30.12.2010 - Die Bilanz der deutschen Werbeagenturen zur 23. Auflage des Eurobest Festivals in Hamburg kann wohl als solide, jedoch nicht als hervorragend bezeichnet werden. 50-mal Edelmetall gab es für die hiesigen Kreativschmieden. Damit konnten deutsche Agenturen zwar einen Award mehr mit nach Hause nehmen als im Jahr 2009, allerdings gingen sie dieses Mal bei der Vergabe der Grand Prix komplett leer aus. Das Siegertreppchen der erfolgreichsten Agentur aus deutscher Sicht konnte DDB Germany mit zehn Awards erklimmen, gefolgt von Grabarz & Partner mit acht sowie Ogilvy mit sieben Trophäen.
[f1]Besonders stark waren die Deutschen in der Kategorie "Design" (1-mal Gold, 4-mal Silber, 9-mal Bronze), besonders schwach in den Bereichen "Film Craft", "Integrated" und "Mobile" (jeweils keine Awards). "Deutsche Arbeiten sind immer sehr sauber und ordentlich gemacht", sagt Stefan Wübbe, Kreativchef von Kolle Rebbe und Eurobest-Juror der Kategorie "Direct". "Was den Deutschen aber häufig fehlt, sind ein wenig Verrücktheit, mehr Mut und große Cases, vor allem im Bereich der integrierten Kampagnen. So was kommt dann immer eher aus Schweden oder England."
[f2]Tom Hauser, Creative Director von Grabarz & Partner und Juror der Eurobest-Kategorien "Direct", "Promo" und "Integrated", ergänzt, dass deutsche Arbeiten oftmals durch eine brillante formale Idee überzeugen würden. "Arbeiten aus dem Ausland bestechen aber oftmals zusätzlich durch einen überraschenden Insight."
[hl]Nachholbedarf für Deutschland[/hl]Auch in der Kategorie "Interactive" fehlt es den deutschen Kreationen offenbar an Glanz. Lediglich Grimm Gallun Holtappels und Grabarz & Partner konnten dort Silber und Bronze mit nach Hause nehmen. Ganz anders die Schweden. Vor allem in den digitalen Kategorien punkteten die Skandinavier und holten allein im Bereich "Interactive" 8-mal Gold. Keine Überraschung war es dann wohl auch, dass mit DDB Stockholm eine schwedische Agentur zur Interactive Agency of the Year gekürt wurde.
"Richtig große interaktive Cases sind in Deutschland eine Seltenheit. Social-Media-Ideen aus Deutschland kratzen oft nur an der Oberfläche und schöpfen das mächtige Potenzial bei Weitem nicht aus", sagt Hauser dazu. Ein Trend, der sich nach Angaben des Kreativchefs von Grabarz & Partner aber weiter abzeichnet, ist, dass traditionelle Medien an Relevanz verlieren. "Die klassischen Medien bleiben trotzdem ein wichtiger Bestandteil im Media-Mix, gerade wenn es um reichweitenstarke Massenkommunikation geht. In Zukunft werden jedoch immer mehr Marken Online-Plattformen verschiedenster Art anbieten."
[f3]Auch Florian Grimm, Geschäftsführer der Agentur Grimm Gallun Holtappels (2GH), ist überzeugt davon, dass deutsche Agenturen gegenüber anderen europäischen Nationen noch viel aufzuholen haben. "Ich hoffe, dass so mancher Werber durch den Eurobest wachgerüttelt wurde. Viele Cases, die dort gewonnen haben, waren tolle Beweise dafür, dass das schubladenartige Denken der alten Schule nicht mehr funktioniert."
In der Kategorie "Direct" gab es immerhin sechs Awards für die Deutschen (2-mal Silber, 4-mal Bronze). Der Grand Prix ging in diesem Bereich an JWT Italia Milan für das "Auditorium" von Heineken Italien. "Die reale Inszenierung eines Events, der die Markenaussage `Heineken. Made to entertain` auf eine absolut unerwartete Art beweist, hat uns Juroren überzeugt", sagt Direct-Juror Hauser dazu. Auch Florian Grimm von 2GH war von der Kampagne während der Award-Verleihung begeistert: "Hier wurde bewiesen, dass nicht nur ein Mediaplan abgearbeitet, sondern dass eine Idee konsequent und sorgfältig durchgeplant wurde."
Die Kampagne "The Fun Theory" von DDB Stockholm hat besonders Tom Hauser überzeugt. "In diesem Case wurde alles richtig gemacht: Ein schlauer Insight, der mit dem Gedanken der Sustainability kombiniert wurde, ist überraschend in der realen Welt umgesetzt worden. Und zwar nicht nur einmal, sondern mehrmals, auch mit Hilfe der User."
[hl]Eurobest ohne Besucheransturm[/hl]Insgesamt reichten die Veranstalter des Eurobest mit 900 Besuchern nicht ganz an ihr gestecktes Ziel von 1.000 Gästen heran. Laut Stefan Wübbe könnte dies unter anderem mit dem späten Termin des Festivals in Verbindung stehen. "Das Festival zeigt das Beste, was es in Europa gibt, und ist, darüber hinaus, sehr gut organisiert." Allerdings kenne man, so Wübbe weiter, viele Arbeiten bereits aus Cannes. "Außerdem schicken offenbar einige Agenturen ihre Arbeiten hier nicht mehr ein, da viele Rankings bereits abgeschlossen sind." (Stephanie Lehnert)
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