29.06.2007 - ONEtONE fragt: Finden Sie die grenzenlose Öffentlichkeit im Internet richtig?
Bei Google Street View (http://maps.google.com/help/maps/streetview) sind seit Kurzem echte Fotos etwa von nasebohrenden Fußgängern zu sehen - oder Bilder, die einen Blick hinter die Fensterscheiben von Privathaushalten erlauben.
Daniel Brüngger, Geschäftsführer der Züricher Agentur Brüngger Dialog & Werbung:Streetview wird ja erst dann richtig lukrativ, wenn es Google gelingt, dass nasebohrende Cabriofahrer nur noch gegen eine Gebühr von zehn Franken sichtbar werden. Dann wird Nasebohren wieder zum Kult. Und wer weiß: Vielleicht gelingt es mir sogar, Sabine aus Frankfurt beim Überqueren der Straße "ganz zufällig" und in fremder Begleitung zu ertappen? Allein - mir fehlt der Glaube. Die Idee finde ich dennoch toll, so kann ich mir aus jeder Stadt die Highlights für mein Fotoalbum runterladen, ohne den Ort bereisen zu müssen.
Alexander Kopp, Chef der Kölner Agentur die Gefährten: Als wäre man selbst vor Ort - faszinierend! Nur Beamen ist schöner - das gibt es leider noch nicht. Richtig spannend wird es erst, wenn jemand auf dem Foto zu sehen ist, der lieber nicht gesehen werden möchte. Das erspart Ehefrauen und -männern in Zukunft Kosten für Privatdetektive. Die Bilder zeigen nur das, was jeder, der vor Ort ist, auch sehen könnte - daher finde ich es nicht bedenklich.Volker Wiewer, Vorstandssprecher des E-Mail-Marketers E-Circle: Die Privatsphäre ist und bleibt ein wichtiges und schützenswertes Gut des Menschen. Das Internet hat zwar das Recht, sich als revolutionäres und innovatives Medium zu bezeichnen - das Recht, als neues Medium traditionelle Richtlinien und Gesetze umzukrempeln und zu ignorieren, hat es jedoch nicht.
Niklas Frings-Rupp, Managing Director der Hamburger Miami Ad School: Es ist schon gespenstisch, wenn man Google Street View zum ersten Mal sieht. Andererseits wird man sich daran genauso gewöhnen wie an alle anderen Neuerungen, die die Technologie möglich macht.
Christopher Quente, Creative Director bei der Münchner Agentur Berger Baader Hermes:Wir freuen uns, wenn sich ein Konsument öffentlich darstellt - und laut Forschung tut dies zirka ein Prozent der Bevölkerung auch sehr gerne. Die anderen 99 Prozent haben sich ein wenig Frieden verdient. Sie werden als Zuschauer benötigt.
Mark van Loon, geschäftsführender Gesellschafter von Boomerang Medien in Hamburg:Auch im Internet sollte beachtet werden, dass Menschen ihre Zustimmung geben müssen, wenn sie genannt oder abgebildet werden. Eine Ausnahme wäre - nebst Personen des öffentlichen Interesses - ein redaktioneller Inhalt, der in diesem Zusammenhang aber nicht gegeben ist. Die Nichtachtung der Privatsphäre in solchem Ausmaß ist meiner Meinung nach ethisch nicht vertretbar.
Harold Wolf, Geschäftsführer des Münchner Adressdienstleisters Acxiom: Die grenzenlose Öffentlichkeit im Web ist nicht richtig. Allerdings zeigt sich hier ein deutlicher Trend zur wachsenden Bedeutung von raumbezogenen Informationen. Die marktführenden Unternehmen sichern sich schon lange einen Wettbewerbsvorteil bei der Marktdurchdringung durch die Einbeziehung von Geomarketing-Informationen.
Sebastian Sommerer, Head of Sales von Global Media in München:In einer peinlichen Situation gefilmt zu werden kann einem überall passieren. Nur weil Google jetzt Bilder ins Netz stellt, halten die Medien die Privatsphärenfahne hoch. Außerdem: Wer erwischt wird, ist selber schuld. Wie meine Oma immer sagte: "Junge, benimm dich in der Öffentlichkeit, dann kann man auch nicht mit dem Finger auf dich zeigen!"
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