30.12.2006 - Whitelist-Projekt bestraft E-Mail-Marketing-Dienstleister / Anforderungen werden eventuell erhöht / Experte lobt strenges Vorgehen
Die Certified Senders Alliance (CSA) hat ihren ersten großen Härtetest erfolgreich bestanden. Das Whitelist-Projekt der Branchenverbände Eco und DDV schreckte auch vor großen Namen bzw. großen Beitragszahlern nicht zurück, als sich nach dem Versand einer französischen E-Mail-Werbung überdurchschnittlich viele Provider beschwerten.
Das Kontrollgremium um Projekt leiter Sven Karge reagierte sofort und nahm die Server des Münchner E-Mail-Marketers E-Circle binnen weniger Stunden von der Whitelist. In der Folge waren die Aussendungen der E-Circle-Kunden fast zwei Wochen lang nicht mehr automatisch vor dem Aussortieren durch die Spam-Filter der teilnehmenden Provider geschützt. Erst nachdem sich E-Circle zu nicht näher angegebenen Maßnahmen verpflichtet hatte, kehrten die Server in die Whitelist zurück.
Karge begründete die strenge Bestrafung mit der Schwere des Verstoßes gegen die CSA-Richtlinien. "Das Beschwerdeaufkommen war so groß, dass wir schlichtweg keine andere Möglichkeit hatten, als unverzüglich und rigoros vorzugehen.".
Bei kleineren Verstößen wird den Versendern eine Frist von 24 Stunden gewährt, um Stellung zu nehmen. "Wir mussten bei E-Circle so handeln, sonst hätten wir bald keine Whistelist mehr, sondern eine Greylist", sagt Karge.
Rückendeckung bekommt er vom E-Mail-Marketing-Experten Dr. Torsten Schwarz: "Man muss schnell reagieren, um nach außen zu zeigen, dass das System funktioniert." Auch Karge ist der Auffassung, dass sich die Verfahrensweisen bewährt haben. Trotzdem prüfe die CSA eine Erhöhung der Anforderungen. Gleichzeitig müssten die Versender ihren Kunden klar machen, was der Ausschluss aus der Whitelist bedeute.
Bei E-Circle stieß die Whitelist-Verbannung auf starke Kritik. "Das war eine übertriebene Aktion, weil wir den Kunden sofort vom Server genommen haben", sagt Marketingchef Rolf Anweiler. Der Kunde, die französische Firma Impact Net, hat unterdessen schriftlich versichert, nur erlaubnisbasierte Adressen benutzt zu haben. Anweiler vermutet, dass die Daten relativ alt waren, so dass viele Verbraucher die Mail als Spam markierten, obwohl sie zuvor ein Opt-in gegeben hatten. Die CSA habe dies gar nicht näher überprüft.
Dass es gerade E-Circle getroffen hat, ist Anweilers Meinung nach "reiner Zufall" gewesen: "Wir verschicken im Kundenauftrag monatlich über 200 Millionen absolute saubere Mails." Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen könne sich ein Versender nicht hundertprozentig gegen Missbrauch schützen. Es sei lediglich möglich, bei Bedarf Neukunden auf ihre Reputation hin zu überprüfen und deren Adressenliste auf ihre Reinheit zu testen. Der betroffene Kunde sei aber ein Bestandskunde gewesen. "Das wäre jedem anderen Versender auch passiert", so Anweiler. E-Circle werde aber trotzdem Nachbesserungen am Qualitätsmanagement vornehmen.
Damit ist Anweiler auch gut beraten, denn bei einem erneuten Verstoß gegen die Verfahrensordnung könnte E-Circle ganz von der Whitelist fliegen. Dazu müssen bei einer Aussendung lediglich zwei Promille der E-Mails oder mehr als 100 Mails rechtswidrig sein, was die CSA allerdings genau belegen müsste.
Neben internen Maßnahmen kündigte Anweiler auch an, rechtliche Schritte gegen den Kunden zu prüfen. In diesem Sinne rät Schwarz allen Versendern, Schadensersatzansprüche in den Verträgen zu verankern. "Dann ist auch Geld für das PR-Krisenmanagement vorhanden."
Unterdessen ist die Bertelsmann-Tochter Lycos Europe der CSA beigetreten. Damit erhöht sich die Zahl der teilnehmenden Provider auf acht. Diese gehören zu den zwölf größten Providern des Landes, die zusammen 95 Prozent des Marktes abdecken. brö
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