Messebereich

Die großen drei und der Kampf um ein größeres Kuchenstück

31.08.2011 - Es seien vier Unternehmen, die heute im Internet tonangebend seien, äußerte sich im Mai 2011 Eric Schmidt, der wenige Monate zuvor bei Google vom Chefsessel in den Verwaltungsrat gewechselt war, gegenüber dem US-Online-Branchendienst Techcrunch: Google, Apple, Amazon und Facebook. Diese Firmen seien zusammen nicht nur etwa eine halbe Trillion US-Dollar wert, sondern trieben auch die Verbraucher-Revolution im Internet an, meinte Schmidt. Die DMEXCO kann sich rühmen, drei dieser Player als Aussteller vorweisen zu können - lediglich Apple fehlt.

Das Unternehmen, maßgeblicher Innovationstreiber im Mobile Marketing, veranstaltet statt auf Messen auszustellen lieber eigene Events. In Köln ist dafür mit Google der Großverdiener der digitalen Wirtschaft vor Ort. Wäre dessen Stand proportional so groß wie sein Anteil am gesamten deutschen Online-Werbevolumen, müsste das Unternehmen einen Großteil der Ausstellungsfläche der DMEXCO belegen: 60 Prozent der gesamten Online-Werbebudgets zieht das Unternehmen Branchenschätzungen zufolge hierzulande auf sich.

Google forciert das Display-Geschäft

Bisher erwirtschaftete Google den Löwenanteil seiner Umsätze (im Jahr 2010 weltweit immerhin 29,3 Milliarden US-Dollar) mit der Vermarktung seiner Suchergebnisse. Zuletzt forcierte der Web-Konzern jedoch die grafische Online-Werbung. 2,5 Milliarden US-Dollar hat Google einer vorläufigen Schätzung von Vizevorstand Dan Rosenberg im vergangenen Jahr mit dieser verdient. Zum Vergleich: In Deutschland belief sich das gesamte Brutto-Volumen der klassischen Internetwerbung laut Online-Vermarkterkreis (OVK) auf 3,1 Milliarden Euro.

Die Kampagne "Watch this Space", mit der Google schon seit einigen Monaten auch in Deutschland für das Potenzial von Bannerwerbung trommelt, steht aus diesen Gründen auch mit im Mittelpunkt der DMEXCO-Präsenz des Konzerns in diesem Jahr. Ein weiteres Thema sind nach der Gründung eines deutschen Verkaufsteams für diesen Bereich die Werbemöglichkeiten im mobilen Internet.

Facebooks Umsatz aus dem vergangenen Jahr wird auf 1,8 bis 2 Milliarden US-Dollar geschätzt. Das soziale Netzwerk war im vergangenen Jahr erstmals auf der DMEXCO vertreten - wenn die Präsenz denn auch eher ein "Meeting Point" als ein wirklicher Stand war. Nachdem das Unternehmen in den vergangenen Monaten sein deutsches Vertriebsteam ausgebaut hat, dürfte Facebooks Stand bei der diesjährigen DMEXCO personalstärker ausfallen.

Auch Amazon war im Vorjahr schon in Köln zu Gast. Bei der diesjährigen DMEXCO informiert das Advertising-Sales-Team des Handelsgiganten (Umsatz 2010: 34,4 Milliarden US-Dollar) über die Möglichkeiten, online auf der Amazon-Plattform zu werben. Amazon betreibt außerdem über ein eigenes Partnerprogramm Affiliate-Marketing. Zudem wirbt der Konzern in Köln für seine E-Commerce-Dienstleistungen: den Verkauf über den Amazon Marketplace, das Logistikprogramm Fulfillment by Amazon und den Zahlungsdienst Checkout by Amazon.

Wenig hiesige Player mit digitaler DNA

Für die deutschstämmigen großen Player der hiesigen Online-Branche ist die Präsenz auf der DMEXCO eine Selbstverständlichkeit. Anders als die US-Granden haben fast alle keine rein "digitale DNA". Nur die Wurzeln von United Internet Media, im Reichweiten-Ranking der Vermarkter der Arbeitsgemeinschaft Online-Forschung (Agof) auf Platz fünf, und Yahoo (Agof: Platz neun) liegen im Web. Yahoo stellt unter anderem das Thema Branded Content in den Mittelpunkt. So hat das Unternehmen zuletzt ein Video-Magazin von Otto auf den eigenen Portalen gelauncht. United Internet wird in diesem Jahr die Dialog Relevance Platform vorstellen (mehr dazu auf Seite 26). "Die entscheidende Frage bleibt weiterhin, ob Online in der Lage ist, sich einen größeren Anteil am Kuchen der Mediaspendings herauszuschneiden", sagt United-Internet-Media-Vorstand Matthias Ehrlich. Der Ausgang dieser Schlacht hänge nicht von Ereignissen im Billigmarkt ab   .

Interactive Media, laut Agof reichweitenstärkster deutscher Online-Vermarkter, ist eine Tochter des Telko-Konzerns Deutsche Telekom. Das Unternehmen vermarktet mit T-Online die reichweitenstärkste Website im deutschsprachigen Internet (50 Millionen Unique User). Auf der DMEXCO will das Unternehmen nach Auskunft gegenüber ONEtoONE insbesondere seine Werbemöglichkeiten in Sportumfeldern (z.B. Kicker.de) und in der weiblichen Zielgruppe in den Mittelpunkt stellen (u.a. Cosmopolitan.de und Erdbeerlounge.de). Auch über neue Werbemöglichkeiten im Mobile Web will das Unternehmen informieren. Zuletzt sicherte sich das Unternehmen das Vermarktungsmandat über die mobilen Portale von United Internet (GMX und Web.de).

Frühzeitig auf den Mobilbereich hat Gruner + Jahr Electronic Media Sales (EMS) gesetzt, die Digital-Unit des gleichnamigen Verlages aus der Bertelsmanngruppe. EMS hat in den vergangenen Monaten diverse neue mobile Werbeformate gelauncht, die sicher auch auf der DMEXCO zu sehen sein werden - so etwa ein "Location Aware Ad", das die Nutzer per GPS zur nächsten Filiale des Werbetreibenden führen kann.

Springer will Tablet-Apps pushen

Ebenfalls aus dem Verlagsbereich und digital äußerst erfolgreich ist Axel Springer. Eigenen Angaben zufolge verzeichnete der Medienkonzern im ersten Halbjahr 2011 im Online-Geschäft Werbeeinnahmen in Höhe von 357 Millionen Euro. In den nächsten Monaten will Springer offenbar besonders die Vermarktung der Tablet-Apps seiner redaktionellen Angebote pushen. So veröffentlichte der Verlag zuletzt eine Studie, laut der 43 Prozent der Nutzer von Zeitungs- und Magazin-Apps auf Anzeigen tippen.

Die OMS (Agof Platz zehn), ein Verbund regionaler Verlage, will bei der DMEXCO Crossmedia-Produkte präsentieren. Damit könne zum Beispiel über Print-Anzeigen ein neues Automodell bekannt gemacht werden und schließlich über die Website der entsprechenden Zeitung über einen mit direkter Anmeldemöglichkeit eine Probefahrt generiert werden.

Im Online-Bereich stark sind auch die beiden großen privaten TV-Sendergruppen Pro-Sieben-Sat1 und RTL. Beide versuchen mit ihren Vermarktern Sevenone Media bzw. IP Deutschland naturgemäß das Thema Bewegtbild im Web zu pushen. Laut Nielsen lag der In-Stream-Markt 2010 bei etwa 66 Millionen Euro brutto - wobei nicht alle Vermarkter an Nielsen melden. Zuletzt wollten die beiden Rivalen im Netz sogar gemeinsame Sache machen und zusammen eine offene Video-Plattform nach dem US-Vorbild Hulu starten - das Kartellamt machte ihnen einen Strich durch die Rechnung und dürfte damit die Entwicklung der Online-Bewegtbildwerbung gebremst haben.

Außer den OVK-Vermarkterdickschiffen wird auch in diesem Jahr wieder eine Vielzahl kleinerer, aber nicht weniger wichtiger Performance-Marketing-Anbieter und digitaler Dialogdienstleister in Köln vertreten sein. E-Circle etwa wirbt mit einem "Cloud Data Management" für seine Software EC-Messenger. Über dieses sollen E-Mails in Millionenauflage personalisiert und schnell verschickt werden können. Das Münchner Unternehmen Intelli-Ad stellt seine Telefon-Tracking-Software vor, mit der Betreiber von Internetshops nachverfolgen können, welche Online-Marketing-Maßnahmen zum Kauf durch einen Verbraucher geführt haben - auch wenn die letztendliche Bestellung per Telefon erfolgte.

Auch der Deutsche Dialogmarketing Verband (DDV) ist mit einem Stand vor Ort und bietet dort eine Rechtsberatung an. Dr. Ulrich Wuermeling von der Kanzlei Latham & Watkins beantwortet Fragen zum Thema "Datenschutz im Internet". Neben den DDV-Justiziaren wird auch ein Vertreter der Kanzlei Lovells vertreten sein. (re)

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