeit und Mehrwertsteuer fehlten. Frühestens Ende 2004 sei das Produkt so reif, dass es auch größere Business-Anwender wirklich nutzen können. Doch auch dann sei Microsoft weit von SAP, Oracle, PeopleSoft und Siebel entfernt. Philippi: "In dieser Liga spielt Microsoft noch lange nicht!" brö
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