Keine Frage der Ehre

30.06.2005 - Kommentar zur Globalisierung im Direktmarketing

Seit dem Fall des Eisernen Vorhangs leiden viele deutsche Unternehmen unter harter Konkurrenz. Preisverfall, Lohndruck und Entlassungen sind die häufigste Folge, die Standards eines schützenswerten Produktions- und Beschäftigungstandorts werden in Frage gestellt. Andererseits bringt die zunehmende Internationalisierung der wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen seit Jahrhunderten ein deutliches Plus an Wohlstand, Sicherheit, Bildungschancen und Bürgerrechten - da kann man grundsätzlich kaum dagegen sein. Was tun?

Im Einzelfall mag man Kunden davon überzeugen, dass deutsche Qualität eine höhere Entlohnung verdient. Doch im Durchschnitt zieht das Schnäppchenangebot.

Gerade Dialogmarketer wissen dies und leben davon. Das Label "Made in Germany" spielt in der Druckindustrie keine Rolle mehr. Niemand sollte ernsthaft von Geschäftspartnern erwarten, dass sie wegen patriotischer Gefühle oder aus lauter Mitleid für unterbezahlte Angestellte auf den Preisvorteil verzichten, nur im Inland produzieren und teuer einkaufen.

Selbst, wenn man das Standortargument im Marketingkontext für glaubhaft hält: Die moralische Dimension der Auslandsproduktion schwindet zusehends, und das ist gut so. Druckdienstleister leben vom technischen Fortschritt, den der internationale Wettbewerb iniziiert. Auch dieser kostet Arbeitsplätze, und kein Geschäftsführer beklagt sich darüber.

Letzlich werden Unternehmen ihrer sozialen Verantwortung am besten gerecht, indem sie erfolgreich sind. Nur so werden Stellen geschaffen. Und bei international expandierenden Kunden profiliert man sich mit der "Ohne-uns"-Pose kaum als zukunftsfähiger Partner. Hier darf man sich mitunter auch von deutschen Entscheidern mehr Flexibilität wünschen, vielleicht mehr Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, den Wandel zu bewältigen. Mittelfristig werden die inner-europäischen Preisunterschiede keine große Rolle spielen. Bis dahin werden sich etliche Dienstleister neu positioniert haben, einige profitieren, andere verschwinden. Wer seine Stärken kennt und neue entdeckt, hat alle Chancen, dann noch dabei zu sein.
Anja Schnake

Ihr Guide im New Marketing Management - ab 6,23 im Monat!

Hat Ihnen diese Beitrag weiter geholfen? Dann holen Sie sich die ONEtoONE-Premium-Mitgliedschaft. Sie unterstützen damit die Arbeit der ONEtoONE-Redaktion. Sie erhalten Zugang zu allen Premium-Leistungen von ONEtoONE, zum Archiv und sechs mal im Jahr schicken wir Ihnen die aktuelle Ausgabe.

Diskussion:

Vorträge zum Thema:

  • Bild: Prof. Dr. Claudia Bünte
    Prof. Dr. Claudia Bünte
    (KIRevolutionKIRevolution - Institut für Marketing-Innovation)

    Von Mad Man zu Math Man - diese Skills sind im Marketing zukünftig wichtig

    Was braucht es, um Marketing im digitalen Zeitalter erfolgreich zu gestalten? Diese Keynote richtet sich an Digitalunternehmen, E-Commerce-Betreiber:innen und Agenturleitungen, die wissen wollen, welche Denkweisen und Kompetenzen in Zukunft wirklich zählen.

    Prof. Dr. Claudia Bünte zeigt, wie sich Marketing durch den Einsatz von KI grundlegend verändert - weg vom kreativen Bauchgefühl ("Mad Man"), hin zu daten- und technologiegestütztem Arbeiten ("Math Man"). Dabei geht es nicht nur um Tools, sondern vor allem um das große Bild: Welche Rolle spielen Menschen künftig im Marketing?

    Die Keynote inspiriert zum Perspektivwechsel und motiviert, die eigene Rolle im Marketing neu zu denken - strategisch, mutig und zukunftsorientiert.

    Vortrag im Rahmen der Daten & KI 25. am 03.09.25, 09:00 Uhr

Anzeige
www.hightext.de

HighText Verlag

Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling

Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de

Kooperationspartner des

Folgen Sie uns:



Besuchen Sie auch:

www.press1.de

www.ibusiness.de

www.neuhandeln.de