26.11.2007 - Der gelbe Riese aus Bonn feilt an der Post von morgen.
Weil die Konkurrenz in der klassischen Zustellung wächst und wächst, weicht die Deutsche Post zunehmend in Direktmarketing-Dienstleistungen aus. Jüngster Coup: der Eintritt der britischen Post-Tochter Williams Lea in den deutschen Markt.
Hinter Williams Lea steht ein Umsatz von weltweit 1,2 Milliarden Euro. Entsprechend selbstbewusst tritt der frisch gekürte Deutschland-Chef auf. "Durch den Marktstart von Williams Lea in Deutschland erhält das Thema Corporate Information Solutions hierzulande einen ganz neuen Stellenwert", sagt Klaus Nötzold. "Im Kern geht es darum, für große, zum Teil weltweit agierende Unternehmen Lösungen für die interne und externe Kommunikation umzusetzen." Nötzold verspricht "optimierte Kommunikationsprozesse wie einen besseren Informationsfluss und verbesserte Kundenkontakte - und natürlich spürbare Kostensenkungen".Dass der Markt dafür enorm ist, zeigt ein weiterer Coup: ein Exklusivvertrag mit dem Verlags- und Direktmarketingunternehmen Reader`s Digest in Höhe von rund 700 Millionen Euro.
In der Partnerschaft mit Reader`s Digest Association (RDA) ist Williams Lea verantwortlich für den Einkauf von Druckleistungen und Direktmarketingservices in 19 Ländern. Für den über sieben Jahre laufenden Auftrag übernimmt Williams Lea sogar 100 Mitarbeiter von Reader`s Digest, ergänzt durch 70 neue Williams-Lea-Mitarbeiter. Reader`s Digest verspricht sich von der Partnerschaft Einsparungen von 130 Millionen Dollar. Williams Lea denkt in noch größeren Dimensionen. "Die Exklusivpartnerschaft mit Reader`s Digest Association hat Pilotfunktion für die gesamte Branche", sagt CEO Nötzold.Zunächst einmal hat Williams Lea, seit Anfang 2006 eine 66,6-prozentige Tochter der Deutschen Post, in Deutschland gut 2.500 Mitarbeiter von der Deutschen Post übernommen. Williams Lea Deutschland sieht sich dadurch in der Lage, das gesamte Paket der Corporate Information Solutions anzubieten. Das Unternehmen fasst darunter Office Document Solutions, Customer Correspondence Management und Marketing Solutions zusammen.
Im Einzelnen geht es um den Betrieb von Poststellen in privaten Firmen, das Archivieren, Drucken und Digitalisieren von Dokumenten (Office Document Solutions). Unter Customer Correspondence Management versteht Williams Lea zum Beispiel den Versand und das Schreiben von Rechnungen und Briefen für Großunternehmen an deren Kunden. Weitere Leistungen bündelt Williams Lea unter dem Begriff Marketing Solutions. Hier geht es um Druckmanagement, Web-Entwicklung, Content-Management, beispielsweise den Entwurf von Mailings, sowie um Fulfillment und Distribution.
Die Deutsche Post erwartet von Williams Lea ein jährliches Umsatzwachstum in hohem zweistelligen Bereich. Für 2007 prognostiziert Williams Lea Deutschland einen Umsatz von 200 Millionen Euro. Und da die vollständige Liberalisierung des Briefmarktes nicht mehr fern ist, soll jetzt alles sehr schnell gehen. Bis Ende Januar 2008 muss der Eintritt in den deutschen Markt abgeschlossen sein. Das betrifft die Bereiche Direct Marketing Solutions, Inhouse Solutions (ehemals Deutsche Post In Haus Service), Print Solutions (ehemals Deutsche Post Print Production und Deutsche Post Print Com) sowie Document Solutions (ehemals Deutsche Post Dokumentenservices).
Die Ziele sind ehrgeizig. Es ist zwar nicht davon auszugehen, dass Pin und TNT, die großen Wettbewerber der Deutschen Post im Briefmarkt, ebenfalls derart stark in solche Mehrwertdienstleistungen investieren. Dennoch muss Williams Lea Deutschland in einzelnen Bereichen mit Konkurrenz rechnen - etwa Pitney Bowes, Arvato, Xerox oder Océ. Williams Lea Deutschland ist unbeirrt optimis tisch. "Der deutsche Markt für unsere umfassenden Kommunikationslösungen steckt zwar noch in den Kinderschuhen, ist aber vom Potenzial her der weltweit zweitgrößte Markt hinter den USA", sagt Nötzold. "Williams Lea Deutschland wird hier so erfolgreich agieren, wie die Williams Lea Gruppe es weltweit vormacht, und dieses Potenzial erschließen."
Martin Teschke
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