30.07.2001 - Wer das Gerede vom Stimmungstief der New Economy, die anhaltende Kritik sowie die Untergangsprognosen allmählich nicht mehr hören mag, hatte an der Verleihung der ersten E-Business Germany Awards am 29. Juni in Hamburg vermutlich seine helle Freude.
Denn hier war von Krisenstimmung nicht viel zu merken. Keiner der Laudatoren vergaß zu erwähnen, in welch zukunftsträchtiger Boom-Branche man sich doch bewege. Dass das Internet den meisten Unternehmen bislang herzlich wenig Geld eingespielt hat, schien in Vergessenheit geraten zu sein.
Initiator der Preisverleihung war die European E-Commerce Association (EEA), der nach eigenen Angaben erste paneuropäische Verband für E-Business-Unternehmen. Organisator waren der Messeveranstalter IEG GiMA, der Hamburger High-Tech-Presseclub und die Event-Agentur x>act. Rund 150 Unternehmen der IT-Branche hatten sich um den Award, der in zehn Kategorien verliehen wurde, beworben. Ein Preisgeld gab´s allerdings nicht zu gewinnen, der Award sollte lediglich dem Image des Unternehmens dienen, schließlich wurden ihm Engagement, Pioniergeist und herausragende Leistungen für die E-Business-Branche bescheinigt.
Zu den Gewinnern zählte u.a. die Planet Home AG, deren Portal planethome.com zur besten Consumer- Website ernannt wurde. Ein Award für die beste Marketingstrategie für das Portal e-sixt.com ging an Sixt, während Blaupunkt nach Ansicht der Jury über die beste B-to-B-Website verfügt.
Den Award für den besten Customer Service gewann die HypoVereinsbank für die Site www.euro.de. Zum Unternehmer des Jahres wurde Dr. Michael Otto vom Otto Versand, "Weltmarktführer mit dem größten E-Business-Umsatz", gekürt. Als einziger konnte der vermutlich preisverwöhnte Dr. Otto seinen Award nicht persönlich entgegennehmen.
Oliver Sinner, dessen Multimedia-Agentur SinnerSchrader für den Launch des Online-Broker Maxblue zum Aufsteiger des Jahres prämiert wurde, hingegen ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, vor versammeltem Fachpublikum die eigene Firmenstrategie zu loben - und das auf Kosten eines gescheiterten Wettbewerbers: Die Nachricht der Finanzprobleme von Kabel New Media hatte gerade die Runde gemacht, für Herrn Sinner offenbar ein willkommener Anlass, sich und seine Agentur zu profilieren. "Oft wurden wir belächelt, weil wir immer noch so klein sind und nicht ins Ausland expandieren", so Sinner. Letztlich sei er natürlich froh über das moderate, gesunde Wachstum seiner Agentur, denn an Kabel New Media sehe man ja nun, dass Größe allein auch nicht ausreiche. Unklar bleibt, ob SinnerSchrader bereits zu diesem Zeitpunkt ernsthafte Kaufabsichten an dem insolventen Ortskonkurrenten hegte ...
Die Veranstalter gaben sich zwar alle Mühe, der E-Business-Award-Verleihung einen feierlichen Rahmen zu verpassen - leise eingespielte Musik sollte für Spannung sorgen, ebenso schien das moderne Hamburger Medienzentrum die geeignete Location für das New-Economy-Event -, so richtig festliche Stimmung wollte aber nicht aufkommen. Dies könnte vermutlich auch an der ungünstigen Uhrzeit gelegen haben, denn wem ist schon morgens um 10 Uhr nach Feiern zumute? Des Weiteren gingen sowohl einigen Laudatoren als auch den meisten Gewinnern, die wie bei der Oscar-Verleihung allesamt eine kleine Rede halten mussten, leider schnell die rhetorischen Ideen aus. Nichtsdestotrotz zeigten sich die Veranstalter sehr zufrieden, zählten 120 Gäste und wollen die E-Business Germany Awards nun in jedem Jahr vergeben. Bleibt zu hoffen, dass die Veranstaltung dann ihren etwas provinziellen Charakter verliert und sich als Branchentreff etabliert. sam
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