27.11.2007 - Deutschlands Versandapotheken sind in schwieriges Fahrwasser geraten. Ihnen droht im nächsten Jahr das wirtschaftliche Aus.
Grund: Der Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten steht unter politischem, juristi-schem und polizeilichem Beschuss.Der Vorhang für die Versandapotheken könnte bereits am 20. Dezember fallen. Dann nämlich entscheidet der Bundesgerichtshof (BGH) darüber, ob die niederländische Versandapotheke Doc Morris nur rezeptfreie oder auch rezeptpflichtige Medikamente auf Bestellung verschicken darf (Aktenzeichen I ZR 205/04).
Dabei geht es nicht um kleine Summen. Allein bei Doc Morris sind im vergangenen Jahr nach Unternehmensangaben 1,9 Millionen Rezepte eingelöst worden. Die Apotheke versendet täglich rund 6.000 Arzneimittelpakete. Jahresumsatz: 178 Millionen Euro, Tendenz steigend.
Wenn sich das BGH gegen Doc Morris entscheidet, dürfte dieser Umsatz zum allergrößten Teil wegbrechen. Das müsste auch Karl-Josef Laumann klar sein. Der CDU-Sozialminister aus Nordrhein-Westfalen hat dem Bundesrat einen Gesetzentwurf vorgelegt, wonach "verschreibungspflichtige Arzneien zukünftig nur noch in Apotheken und nicht mehr im Wege des Versandes abgegeben werden" dürfen. Laumann hält Internetapotheken für unsicher.
Rückendeckung erhält der Politiker vom Bundeskriminalamt (BKA). Die Polizeibehörde hat vor wenigen Wochen die Studie "Arzneimittelkriminalität - ein Wachstumsmarkt?" vorgelegt. Darin empfiehlt das BKA, den "Handel mit verschreibungspflichtigen Arzneien über das Internet zu hinterfragen und eine Handelsbeschränkung zu prüfen". Angesichts der "schnellen technischen Generierung neuer Homepages und der enormen Anzahl von illegalen Internetangeboten" könne der Bürger nicht mehr feststellen, ob er sich an einen legalen Anbieter wendet.
Der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) sind die nicht selten günstigeren Versandapotheken ohnehin ein Dorn im Auge. "Der Versandhandel mit Arzneimitteln untergräbt die Sicherheitsmechanismen der Apothekenpflicht", behauptet ABDA-Präsident Heinz-Günter Wolf. Außerdem schaffe beispielsweise eine Kooperation von Versandhändlern und Drogerien eine Beliebigkeit von Arzneimittelübergaben, die niemand wollen und die man schon gar nicht kontrollieren könne.
Eine derartige öffentliche Übermacht treibt die Versandapotheken auf die Barrikaden. "Das Versandverbot rezeptpflichtiger Arzneimittel wird nicht helfen, Arzneimittelfälschungen zu verhindern", sagt Johannes Mönter, Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Versandapotheken (BVDVA). "Das ist so, als würden Sie die Autobahnen abschaffen, um Raser aus dem Verkehr zu ziehen." Ohnehin müssten Versandapotheken mehr behördliche Auflagen erfüllen als Apotheken ohne Versanderlaubnis. Mönter: "Die Wahrscheinlichkeit, sich in einer deutschen, zugelassenen Versandapotheke eine gefälschte Arznei zu bestellen, ist null Komma null!"
In Deutschland gibt es nach Angaben des BVDVA rund 1.400 zugelassene Versand apotheken; allerdings betreiben nur etwa 20 das Geschäft in größerem Stil.
Martin Teschke
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