"Wir werden weiter Gas geben"

21.06.2007 - Matthias Falkenberg spricht im ONEtoONE-Interview über die Zukunft der Online-Welt und die Expansion von Seven One Interactive

Seven One Interactive ist in der Liste der größten Vermarkter innerhalb von zwei Jahren vom zehnten auf den dritten Platz geklettert. ONEtoONE sprach mit Geschäftsführer Matthias Falkenberg über die Strategie der Pro-Sieben-Sat-1-Tochter, die wachsende Bedeutung von Bewegtbildern sowie über die Zeit nach dem Web-2.0-Hype.

Wie sieht der weitere Fahrplan aus? Bleibt Seven One Interactive auf der Überholspur? Ja, unser Ziel ist es, unsere hohe Relevanz im TV-Markt auch auf den Online-Werbemarkt zu übertragen. Deshalb haben wir eine Online-Offensive gestartet und in kurzer Zeit stark in die relevanten Online-Wachstumsfelder investiert: in den Instant-Messenger ICQ, die Videoplattform MyVideo.de, die Social-Community Lokalisten.de und den Preisvergleichsdienst Billiger.de. Kurz gesagt: Wir haben im Online-Bereich sehr viel Boden gut gemacht und werden weiter Gas geben.

Planen Sie etwa weitere Übernahmen oder Vermarktungsdeals?Wir werden unser Portfolio noch in diesem Jahr um mindestens eine neue Plattform erweitern und ein weiteres Online-Segment mit gro ßem Reichweiten- und Vermarktungspotenzial besetzen.

Und wie sieht Ihre Strategie aus?Mit dem Sprung unter die drei größten Vermarkter haben wir bereits ein großes Ziel erreicht. Um diese Position weiter auszubauen, nutzen wir unsere Vorteile gegenüber reinen Online-Portalen konsequent. Denn die großen emotionalen Themen rund ums Entertainment finden bei uns nicht nur im Fernsehen, sondern auch im Netz statt. Wir profitieren redaktionell von TV und können diese Strahlkraft mit Cross-Promotion auf unseren Online-Angeboten schnell und effektiv übertragen. Das beste Beispiel ist ICQ: Wir haben den Instant Messenger mit rund 3,5 Millionen aktiven Nutzern übernommen und erfolgreich mit Pro Sieben und Sat 1 verknüpft. Mittlerweile haben wir fast acht Millionen ICQ-User!

Ein weiteres wichtiges strategisches Thema ist Video-Advertising. Im Bewegtbild sehen wir den größten Wachstumstreiber der Online-Werbung. Wir wollen in diesem Bereich - auf Basis der audiovisuellen Kernkompetenz unseres Mutterhauses - marktführend werden.

Wo liegen Ihre Schwerpunkte?Das Internet wird sich weiterentwickeln. Die nächste Ent wicklungsstufe wird jedoch nur auf Basis neuer Technologien möglich sein und stärker in Richtung mobiler Endgeräte und neuer digitaler Plattformen gehen. Aber inhaltlich wird Bewegtbild wahrscheinlich die letzte echte Entwicklungsstufe des WWW sein. Und da haben wir viel zu bieten: Wir besitzen die originären Contents - und verfügen mit MyVideo.de und unseren Sendermarken über sehr beliebte Plattformen. Optimale Voraussetzungen also, um auch in der Bewegtbild-Vermarktung die Nummer eins in Deutschland zu werden. Darüber hinaus werden wir auf das Top-Thema Targeting setzen.

Sie meinen also: Nach Bewegt bildern ist Schluss?Das Internet wird sicherlich immer wieder neue Themen voranbringen. Aber am Ende fokussieren die Nutzer nur die Applikationen, die einen echten Mehrwert bringen: So bieten etwa E-Mail, Kommunikation, Informa tion, Transaktion oder Shopping einen klaren Nutzen. Aber Basis und Startpunkt ist und bleibt Entertainment. Bewegte und emotional bewegende Bilder sind heute und morgen ein wichtiges Asset im Netz. Auf Video-Content wird inhaltlich nichts folgen, was eine breite Zielgruppe anspricht.

Seven One Interactive engagiert sich überdurchschnittlich stark im Web-2.0-Bereich. Ist das der berühmte Me-too-Effekt, oder steckt eine längerfristige Strategie dahinter?Wir sind das führende deutsche TV-Haus - eine Online-Plattform, die von Audiovisualität lebt, passt daher sehr gut zu unserer Kernkompetenz. Außerdem schafft eine Web-2.0-Plattform per se eine sehr hohe Aufmerksamkeit und garantiert eine dynamische Reichweite. Wir sind hier im Vergleich zu Medienunternehmen, die ihre Contents kaufen oder aus Kooperationen gewinnen müssen, sicher besser aufgestellt.

Zudem bedienen wir mit unseren Entertainment-Inhalten auf der Plattform My Video.de ein Grundbedürfnis der heutigen Mediengeneration: Unterhaltung im Internet. Entertainment avanciert immer stärker zum sozialen Klebstoff des 21. Jahrhunderts. Die Menschen reden am liebsten über Inhalte wie "Germany´s next Topmodel" oder "DSDS". Mediale Leuchttürme, die allein mit ihrer Emotionalität für Gesprächsstoff sorgen, die Themen setzen und Menschen verbinden, werden in fragmentierten Märkten immer wichtiger. Der Web-2.0-Hype wird sich zwar sicherlich wieder abkühlen. Von einer Modeerscheinung kann aber - vor allem im Bereich Bewegtbild - überhaupt keine Rede sein.

Gibt es ein Exit-Szenario für die Zeit nach dem Hype?Der Trend, private Dinge ins Internet zu stellen oder sich selbst zu inszenieren, wird anhalten. Denn dieser ist schlicht und einfach soziologisch und sozialpsychologisch begründet. Außerdem werden sich die Menschen verstärkt via Bewegtbild informieren und unterhalten, entweder klassisch "just in time" oder zeitversetzt "on demand". Knapp 70 Prozent der Mediennutzung der 14- bis 29-Jährigen findet bereits heute vor Screens statt. Das zeigt, wie sehr unsere Medien so zialisierung audiovisuell geprägt ist. Diese Prägung bleibt auch im Erwachsenenalter. Außerdem wird unsere interaktive Lean-Forward-Haltung aus den jungen Jahren schrittweise durch die eher bequeme und entspannte Lean-Back-Haltung ersetzt. Insofern wird die Relevanz der Videoplattformen eher noch zunehmen.

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