10.10.2014 - Der Logistikdienstleister DPD hat eine B-to-C-Offensive gestartet und will seinen Marktanteil in diesem Segment in Deutschland bis zum Jahr 2018 auf 15 Prozent verdoppeln, so das erklärte Ziel des Unternehmens. Im Fokus der Maßnahmen stehen Innovationen, die sich digitale Möglichkeiten zu Nutze machen und so den Paketversand transparenter und flexibler gestalten sollen. Boris Winkelmann berichtet im ONEtoONE-Interview, über den Status quo der Offensive und welche Zwischenbilanz das Unternehmen zieht.
DPD arbeitet sei einigen Jahren daran, seine Anteile auf dem B-to-C-Markt auszubauen. Was sind die Hintergründe für diese Offensive?Winkelmann Wir sind in einem Marktumfeld, das sehr dynamisch ist und im wesentlichen getrieben wird von Paketen, die aus dem Online-Versand kommen. Das B-to-C-Segment wächst in den letzten Jahren viel stärker als das B-to-B-Segment und ist mittlerweile größer. Wir wollen stärker an diesem Marktwachstum partizipieren und legen unseren Fokus nun stärker auf diesen Bereich. Außerdem stellen wir fest, dass unsere großen traditionellen B-to-B-Kunden wie beispielsweise Adidas oder Real selbst immer mehr B-to-C-Pakete generieren. Diese wünschen von Ihrem Paketdienstleister natürlich eine Komplettlösung.
2011 hat DPD erste Maßnahmen im Zuge der B-to-C-Offensive umgesetzt. Welche Schritte wurden seitdem erreicht?Winkelmann Wir waren die ersten 2011, die das Zeitfenster eingeführt haben und wir haben in den letzten Jahren diesen Service immer weiter verfeinert. Mit der Einführung von Predict konnten wir das Zeitfenster weiter präzisieren und haben damit einen neuen Meilenstein im Paketmarkt gesetzt. Kunden wissen bis auf dreißig Minuten genau, wann wir das Paket zustellen und können es mittels Live-Tracking auf einer Karte verfolgen. Außerdem können die Empfänger ihre Sendung über den Paketnavigator steuern und umverfügen, beispielsweise an einen Nachbarn oder den Paketshop. Der Kunde kann aber auch eine Abstellgenehmigung erteilen oder einen alternativen Zustelltag vereinbaren. Dieser Grad an Flexibiliät und Transparenz ist neu und aus unserer Sicht auch absolut bahnbrechend. In der Form kann das derzeit kein anderer aus der Branche leisten. Mit den Services wollen wir einen neuen Standard im Markt erreichen und haben in den letzten Jahren darauf hingearbeitet. Die operativen Voraussetzungen auch IT-seitig sind immens. Es hat enorme Anstregungen gekostet, dort hinzukommen, wo wir heute stehen.
Die Themen Transparenz und Flexibilität stehen offenbar im Fokus ihrer Maßnahmen. Wird dies von Empfängern und Versendern gefordert?Winkelmann Laut der Marktforschung, die wie betrieben haben, ist das Empfangen von Paketen immer mit einer großen Unsicherheit und latenten Sorgen verbunden. Man weiß nicht, wann kommt das Paket, bin ich dann zu Hause oder vielleicht ein Nachbar. Wir wollen diese Sorge und Unsicherheit komplett abschaffen, in dem wir dem Endkunden die Freiheit wieder geben, über seine freie Zeit selber zu verfügen und selber entscheiden zu können, wann und wo er sein Paket empfangen möchte. Gut ein Drittel aller Empfänger sind für diese Art von Transparenz, Flexibilität und Freiheit empfänglich und warten eigentlich nur darauf, dass auch in der Paketbranche die digitale Revolution ankommt. Von der Versenderseite aus betrachtet sehen wir, dass der Wettbewerb in der Online-Branche massiv ist und die Händler Wege suchen, um sich vom Wettbewerb differenzieren zu können. Das geschieht traditionell über das Einkaufserlebnis auf der Website, aber auch über das Zustellerlebnis.
Sie sagen, Sie machen das Paket digital. Was verstehen Sie darunter?Winkelmann Heute sind eine Vielzahl von Dienstleistungen digital geworden. Ich kann heute beispielsweise über das Smartphone ein Taxi bestellen, sehe dann wie es auf mich zuläuft und wie viele Minuten es braucht, bis es vor meiner Haustür ist. Oder ich sende eine SMS und eingebunden ist eine Karte mit den Koordinaten und dem Weg zum Restaurant, wo ich online einen Tisch reserviert habe. Für einen Großteil von uns sind solche Anwendungen normal und wir wollen, dass es dieses gleiche Erlebnis auch für Pakete gibt. Wenn ich etwas online bestelle, möchte ich über eine App oder online wissen, dass das Paket unterwegs ist, wann es kommt und ich möchte es online verfolgen können und gegebenfalls umbuchen können und entscheiden, ob es an einem anderem Tag zugestellt werden soll. Diese Freiheit, die durch die digitalen Medien und die Digitalisierung von Dienstleistungen in den letzten Jahren Einzug gehalten hat, die wollten wir auch im Paketbereich einführen. Dies ist uns, glaube ich, mit Predict und dem Paketnavigator auch gelungen.
Was sind ihre nächsten geplanten Schritte?Winkelmann Der erste Schritt war, die Hausaufgaben zu machen und die Möglichkeiten zu schaffen, den Zustellprozess für den Empfänger transparent und flexibel darzustellen. Der zweite war, die Unternehmen dafür zu gewinnen. Zu den ersten Kunden zählen bereits ASOS, Justfab und Real. Außerdem finden zudem gerade Gespräche mit weiteren großen Online-Händlern statt. An der Front funktioniert die Umsetzung. Die nächste Stufe ist, den Empfängern, also den Verbrauchern aufzuzeigen, dass es diese Möglichkeit gibt und sie sich künftig beim Check-out-Prozess im Online-Shop für DPD entscheiden und nicht für einen anderen Paketdienst.
Was machen Sie anders als ihre Wettbewerber?Winkelmann Was die Innovationen angeht sind wir sicherlich derzeit führend. Wir wissen, was es für eine Anstrengung ist, da hinzukommen, wo wir jetzt stehen. Von daher sind wir überzeugt, dass es den Wettbewerb noch etliche Zeit kosten wird, das nachzumachen, was wir derzeit bieten. Wir nehmen hier bewusst eine Vorreiter-Rolle ein. Wir befinden uns auf einem sehr umkämpften Markt, der Wettbewerb ist sehr hart. Es herrscht ein großer Verdrängungswettbewerb und seit Jahren auch ein großer Preisdruck. Der Ausweg aus diesem Teufelskreis ist der Weg über Innovationen, über Dienstleistungen, über Mehrwert, über Wertschätzung. Die Erfolge, die wir in den letzen Wochen sehen, geben uns im Moment Recht und zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind und die richtige Strategie umsetzen.
Wie flexibel und transparent kann oder muss die Paketzustellung für private Empfänger noch werden?Winkelmann Seit letztem Jahr halten wir zwanzig Prozent am Stadtkurierportal Tiramizoo und haben uns damit parallel auch auf dem Same-Day-Delivery-Markt positioniert. Die Kooperation ermöglicht uns die taggleiche Zustellung in 19 deutschen Ballungsgebieten innerhalb von 90 Minuten. Wir haben im Rahmen der Kooperation auch das Produkt DPD Now aufgesattelt, um die Same-Day-Lieferung zu verbreiten und zu demokratisieren. Das ist heute sicherlich noch ein Nischenthema, aber eines, das momentan ein hohes Interesse findet. Hier herrscht das gleiche Phänomen vor: Es gibt einen großen Konkurrenzkampf zwischen den großen Online-Händlern und man sucht Wege, um sich zu differenzieren. Da ist die letzte Meile mit Same-Day ein Weg, um Mehrwert zu generieren und Kunden durch schnelle Zustellung zu begeistern. Das haben bereits eine ganze Reihe von Multi-Channel-Playern für sich erkannt.
Was wollen Sie Empfängern künftig noch bieten?Winkelmann Für uns geht es jetzt vor allem darum, die Dinge, die wir auf den Markt gebracht haben, umzusetzen. Der Fokus für die nächsten Monate wird sein, dies zu vermarkten und zu kommunizieren. Ob wir das Zeitfenster nächstes Jahr noch weiter runterschrauben auf eine Viertelstunde, ob wir weitere Umverfügungsfunktionen auch in Verbindung mit Same-Day und so weiter anbieten, das wird die Erfahrung und die Akzeptanz in den nächsten Monaten zeigen.
Selbsternanntes Ziel der Offensive ist es, den Marktanteil im B-to-C-Markt bis zum Jahr 2018 auf 15 Prozent zu verdoppeln. Welche Zwischenbilanz ziehen Sie aktuell?Winkelmann Wir sind sehr zuversichtlich und die Erfolge der letzten Monate in Verbindung mit Predict und der Einführung des Live-Tracking bestärken uns. Seit anderthalb Jahren hat die Offensive Fahrt aufgenommen und seitdem ist auch das Thema Innovation noch stärker ins Zentrum der Strategie gerückt. Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht, jetzt kommt die Vermarktung und Umsetzung. Diese läuft erfolgreich und die Volumen kommen jetzt. Die Steigerung der Wachstumsraten, die wir jetzt monatlich schon sehen, zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ich sehe im Moment keinen Bedarf, das Ziel zu korrigieren oder anzupassen. Ich schätze es als sehr realistisch ein.
(Das Gespräch führte Stefanie Müller)
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