"Über Geld lässt sich alles lenken!"

28.12.2003 - eBay Deutschland nach Einführung der neuen Shops

Das Internet-Auktionshaus eBay Deutschland will trotz der Ausdehnung kommerzieller Anbieter weiter an seinem Endverbraucherkonzept festhalten. "Unsere Kernzielgruppe ist und bleibt C-to-C", sagt Konzernsprecher Joachim M. Guentert bei der Vorstellung des neuen eBay-Shop-Modells (siehe Kasten). Begründung: "B-to-B-Marktplätze gibt es genug, und im C-to-C-Markt liegt unsere Kernkompetenz."

Obwohl in letzter Zeit vermehrt große Unternehmen wie Quelle eBay als Verkaufsfläche entdeckt haben, liege der Anteil von Privatpersonen und kleinen Unternehmen immer noch bei 95 Prozent. Und das soll auch weiterhin so sein: "Eines der Erfolgskriterien von eBay ist die Buntheit des Marktes. Und die Buntheit kommt durch den privaten Handel", so der Leiter der Unternehmenskommunikation weiter. Wenn eBay ein reiner B-to-B-Marktplatz wäre, gäbe es dort nur "standardisierte Produkte und wenig Unterhaltsames". Auf jeden Fall wäre eBay dann keine Community mehr. Und gerade dieses Modell ist laut Guentert bei eBay "stark verankert".

Dass große Händler gegen eBays Willen die Oberhand gewinnen, lässt sich seiner Meinung nach leicht verhindern: "Man kann über Geld alles lenken!" Wirksamstes Mittel sei das bei eBay praktizierte Modell der "ökonomischen Demokratie": Großunternehmen bekommen bei eBay keine günstigeren Konditionen oder Umsatzvergütungen, sodass Quelle genauso viel für das Einstellen von Artikeln zahle wie der Hobby-Philatelist, der ab und zu einen Satz Briefmarken bei eBay verkauft.

Insofern bestehe auch nicht die Gefahr, dass sich der bisherige Sympathieträger und Kult-Anbieter eBay langfristig zum verhassten Großkonzern und Quasi-Monopolisten entwickelt. Unter anderem auch deshalb, weil eBay alles tue, um nicht den direkten Kontakt zum User zu verlieren. In diesem Sinne werden regelmäßig Verkäufer zu eBay eingeladen, um Anregungen für Verbesserungen zu erhalten. "Das ist sicherlich der erste Schritt, um mit zunehmendem Wachstum auch Sympathieträger zu bleiben", erklärt Guentert.

Um das Wachstum muss sich eBay übrigens wenig Sorgen machen. Der Umsatz erhöhte sich im dritten Quartal dieses Jahres um 72 Prozent auf 1,26 Milliarden Euro nach 733 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Einige Analysten waren trotzdem beunruhigt. Der Grund: Bislang hatte eBay fast immer hundertprozentige Umsatzsprünge hingelegt, sodass die Börsenexperten einen Crash wie in New-Economy-Zeiten befürchteten. So wurde ein Routinebesuch von eBay-Chefin Meg Whitman bei eBay Deutschland in der Presse gleich als hektischer Rettungsversuch der Konzernzentrale interpretiert. "Das ist leider etwas überspitzt worden", sagt Guentert. Wenn in einem Rekordsommer, in dem die Leute lieber nach draußen gehen als vor dem Computer zu sitzen, das Wachstum zur Abwechslung mal nicht deutlich über 100 Prozent liege, dann sei das "nicht unbedingt ein Warnsignal".

Ganz im Gegenteil: Über das ganze Jahr gerechnet erwartet eBay einen Anstieg des Handelsvolumens von rund 100 Prozent auf fünf bis sechs Milliarden Euro. Das entspricht etwa einem Fünftel des deutschen Versandhandelsgeschäfts. Damit ist eBay nach vier Jahren Präsenz in Deutschland schon größer als der Versandriese Quelle. Zudem geht Whitman davon aus, dass es bei eBay Deutschland dieses Jahr ein "Rekordweihnachtsgeschäft" gibt.

Daher sollte Guenterts Meinung nach "selbst der Konservativste und Vorsichtigste mittlerweile erkannt haben, dass das eBay-Geschäftsmodell nicht nur ungewöhnlich, sondern auch erstaunlich robust und unabhängig von wirtschaftlichen Strömungen ist". Schließlich boome eBay auch dann, wenn die Wirtschaft schwächelt. Guentert führt dies darauf zurück, dass es "bei uns Qualitätsware zu günstigeren Preisen gibt", was der schäppchenverliebte deutsche Verbraucher besonders zu schätzen wisse. Insofern sei ein Ende des Booms noch längst nicht abzusehen. Schließlich gebe es noch viele Möglichkeiten, das eBay-Erfolgsmodell auszubauen. Als Beispiele nannte er private Tupper-Party-ähnliche Verkaufsveranstaltungen und Offline-Shops, die Verkaufsartikel gegen Gebühr im Internet anbieten. "Wir sind da noch ganz am Anfang", so Guentert. brö

Das neue eBay-Shop-Modell Das neue Konzept bietet Verkäufern unter anderem wesentlich längere Laufzeiten sowie die Möglichkeit, die Shop-Seite individuell zu gestalten. Außerdem können die Nutzer jetzt 19 statt bisher elf eigene Shop-Kategorien anlegen und weitere Artikel bewerben. Dafür sind die Shops jetzt kostenpflichtig. Nach einer einmonatigen Testphase fällt eine monatliche Shop-Gebühr von 9,95 Euro an.

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