01.10.2003 - Mit einem ungewöhnlichen Vertriebskonzept will das Erfurter Unternehmen Product Cargo die Bundesrepublik flächendeckend mit drahtlosem Internet (Wireless Location Area Network, kurz: WLAN) versorgen und somit dem deutschen E-Commerce zum endgültigen Durchbruch verhelfen.
Der Trick dabei: Das Marketing- und Vertriebsunternehmen muss die schätzungsweise 200.000 lokalen Verteilerpunkte, so genannte Hotspots, nicht selbst finanzieren. Stattdessen sollen regionale Partner die Kosten anteilig übernehmen. Im Gegenzug werden sie an den Gebühreneinnahmen beteiligt.
Eigentümer der Lizenzen ist unter anderem der Telekommunikationsanbieter Arctel, der vor einigen Jahren einen Teil der WLAN-Lizenzen erwarb. Die gesamten der Product Cargo GmbH zur Verfügung stehenden Lizenzen decken etwa 70 Prozent der Bevölkerung und 84 der bundesdeutschen Fläche ab. Arctel zahlte dafür übrigens nur etwa ein Prozent der Summe, die die Konkurrenz für die UMTS-Lizenzen auf den Tisch legte.
In den nächsten Wochen gehen in 63 Städten die ersten Hotspots an den Start, bis Jahresende sind etwa 2.500 Stationen geplant. Die Zahl der Kunden soll in den nächsten zweieinhalb Jahren die Millionenmarke überschreiten. Um diese ehrgeizigen Ziele zu erreichen, hat das Unternehmen 250.000 Euro für Werbe- und Promotion-Aktionen eingeplant. Dazu kommt ein E-Mail-Marketing-Budget für die Direktansprache von 500.000 Newsletter-Abonnenten.
Product Cargo erhofft sich von dem Projekt - neben eigenen Profiten - einen großen Push für den deutschen E-Commerce, der zurzeit trotz starker Zuwachsraten nur etwa zwei Prozent der gesamten Handelsumsätze erzielt. In diesem Sinne bekommt jeder Nutzer auch eine Kundenkarte, mit der er in zahlreichen Online-Shops Rabatte von bis zu 25 Prozent erhält. Die Vermarktung der Startseite ist derzeit in Planung. Das Gleiche gilt für die Direktansprache der Kunden durch Location Based Services (LBS). Dort, wo bereits Hotspots anderer Anbieter stehen, will Product Cargo Roaming-Verträge schließen. Gesellschafter von Product Cargo sind die Schweizer Beratungsfirma Akzenta (26 Prozent), der Mobilfunk-Manager Mike Lampe (zwölf Prozent), der ungarische IT-Spezialist Atilla Soki (zehn Prozent) und die Geschäftsführerin Sandra Brakenwagen (51 Prozent). Das Stammkapital des Unternehmens beträgt 100.000 Euro.
Die Telekom-Tochter T-Com, die zurzeit selbst ein kleines Netz von Hotspots aufbaut, sieht der neuen Konkurrenz gelassen entgegen. Nach Meinung von Sprecher Walter Genz wird es sehr schwer sein, eine flächendeckende Versorgung herzustellen und ausreichend Hausbesitzer davon zu überzeugen, dass die Hotspots nicht gesundheitsschädlich sind. Der Internet-Verband eco vermutet dagegen Chancen im Privatanwenderbereich, da dort die Nachfrage nach schnellen Internetzugängen in letzter Zeit sehr zugenommen und durch die Internationale Funkausstellung (IFA) einen neuen Schub bekommen habe. Allerdings brauche die Entwicklung noch Zeit. Nach Einschätzung von Markus Schaffriem, Leiter des eco-Arbeitskreises WLAN, wird die neue Technologie frühestens in einem Jahr an Fahrt gewinnen. Zudem müsse man die physikalischen Grenzen der WLAN-Verbreitung bedenken: "Beton kann die Verbindungen schlucken." brö
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