23.11.2003 - Distanzhandelsbranche traf sich zum siebten Mal in Wiesbaden
von Christina Rose
"Der Versandhandelskongress war eine runde Sache. Den Veranstaltern ist es gelungen, den Spannungsbogen von der ersten bis zur letzten Minute aufrechtzuerhalten", sagt Patrick Palombo, Geschäftsführer der Düsseldorfer Liesegang Optoelectronics, über die mittlerweile zum Kult-Event avancierte Veranstaltung. Auf dem Deutschen Versandhandelskongress und der Fachmesse Mail Order World am 6. und 7. November 2003 traf sich zum siebten Mal die Distanzhandelsbranche in Wiesbaden. Dort haben es die Veranstalter laut Palombo wieder einmal verstanden, "pragmatischen Nutzen und familiäre Tradition zusammenzubringen".
Auch in diesem Jahr konnte die Gemeinschaftsveranstaltung des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels (bvh), des Branchentitels Der Versandhausberater und des Organisators management forum in Bad Homburg mit einem Besucherzuwachs aufwarten: Am Kongress nahmen rund 700 bis 800 Fachbesucher teil. Das entspricht einem Zuwachs von mindestens 100 Teilnehmern gegenüber dem Vorjahr. Auf dem Messeparkett tummelten sich rund 160 Aussteller, zwanzig mehr als noch 2002. Kongressteilnehmer inklusive kamen geschätzte 1.500 bis 1.700 Besucher auf die Messe.
Aber nicht nur Masse, sondern auch Klasse prägte das Event: Die Branche samt Versandhandelsprominenz feierte bereits auf dem Vorabend-Get-together und nahm im Laufe der Veranstaltungstage an einem gut besuchten und gehaltvollen Kongress teil. Andreas Schneider, Geschäftsführender Gesellschafter vom Versandlogistiker Mail-Log in Bonn, schätzt die "unglaubliche Ansammlung von Kompetenz" auf dem Event. Auch Christian Petersen, CCO des Hamburger Suchmaschinenmarketers eprofessional, war "begeistert von dem Klassentreffen, auf dem alle vertreten waren, die in der Branche Rang und Namen haben". Ralf Stuhr, Chef der Hamburger Agentur Springer & Jacoby Direct, freut sich über "kompetente Besucher, Spitzenvorträge und gute Kontakte". Stuhr: "Die Veranstaltung war eine runde Sache - von den Partys über den Kongress bis hin zur Messe."
Robert Möstl, Inhaber der DM-Beratung DM C & C in Hennef, sieht das Wiesbadener Event als "ideale Veranstaltung für die Zielgruppe Versandhandel", denn dort werde dem Branchentrend nach pragmatischer Orientierung entsprochen. "Die Versender wollen keine Rundumberatung, sondern auf den Punkt gebrachte Einzellösungen", so Möstl.
Die Stimmung der Teilnehmer war dementsprechend gut. Im Kongress begrüßten Martin Groß-Albenhausen, Herausgeber des Versandhausberater, und bvh-Präsident Rolf Schäfer die Teilnehmer. Schäfers Fazit: "Der Versandhandel hat in Krisenzeiten durch Flexibilität große Stärke gezeigt." Aad Weening, Secretary General des europäischen Branchenverbands AEVPC/EMOTA in Brüssel, referierte über "die Mühlen der europäischen Gesetzgebung" (Groß-Albenhausen) und die Lobbyarbeit, mit der bestmögliche Bedingungen für die Mitgliedsunternehmen erzielt werden sollen. Mit Verve hielt Key-Note-Speaker Dr. Michael Badke, Vorstand Einkauf bei Quelle, einen Vortrag darüber, "wie man Kunden ins Staunen versetzt und wie der Versandhandel Marktanteile (zurück-)gewinnen kann". Badke: "Egal ob Weiße Ware oder Küchenexpansion: Wir haben die Chance, bei den Marktanteilen weitaus mehr zu reißen", wirbelte der Quelle-Mann durchs Programm. Das funktioniere etwa zur Kundenbindung dank (ungewöhnlicher) Services oder "schwiegersohnähnlicher Testimonials". Badkes Motto: "Ohne Kür kein Hype!"
Dr. Ralf T. Kreutzer, Geschäftsführer der Deutschen Post Direkt, sah auf der Veranstaltung "erste Anzeichen einer Aufbruchstimmung in der Branche" und schätzte wohl auch daher den Branding-Vortrag von Bernd M. Michael. Der CEO und Chairman der Grey Global Group in Düsseldorf sprach über "Herausforderungen und Chancen für den Versandhandel von morgen". Kreutzer: "Bernd Michael hat der Branche sehr konstruktiv den Spiegel vorgehalten und gezeigt, dass alle gemeinsam für Image und wirtschaftliches Standing der Branche verantwortlich sind." Das stimme mit Kreutzers Einschätzung überein, dass man in der Branche wieder aufnahmefähig für Innovationen und bereit zum Handeln sei. Zum Thema International referierte Pascal Clement, Gründer des russischen Versandhauses Pokupki Na Dom (PND), als Keynote-Speaker über die Erfolgsstory des seit 1996 bestehenden Moskauer Unternehmens. PND verschickt monatlich 2,5 Millionen Postsendungen bzw. Kataloge und rund 300.000 Pakete.
Um den "Markt der Zukunft", nämlich Osteuropa, ging es auch im Vortrag von Harald Gutschi, Vorstand von Neckermann Versand Österreich in Graz. Der Markt "von Danzig bis Dubrownik", das Terrain der ehemaligen K-und-K-Monarchie, sei wegen seines Potenzials von 82 Millionen Menschen interessant. Gutschi: "Ab 2005 werden wir dort mehr Umsatz generieren als in Österreich." Voraussetzung für gute Geschäfte in den neuen Märkten sei, First Mover zu sein. "Die neuen Märkte liegen vor der Haustür", sagt Gutschi und meint damit, dass derzeit Expansionen in die Märkte GUS-Staaten, Baltikum und Südosteuropa nutzbringend seien: "Sie müssen aber jetzt einsteigen, in zehn Jahren ist es zu spät."
Kurzum: Der Kongress punktete mit starken Inhalten. Nach den Worten von Groß-Albenhausen ist ein hochwertiger Kongress Garant für eine erfolgreiche Messe, denn: "Beide Veranstaltungen müssen sich ergänzen und stützen." Von einem unverhältnismäßigen Wachstum des Event sieht er ab, "um Fehlentwicklungen zu vermeiden". Das Familientreffen lebe vom Zusammenhalt. "Versender dürfen nicht in die Minderheit geraten gegenüber denen, die auf der anderen Seite des Schreibtisches sitzen", sagt Groß-Albenhausen: "In diesem Jahr haben sich die Veranstalter Intimität auf dem Event bewahrt. Dieses Niveau wollen wir auch im nächsten Jahr beibehalten."
Aber wie? Groß-Albenhausen denkt an eine Kontingentierung der Teilnehmerplätze und Ausstellerflächen. management-forum- Chef Dr. Erhard Bost tendiert indes zu exklusiven On-Top-Veranstaltungen für die Crème des Versandhandels - allerdings nicht, ohne aus den Augen zu lassen, dass "der Kongress Zugpferd der Veranstaltung ist und bleibt". Beiratsmitglied Palombo sieht´s so: "Alle Beteiligten - von den Veranstaltern über die Organisatoren bis hin zum Beirat - sind gefordert, das Event weiter zu verbessern und sowohl die Marke als auch die Inhalte nicht durch verstärkten Nachfragedruck verwässern zu lassen."
Das passt zum Spezialsierungstrend, den Groß-Albenhausen sieht: "Wir können auf dem Kongress nicht das gesamte Dialogmarketing abbilden. Auf themenübergreifenden Events fühlt sich keiner mehr zu Hause." Und: "In der Nische liegt die Kraft." ks
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