Open Source öffnet Google alle Türen

29.11.2007 - Mobilfunk-Allianz arbeitet unter Googles Federführung an einem einheitlichen Betriebssystem für mobile Endgeräte. Und Open Social soll Entwicklern und Plattformbetreibern das Leben erleichtern.

Open Social heißt das neue Zaubermittel, mit dem der Internetkonzern Google seine Vormachtstellung im weltweiten Internet zementieren will. In der Online-Werbung und im Suchmaschinenmarkt ist das US-Unternehmen bereits Marktführer. Im mobilen Internet und im boomenden Social-Networking-Bereich sind die Kalifornier dagegen nur ein Player unter vielen.

Um das zu ändern, hat Google jetzt zwei internationale Allianzen ins Leben gerufen, die jeweils auf dem Open-Source-Prinzip basieren. Im Social-Bereich heißt das Projekt Open Social, im mobilen Internet Android. "Das ist ganz klar eine weitere Ausdehnung des De-Facto-Monopols von Google in immer weitere Bereiche des Online-Geschäfts", kommentiert Dr. Wolfgang Sander-Beuermann von der Suchmaschinen-Initiative Suma e.V. die jüngsten Ereignisse.

Bei Open Social arbeitet Google unter anderem mit Bebo, Engage.com, Friendster, My Space, Ning, Oracle, Placo, Salesforce.com, Six Apart, Viadeo und der Hamburger Business-Networking-Plattform Xing zusammen. Das konzerneigene Social Network Orkut ist natürlich auch dabei. Die Open-Social-Teilnehmer erreichen zusammen mehr als 200 Millionen Internetnutzer weltweit, womit Google auf einen Schlag den Social-Networking-Giganten Facebook in den Schatten stellt, der auf lediglich 60 Millionen Nutzer kommt.

Auf Facebooks SpurenDas US-Unternehmen Facebook, das erst vor Kurzem den Software-Giganten Microsoft als Investor gewonnen hat, hatte seine Plattform bereits im Mai für Entwickler geöffnet und war damit zu einer echten Bedrohung für Internetplatzhirsche wie Google und Yahoo geworden. Die Konzerne muss ten fürchten, dass Werbetreibende der ständig wachsenden Schar an Facebook-Nutzern folgen und ihre Online-Werbegelder in die erst vor drei Jahren gegründete Plattform stecken. Schließlich schickt sich Facebook mit der Öffnung für externe Programmierer an, zu einer Art Betriebssystem für das Internet zu werden. Bereits jetzt können die Nutzer eine Menge Services bei Facebook nutzen, für die sie früher auf andere Websites wechseln mussten.

Ähnliches hat Google jetzt mit Open Social vor - mit dem Unterschied, dass die von den Entwicklern geschriebenen Programme mit einer Vielzahl von Plattformen kompatibel sind. Die Open-Social-Allianz will gemeinsam drei Programmierschnittstellen (API) entwerfen, die sich um zentrale Datensätze von Netzwerken drehen: die Profile der Nutzer, deren Kontakte innerhalb des Netzes sowie ihre Aktivitäten auf der Plattform. Damit läuft die jeweilige Software in allen angeschlossenen Netzwerken. Zusätzlich verwendet Open Social Standardprogrammiersprachen wie HTML und Javascript. Bisher programmierten fast alle Online-Unternehmen ihre eigenen API-Varianten. Zum einen, um das Kopieren ihrer Geschäftsidee zu erschweren, zum anderen aus Gründen der Datensicherheit. Vor allem kleinere Plattformen dürften von dem Projekt profitieren, da die wenigsten Entwickler bereit sind, eine Vielzahl an unterschiedlichen APIs zu unterstützen.

Der größte Nutznießer dürfte aber Google sein. Schließlich wird die gemeinsame Plattform von Google-Mitarbeitern geschrieben und mit dem konzerneigenen Suchmaschinen-Marketing-Programm Ad Sense verknüpft. Nach Schätzung des Marktforschers Emarketer hat der Social-Networking-Markt derzeit ein Werbevolumen von etwa 900 Millionen US-Dollar. 2011 sollen es bereits 3,63 Milliarden Dollar sein.

Außerdem verschafft sich Google nach Ansicht von Branchenexperten durch die Allianz Zugriff auf die weltweit als äußerst wertvoll betrachteten Informationen, welche die Nutzer auf diesen Plattformen preisgeben. Google bestreitet das: "Der Austausch von Nutzerdaten ist zurzeit nicht möglich", sagt der zuständige Manager Joe Kraus. Für die Werber sind die Netzwerke nicht nur wegen der Profile interessant, sondern auch wegen der neuen Formen des Empfehlungsmarketings. So werden die Nutzer auf einigen Plattformen regelmäßig über die Aktivitäten ihrer Kontakte informiert, was sich unter Umständen auch verkaufsfördernd auswirken kann, zum Beispiel wenn CDs gekauft werden."Plötzlich hat die gesamte Social-Networking-Welt verkündet, sich gegen Facebook zusammenzutun, und Google ist in diesem Spiel ihr Quarterback", sagt Michael Arrington, der das berühmte IT-Weblog Tech Crunch betreibt. Wie das Spiel weitergeht, ist für ihn bereits klar: "Das Spielfeld ist jetzt wieder ausgeglichen, und keiner hat gewonnen. Außer Google, die gewinnen immer."

Android: Betriebssystem für HandysBei der Mobilfunk-Plattform Android arbeitet Google mit 45 namhaften Unternehmen zusammen, darunter das Online-Auktionshaus Ebay, die Handyhersteller LG, HTC, Motorola und Samsung sowie die Telekommunikationskonzerne T-Mobile, Telecom Italia, Telefónica, NTT Do Co Mo. Ziel der Allianz ist die Entwicklung eines einheitlichen Betriebssystems für mobile Endgeräte, um die Kommunikation der weltweit mehr als drei Milliarden Handynutzer untereinander zu verbessern.

Google schielt dabei auf den Zukunftsmarkt Mobile-Internet-Werbung, der nach Berechnungen des Marktforschers Opus Research in Eu ropa und in den USA bis 2010 auf mehr als fünf Milliarden US-Dollar anwachsen wird. Die jährliche Wachstumsrate soll 116 Prozent betragen. Um an diese Werbegelder heranzukommen, müssen möglichst viele Handy-User Google-Software nutzen. Dies geht besonders schnell, wenn man die Produkte verschenkt.

Microsoft hat es in den neunziger Jahren vorgemacht. Damals drängte der Software-Konzern viele Online-Unternehmen aus dem Markt, indem er Produkte wie den Internet Explorer zum vorinstallierten Gratis-Standardprogramm machte. Dadurch konnte sich nie ein kommerziell orientierter Browser-Markt entwickeln, und der Microsoft-Browser hatte lange Zeit ein Quasimonopol. Ähnliches erhofft sich Google durch das Verschenken eines Betriebssystems für mobile Telefone.

Impulse für Mobile MarketingAllerdings profitieren auch die Nutzer stark von diesem Modell. "Google mischt zumindest die Handy-Software-Hersteller Microsoft und Symbian gedanklich auf und spornt sie dazu an, besser zu werden. Das kann für den Endverbraucher nur gut sein", sagt Mark Wächter, der beim Bundesverband Digitale Wirtschaft (BVDW) die Fachgruppe Mobile leitet. Nach Ansicht des Unternehmensberaters sind die Handys derzeit viel zu tastenlastig. "Es macht keinen Spaß, auf einer Handytastatur eine Web-Adresse einzugeben. Das muss intuitiver werden", so Wächter. Außerdem vermisst er auf dem Handy Funktionen wie Multitasking. Zusätzliche Impulse erhofft er sich für das Mobile Marketing. "Wenn ich erst vernünftige Internetpräsenzen im mobilen Internet habe, ergibt auch mobile Display-Werbung Sinn." Derzeit scheitern viele Kampagnen an den unterschiedlichen Geräten und Betriebssystemen der Handys. brö

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