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Mobile Payment - Wenn das Smartphone zur Geldbörse wird

06.08.2014 - Die deutschen Verbraucher sind offenbar bereit für Mobile Payment, also das Bezahlen von Produkten und Dienstleistungen mit einem mobilen Endgerät wie dem Smartphone oder dem Tablet, so das Ergebnis zweier Studien, die die Payment-Dienstleister Paypal und Yapital in Auftrag gaben. ONEtoONE hat sich einmal umgehört, was heute in der Praxis schon eingesetzt wird und was das mobile Bezahlen braucht, um den Durchbruch zu schaffen.

Die vom Payment-Anbieter Yapital in Auftrag gegebene Umfrage zeigt auf, dass die Deutschen Interesse an vielseitig einsetzbaren Bezahllösungen und Zusatzfunktionen im Bereich M-Payment haben. Vor allem jüngere Leute würden traditionellen Bezahlmethoden, besonders dem Bargeld-Handling, kritisch gegenüberstehen. Zu den so genannten "Pain Points", also den Kundenärgernissen, zählen unter anderem Warteschlangen an der Ladenkasse, umständliche Überweisungsprozeduren und der Umweg zum Geldautomaten.

[f1]Offenbar herrscht auch an Zusatzfunktionen mobiler Bezahlmethoden großes Interesse von Seiten der Verbraucher. Eine aktuelle Übersicht über getätigte Ausgaben und eine vielseitige Einsetzbarkeit (im stationären Handel, online und bei Rechnungen) sind die von den Befragten am häufigsten genannten Mehrwerte beim Bezahlen mit dem Smartphone. Hinsichtlich der Orte, an denen sie bevorzugt mit dem Handy zahlen würden, nannte jeder dritte Befragte (mit und ohne Smartphone) die Tankstelle sowie den öffentlichen Personennahverkehr. In Supermärkten und Drogerien würden zudem gern 30 Prozent aller Umfrageteilnehmer an der Kasse das Handy einsetzen.

"Kritiker von Mobile Payment stellen häufig die Frage, ob diese Bezahlart nicht eigentlich ein Problem löse, das gar nicht existiere. Der Deutsche sei doch zufrieden mit Bargeld und seiner Giro- und vielleicht zusätzlich seiner Kreditkarte", sagt Nils Winkler, CEO bei Yapital. "Mit der Studie wollten wir unsere Gegenargumente mit Fakten untermauern." Das mobile Bezahlen biete dem Kunden schließlich Mehrwerte, sei smarter, angenehmer und erleichtere das Leben.

[hl]Deutsche stören sich an dicken Portemonnaies und Warteschlangen[/hl]Auch die von Reputation Leaders im Auftrag von Paypal durchgeführte Studie zeigt einen deutlichen Bedarf nach mehr Unabhängigkeit und Flexibilität vor allem im Hinblick auf den Umgang mit Geld. Generell möchten die Deutschen, dass ihnen Technologie ein unkompliziertes und besser vernetztes Leben in puncto Geld und Bezahlung ermöglicht. 45 Prozent der Befragten äußerten diesen Wunsch. Die Deutschen stören sich vor allem an Warteschlangen an Kassen (30 Prozent) und schweren Geldbörsen (28 Prozent). So würden es knapp ein Drittel der Befragten vermeiden, sich mit größeren Mengen Bargeld im Portemonnaie zu belasten.

"In Summe sehen wir, dass eine mobile Revolution stattfindet, denn immer mehr Konsumenten besitzen ein Smartphone. Dadurch verändert sich auch das Nutzungsverhalten", sagt Arnulf Keese, Geschäftsführer Paypal Deutschland. "Kunden tauchen im stationären Handel mit ihrem Smartphone auf und sind damit voll interaktionsfähig. Sie nutzen es zur Recherche, zur Interaktion, zum Kaufen, aber auch zum Bezahlen. Wir sehen, dass dort ein starkes Wachstum stattfindet."

Das Thema Mobile Payment wird aber nicht nur für Verbraucher immer interessanter, auch Händler erkennen offenbar den Mehrwert für ihr Geschäft. Durch den Einsatz von Services wie mobilen Bezahlsystemen, gezielten Angeboten und Rabattaktionen per Smartphone erhoffen sich Händler vor allem die Erschließung neuer Absatzkanäle, eine effizientere Kundenkommunikation und stärkere Kundenbindung, so das Ergebnis der Trendstudie "Mobile in Retail", die durch das EHI Retail Institute im Auftrag von GS1 Germany durchgeführt wurde.

"Der ungebremste Siegeszug der Smartphones hat nun auch die Händler überzeugt, dass Mobile Services für eine funktionierende Multi-Channel-Strategie unverzichtbar sind und als zentrales Glied die Verknüpfung der digitalen mit der physischen Welt darstellen", sagt Ercan Kilic, Leiter des Strategieprojekts Mobilecom bei GS1 Germany. Im Zentrum des Interesses stehe dabei vor allem das Thema Mobile Payment.

[hl]Händler wünschen sich einheitliche Standards[/hl]79 Prozent der befragten Handelsunternehmen wünschen sich laut Studie eine einheitliche technische Lösung für mobiles Bezahlen. Über alle befragten Gruppen stimmten durchschnittlich sogar 94 Prozent zu, dass Mobile Payment idealerweise händlerübergreifend sowie mittels eines standardisierten Nutzungsablaufs erfolgen sollte. Die Befragten bescheinigten dabei der technischen Lösung Near Field Communication (NFC) das größte Zukunftspotenzial neben Bluetooth-low-Energy (BLE) und Codebasierten Verfahren. Mehr als die Hälfte der Händler plant der Studie zufolge zudem bis zum Jahr 2016 kontaktloses Bezahlen zu integrieren.

"Wie alle Beteiligten der Wertschöpfungskette erkennen die Händler inzwischen, dass Mobile Commerce ein langfristiger Trend ist, der weit mehr Chancen als Risiken birgt. Doch bis zum finalen Durchbruch sind noch verschiedene Hürden zu meistern. Erfolgsentscheidend ist vor allem die Entwicklung unternehmensübergreifender technischer Standards", sagt Kilic.

Eine per App durchgeführte Befragung des Marktforschungsinstituts TNS Infratest unter 1.002 Smartphone-Nutzern Ende April 2014 hat ergeben, dass das Thema Mobile Payment für Nutzer zwar relevant ist, die Technologien seien aber kaum bekannt und würden als undurchsichtig eingestuft. Besonders der Aspekt Sicherheit spiele für den Verbraucher eine entscheidende Rolle.

Für rund 38 Prozent der Befragten ist es generell vorstellbar, kontaktloses Bezahlen in Zukunft zu nutzen, so ein Ergebnis der Untersuchung. Mobiles Bezahlen sei in der Wahrnehmung der Kunden zwar schnell und einfach, aber unzuverlässig und nicht sicher genug. So kenne ein weiteres Drittel Mobile Payment zwar, eine Nutzung käme aus Sicherheitsaspekten jedoch bislang nicht in Frage.

[hl]Smartphone-User misstrauen den Technologien[/hl]Die von Payment-Anbietern diskutierten Fragen zu Infrastruktur und Technologien gehen offenbar an den möglichen Nutzern noch völlig vorbei, folgt man den Ergebnissen der Umfrage. Während der QR-Code noch einer Mehrheit der Befragten etwas sagte, sind Technologien wie NFC fast der Hälfte (47 Prozent) und BLE gar 85 Prozent unbekannt (nach dem Fingerprint wurde nicht gefragt). Hinzu kommt, dass die Technologien kaum Vertrauen beim User genießen. NFC wird von 21 Prozent und QR-Codes sowie BLE von jeweils elf Prozent als sicherer Weg zum Bezahlen eingeschätzt.

"Auch wenn die Nutzer meinen, M-Payment sei schnell, einfach in der Handhabung und technisch innovativ, dürfte es für das mobile Bezahlen noch ein langer Weg werden, bevor es sich flächendeckend bei der Mehrheit der Smartphone-Besitzer durchsetzt. Der Hauptgrund dafür ist, dass zu wenig über konkrete Anwendungen und deren Nutzen für den User nachgedacht wird", sagt Walter Freese, Head of Mobile Research bei TNS Infratest.

[hl]Nutzerfreundlichkeit steht im Fokus[/hl]Die gängigen Technologien, die derzeit zur Abwicklung einer Transaktion mit einem mobilen Endgerät eingesetzt werden, sind der QR-Code, NFC und BLE. Für Yapital steht jedoch nicht die Frage nach der Technologie im Mittelpunkt, sondern vielmehr die nach der Usability. "Wir schauen immer, welche Technologie die benutzerfreundlichste und sinnvollste für unsere Nutzer ist. Wir sind immer in der Lage, auf technische Entwicklungen zu reagieren", sagt Yapital-Chef Winkler.

Bei Paypal stehe vor allem das Paradigma im Vordergrund, dass immer irgendein Problem für den Konsumenten gelöst werden müsse. "Wir glauben nicht daran, dass es eine mobile Revolution geben wird, wenn wir einfach nur die Sekunde austauschen, in der der Kunde eine Münze hinlegt, gegen die Sekunde, in der eine Karte oder ein Smartphone eingesetzt wird", sagt Paypal Deutschland-Chef Keese.

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