24.12.2007 - Noch wird zu wenig getan, um Fachkräfte zu qualifizieren. Entscheider aus der Online-Branche, die sich gemeinsam für die Nachwuchsförderung stark machen, haben erste gute Ergebnisse erzielt.
Wichtigstes Thema beim zweiten nationalen IT-Gipfel in Hannover, bei dem sich kürzlich rund 500 Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft trafen, war der Fachkräftemangel in Deutschland. Trotz des fehlenden Nachwuchses will die Bundesregierung die Hürden für die Zuwanderung ausländischer Experten zunächst nicht weiter senken. "Erster Schritt ist, heimische Fachkräfte zu qualifizieren. Zweiter Schritt: offen für Zuwanderung sein", betonte Kanzlerin Angela Merkel. Was sie auf die IT-Branche im Allgemeinen bezogen hat, trifft auch auf die Dialogbranche im Speziellen zu: Es scheint ein Dilemma zu sein. "Die Unternehmen klagen zwar alle, aber keiner ist bereit, in Ausbildung zu investieren", sagt Harald Fortmann, Chef der AOL-Tochter Advertising.com und Vizepräsident des BVDW. "Dabei ist Weiterbildung ein so wichtiges Thema - nicht nur, um neue Fachkräfte heranzuziehen, sondern auch, um Mitarbeiter zu binden."
Bei Advertising.com habe man das Thema lange vernachlässigt und mit Quereinsteigern gearbeitet, die dann von anderen Unternehmen wieder abgeworben wurden. "Um dauerhaft etwas zu ändern, müssen sich die Firmen an die eigene Nase fassen." 2005 entstand der Plan, gemeinsam mit der Deutschen Dialog Akademie (DDA) einen Studiengang speziell für Nachwuchs im Internetbereich auf den Weg zu bringen. Fachwirt Online Marketing. Der Lehrgang startete im März dieses Jahres und endete im November. Die nächsten Runden beginnen kommenden April. Die Kurse finden über acht Monate lang berufsbegleitend an den Wochenenden statt. "Der Einsatz hat sich gelohnt", bilanziert DDA-Leiter Achim London. "Es macht riesigen Spaß, die überdurchschnittlich engagierten Studenten zu erleben. Aber mindestens ebenso viel Freude bereitet es, die Dozenten zu erleben, die ihre Aufgabe, dem jungen Marketingnachwuchs Neues beizubringen, allesamt mit Enthusiasmus angehen."
Die Leitung des Studiengangs in Köln und Hamburg verantwortet Prof. Hansjörg Zimmermann, der als Geschäftsführer der Agentur Das Goldene Vlies auch ohne diese Tätigkeit durchaus beruflich ausgelastet wäre. "Im Monat gehen dafür in Summe durchschnittlich 20 bis 30 Stunden drauf, dazu kommt dann noch meine Mediendesignprofessur an der Macromedia Fachhochschule der Medien in München." Die Vergütung für die Studienleitung bezeichnet Zimmermann als "übersichtlich"; es ist demnach nicht das Geld, das ihn an dieser Aufgabe reizt. "Wer selbst über schlechte Studien- und Weiterbildungsmöglichkeiten meckert, muss Alternativen bieten", betont Zimmermann. "Ein Umdenken ist bitter nötig." Bei Das Goldene Vlies habe man dem Thema Ausbilldung schon immer großen Stellenwert eingeräumt: "Ich bin höchst motiviert, mein Wissen weiterzugeben. Und ich bekomme viel Anerkennung, Ideen und Begeisterung zurück."Andreas Gahlert, Geschäftsführer von Neue Digitale, stellt die Räumlichkeiten seiner Agentur für den Studiengang in Frankfurt zur Verfügung. "Natürlich sind wir alle gut ausgelastet, bei aller Arbeit in der Agentur." Trotzdem dürfe man den Nachwuchs nicht aus den Augen verlieren: "Wir wollen den Nachwuchsmangel nicht bejammern, sondern das Problem aktiv angehen."
Der Lehrgang in Frankfurt läuft seit einigen Wochen, und das Feedback der Neue-Digitale-Mitarbeiter, die daran teilnehmen, sei durchweg positiv. Auch Studenten aus anderen Agenturen zeigen sich motiviert. "In meiner täglichen Arbeit werde ich mehr und mehr mit dem Thema digitale Medien konfrontiert", sagt Studienteilnehmer Frank Natelberg, Account Manager bei Brüggemann & Freunde. "Bislang wurde das Fachwissen lediglich durch Learning bei Doing gestärkt. Die Entscheidung, das Studium zu absolvieren, basierte auf dem unbedingten Wunsch, das Wissen von echten Profis am Stück vermittelt zu bekommen." Absolventin Eva Bednarski ist Projektleiterin bei der Online-Agentur Vancado. "Obwohl ich nun seit einigen Jahren im Online-Bereich arbeite, gibt es immer wieder Themen, die neu sind. Mit dieser Ausbildung bekommt man mehr als nur einen Einblick und qualifiziert sich wirklich in vielen Bereichen des Online-Marketings."
Um das Bildungsangebot auszuweiten, hat der BVDW die Akademie der Digitalen Wirtschaft eröffnet. "Mit nachfrageorientierten Angeboten, die im Laufe der nächsten Zeit aufgestockt werden, wollen wir dem Problem des Fachkräftemangels zu Leibe rücken", sagt Fortmann. Die virtuelle Akademie bringt Bildungsträger aus der Wirtschaft und dem Hochschulbereich zusammen, die gemeinsam Weiterbildungsangebote entwickeln. Erste Mitglieder sind etwa die Hochschule Karlsruhe und die Dekra-Akademie.
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de