05.07.2010 - Das Wettbieten um den insolventen Targeting-Dienstleister Wunderloop hat ein Ende. Gewinner ist Audience Science, ein US-Targeting-Unternehmen. Wunderloop habe sich "bewusst für einen global agierenden Partner entschieden" und sieht sich "nun besser aufgestellt als zuvor", so das Unternehmen. Die hiesige digitale Wirtschaft zeigt sich jedoch nicht unbedingt erfreut darüber, dass ein Keyplayer der deutschen Online-Branche nun in US-Hände fällt.
Noch ist in der entsprechenden Pressemitteilung nur die Rede von Plänen zur Übernahme von Wunderloop durch Audience Science - aber daran, dass diese auch umgesetzt werden, dürften kaum mehr Zweifel bestehen. Audience Science verfolgt laut CEO Jeff Hirsch eine kontinuierliche Wachstumsstrategie und will seine Präsenz in Europa stärken. Schon in den vergangenen Monaten hat das Unternehmen stark expandiert. Im Januar bezifferte das Unternehmen die Zahl seiner Mitarbeiter auf 130 Angestellte in 16 Ländern. Seitdem hat Audience Science ein Targeting-Netzwerk in Großbritannien auf den Markt gebracht (im Februar), im April erstmals einen Managing Director für die Region Asien und Pazifik angestellt und im Mai Consorte Media aufgekauft. Über das Ad Network sollen Werbetreibende spanischsprechende US-Bürger erreichen können. Nach eigenen Angaben agiert Audience Science profitabel und konnte 2009 im Vergleich zum Vorjahr ein Wachstum von 69 Prozent verzeichnen.
Audience Science hat nach eigenen Angaben seit 2003 mehr als 50.000 Online-Werbekampagnen profilbasiert und zielgerichtet ausgeliefert. Zu seinen Kunden gehören American Airlines, die "Financial Times", die Online-Ausgaben der "New York Times" und des "Wall Street Journal" sowie Nikkei.com. The Audience Gateway, die Targeting-Plattform des Unternehmens, soll 200 Milliarden Daten zu 386 Millionen Nutzern weltweit umfassen. Die Technologie soll offenbar mit jener von Wunderloop verschmolzen werden. Wunderloop-CEO Torsten Ahlers sieht durch die Transaktion "die Möglichkeit, Wunderloop-Technologie in die USA und weitere Märkte zu exportieren und unsere hiesigen Angebote gleichzeitig um das Angebot von Audience Science zu erweitern".
[f1]Wie Torsten Ahlers vor wenigen Wochen gegenüber ONEtoONE sagte, hatten sich mehr als 15 Interessenten an einem Kauf von Wunderloop gemeldet, darunter waren auch die Deutsche Telekom und United Internet. Beide konnten jedoch offenbar mit dem Angebot von Audience Science nicht mithalten. "Es ist ein Trauerspiel für den deutschen Markt, dass wir es nicht geschafft haben, eine deutsche Lösung zu finden", sagte Matthias Ehrlich von United Internet, der auch Vizepräsident des Bundesverbands Digitale Wirtschaft (BVDW) ist, gegenüber der Online-Ausgabe der "FAZ". Die Vermarkter-Allianz Ad Audience, der die Online-Vermarktungssektionen von RTL (IP Deutschland), Prosieben Sat.1 (Sevenone Media), Gruner & Jahr (G+J EMS) und Burda (Tomorrow Focus) angehören, die bisher die Technologie von Wunderloop auf Projektbasis einsetzte, wird künftig also offenbar die Targeting-Technologie eines US-Unternehmens nutzen.
Findet die Übernahme statt, verbleibt Nugg.ad als einziger unabhängiger Targeting-Dienstleister mit deutschen Wurzeln. Der Berliner Dienstleister versucht gerade, Werbetreibende von einer offenen und vermarkter-übergreifenden Targeting-Plattform zu überzeugen. (re)
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