Neue Zeitungskonzepte

Personalisierte Tageszeitung: Versuch und Irrtum

26.07.2011 - So smart die Idee einer personalisierten Tageszeitung auch klingen mag, so schwierig lässt sie sich offenbar in die Realität übertragen. Alle Konzepte, die mit dieser Idee bis dato an den Start gebracht wurden, verschwanden aus Rentabilitätsgründen schnell wieder von der medialen Oberfläche. "Solch eine Zeitung lässt sich ohne großen Partner und ohne umfassendes Marketingbudget nicht realisieren", sagt Gregor E. Dorsch, Mitgründer der weltweit ersten individuellen Tageszeitung "Personal News", die 2010 wieder eingestellt wurde.

Obwohl die Zeiten für personalisierte Zeitungen offenbar alles andere als rosig aussehen, will die Schweizerische Post einen erneuten Versuch wagen und startet im November den einjährigen Marktpiloten "My Newspaper". Die Zeitung soll es weltweit als digitales Angebot und in ausgewählten Schweizer Gebieten als im Digitaldruck produzierte Ausgabe geben. Dabei soll die Druckversion das "look and feel" einer echten Zeitung haben. Zum Start rechnet Swiss Post eigenen Angaben zufolge mit rund 1.000 Lesern. Diese sollen aus diversen Zeitungen verschiedene Ressorts aussuchen können. Eine Software des Schweizer Unternehmens Previon, die auch schon für die deutsche Individualzeitung "Niiu" eingesetzt war, stellt die personalisierte Tageszeitung dann mit den gewählten Inhalten
zusammen.

Und obwohl das nicht der erste Versuch des Schweizer Postdienstleis-ters ist, eine Individualzeitung auf den Markt zu bringen, glaubt das Unternehmen an das Gelingen des Projekts. "Wir haben heute eine neue eigene Software-Lösung zur Verfügung, haben eine eigene Druckmaschine direkt im Verarbeitungszentrum und können eine viel bessere Qualität der Zeitung gewährleisten", sagt Carsten Vossmeyer, Head of Industry, Press/Publisher bei Swiss Post International.

Knackpunkt des Projekts ist und bleibt jedoch die Gewährleistung der Business-Fähigkeit des Modells. So steht Swiss Post laut Vossmeyer aktuell in Verhandlungen mit zahlreichen Verlagen als Content-Lieferanten und versucht ein geeignetes Finanzierungskonzept für das Projekt zu finden. Als Partner konnten bis dato Schweizer Tageszeitungen gewonnen werden, die nicht nur lokal, sondern auch landesweit erscheinen. "In Deutschland sind es hauptsächlich regionale Tageszeitungen, mit denen wir verhandeln", so Vossmeyer weiter. Schwieriger sei jedoch der Dialog mit überregionalen Angeboten, die ihre Brands nicht gern mit anderen Titeln mischen lassen wollen. Finanziert werden soll die Zeitung außer durch zahlende Abonnenten bestenfalls auch durch Werbung in der Zeitung. Hier sieht Vossmeyer vor allem Chancen für lokale und zielgerichtete Werbemaßnahmen von Unternehmen. Dazu, wie dies im Detail aussehen soll, wollte Vossmeyer sich allerdings noch nicht äußern.

Um auf "My Newspaper" aufmerksam zu machen, will die Schweizerische Post zu gegebener Zeit die Werbetrommel rühren. Zum Launch der Zeitung soll es eine umfangreiche Kampagne geben.

"Niiu" sucht neue Distributionskanäle

Auch die deutsche Individualzeitung "Niiu" soll laut Mitgründer Wanja Sören Oberhof noch in diesem Jahr neu aufgelegt werden. Das Angebot des Unternehmens Interti war zu Beginn 2011 durch fehlende Investoren und damit verbundene Marketing-Power zunächst eingestellt worden. "Um profitabel zu sein, hätten wir 5.000 zahlende Leser gewinnen müssen. Dieses Ziel haben wir damals nicht erreicht, deshalb fiel die Entscheidung für eine Pause", sagt Oberhof.

Zum Neustart soll am Grundmodell des Angebots nicht gerüttelt werden. So werden Leser auch künftig Content aus den Ressorts diverser Zeitungstitel auswählen können, Interti will mit Verlagen ein entsprechendes Vergütungsmodell zur Nutzung für deren Inhalte aushandeln, und die Zeitung soll sich neben zahlenden Abonnenten wiederum durch personalisierte Werbung tragen. Erfahrungen konnten die "Niiu"-Herausgeber diesbezüglich schon sammeln. So boten sie beispielsweise mit dem Werbepartner BMW über personalisierte Einladungen in der Zeitung Probefahrten an und mit einem Nahrungsergänzungsmittel-Anbieter wurden Supplements jeweils nur für Männer bzw. Frauen beworben.

Ändern könnte sich allerdings der Distributionskanal der künftig erscheinenden "Niiu". "Da sich der Kanal Print hinsichtlich des Drucks und der Logistik als schwierig erwiesen hat, denken wir darüber nach, dies zu ändern und vielleicht sogar komplett davon Abstand zu nehmen", sagt Oberhof. Damit der erneute Start der Zeitung gelingt, haben sich die "Niiu"-Herausgeber außerdem einen Investor ins Boot geholt und wollen zum Launch mit entsprechenden Marketing-Maßnahmen Leser für das neue Produkt gewinnen.

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