02.02.2011 - In Anlehnung an den Bestseller von Richard David Precht habe ich mir in letzter Zeit häufig die Frage gestellt, zu welcher Branche wir gehören. Auf der Suche nach der "Ordnungsfrage" fand ich einige naheliegende, aber nicht zufriedenstellende Ansätze: Sind es die Leser der ONEtoONE? Sind es die Aussteller auf den Mailingtagen oder der CRM World oder ...? Sind es die Mitglieder des DDV?
In Ermangelung eines befriedigenden Ergebnisses stellte ich mir zwei neue Fragen: Warum will ich das überhaupt wissen, und warum ist das für unser Unternehmen wichtig? Meine Antwort lautet: Ich möchte wissen, wer unsere Interessen vertritt, wer wichtige Standards definiert, wer Anlaufpunkt für Branchen-Einsteiger ist, wer Themen und Innovationen vorantreibt, wer sich um die Ausbildungsstandards für Fachkräfte kümmert und so weiter.
An einem Beispiel wird deutlich, wie wichtig eine Vertretung "meiner Branche" wäre: Bei der Novellierung des Datenschutzgesetzes rotierte die Lobbying-Maschinerie aufs Heftigste. Vertreten wurden aber immer nur Partikularinteressen, die konkrete Geschäftsmodelle einzelner Protagonisten betroffen haben. Was fehlte, war eine Instanz, die den Datenschutz mit allem Für und Wider aus Sicht unserer Branche determiniert und autorisiert vertrat. Stattdessen wurde das Interesse der Wirtschaft auf den Aspekt "Datenschutz ist ein Kommunikationshindernis" verkürzt. Das Ergebnis war eine Lagerbildung in die guten Datenschützer und die böse Wirtschaft. Eine klug agierende Interessengemeinschaft hätte dies verhindern können.
Als mir klar war, warum ich wissen möchte, wozu wir gehören, ergaben sich daraus zwei weitere Fragen: Wie müsste ein solches Unterfangen organisiert sein, und worin gründet sich seine Autorisierung?
Ich habe nie an eine klassische Interessenvertretung oder einen neuen Verband gedacht - mit fester Organisation und einem Eigenleben mit Verbandsbürokratie und Machtinteressen. Vielmehr sollte es eine Plattform sein, die es ermöglicht, die Interessen selber wirkungsvoll zu vertreten. Und so kam ich zu dem Ergebnis, dass wir diese Interessenvertretung über eine Grassroots-Bewegung erreichen können. Dies wäre wirklich neu; und sie passt perfekt zu uns, da hierfür wirklich individuelle Kommunikation mit den Mitteln des geführten und gesteuerten Dialogs erforderlich ist.
Wenn die Eckpfeiler dessen, was uns verbindet, abgesteckt sind, kann sich jeder beteiligen, um die relevanten Themen zu setzen und eigene Aufgaben zu übernehmen. Eine derart basisdemokratische Bewegung bräuchte keinen Vorstand - jeder könnte sich für die Facetten des Themenkanons engagieren, die ihn besonders interessieren. Außerdem würde vermieden, dass Konzerne wie die Deutsche Post das Ganze dominieren.
Nachdem meine Gedanken konkrete Formen angenommen haben, bin ich zu dem nächsten und vorerst letzten Schritt gekommen: Ich beginne auszuloten, ob es dafür Koalitionäre gäbe, die Engagement, Zeit und ein wenig Geld investieren würden. Ziel ist eine Plattform, die selbstfinanziert ist. Jeder gibt so viel er möchte oder kann. Spenden autorisieren allerdings zu nichts - in diese Plattform kann sich niemand "einkaufen". Jeder bestimmt, für welches Thema er sich engagiert. Jeder hat die Möglichkeit, eigene Aspekte beizutragen, und kann für deren Relevanz werben. Die Plattform bietet Instrumente, wie diese "Meinungsbildung" konkret zu Ergebnissen führt.
Wer Interesse an einer solchen Bewegung hat und sich engagieren möchte, ist herzlich eingeladen, mit mir in den Dialog zu treten.
Harald Gall ist Geschäftsführender Gesellschafter von The Profiling Company GmbH in Hamburg
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