"Alles machen, nur keine Werbung!"

25.03.2003 - Mit Thomas Knauer und Detlef Rump gelang BBDO InterOne der große Turnaround

"Die Jungs werden zerrieben", "das Schiff ist nicht mehr flott zu kriegen", "eine Nummer zu groß" - so unkte so mancher in Deutschlands Agenturszene vor rund 16 Monaten. Damals, Ende 2001, gab das Düsseldorfer Mega-Network BBDO bekannt, dass es die kleine, edle Agentur Knauer Rump Partner sowie 100 Mitarbeiter der abgehalfterten Kabel New Media unter dem Dach der BBDO InterOne mit Hauptsitz in München vereint. InterOne war seinerzeit, zumindest was ihr Image betraf, mehr als angeschlagen und in der Branchenöffentlichkeit eigentlich gar nicht präsent.

Die "Jungs", Thomas Knauer und Detlef Rump, sind genau genommen erwachsene Männer und traten damals an, die BBDO InterOne zu reformieren. Und heute? Heute meldet BBDO InterOne die Verdopplung ihres Gross Income von 12,74 auf 25,54 Millionen Euro. Sie meldet 275 Mitarbeiter an den fünf Standorten München, Hamburg, Berlin, Köln und Wiesbaden. Sie meldet 100 der 274 von BBDO insgesamt gewonnenen Kreativpunkte. Und sie macht keinesfalls den Eindruck, von zerriebenen Chefs geführt zu werden.

Die Chefs, das sind neben Knauer und Rump Dr. Gerhard Helming, der sich zum Beispiel um Verträge kümmert, der ITler Christian Dietrich, der das strategische CRM-Consulting und die Datenbankprogrammierung verantwortet. Und der ehemalige Kabel-New-Media-Mann Martin Hubert, der den Vertrieb und den direkten Draht zum Düsseldorfer BBDO-Headquarter pflegt. Gemeinsam haben sie dafür gesorgt, dass die Marke BBDO InterOne in den letzten Monaten an Fahrt aufgenommen hat.

Und das war zunächst nicht so einfach: "Wir haben uns nicht ins gemachte Nest gesetzt. Es galt, Agenturen zusammenzuführen und auf ein Niveau zu bringen. Wir haben inständig versucht, das Produkt InterOne herzustellen - mit der Unterstützung von vielen guten Leuten", sagt Detlef Rump in der Rückschau. Besonders der Münchner Standort war "überdimensioniert, zu fett und nicht zeitgemäß aufgestellt".

Also gab es im bayrischen Büro anfangs regen Personalwechsel, während das Hamburger Team - trotz der 100 neuen Kabel-Mitarbeiter - nahezu unverändert geblieben ist. In München stockte das neue Agentur-Duo die Kreation kräftig auf. Heute arbeiten zum Beispiel ehemalige Jung-von-Mattler für die einst als "unsexy" verschriene InterOne - was sich nicht zuletzt in zahlreichen Kreativpreisen niederschlägt. Und damit auch in der Marktwahrnehmung.

Laut Thomas Knauer erfreut sich die Agentur seit Sommer 2002 bei bestehenden und neuen Kunden größter Beliebtheit. Und ist zudem endlich im so wichtigen Relevant Set der Marketingleiter, wenn es darum geht, Pitch-Einladungen zu verteilen. Das Ergebnis: Seit letztem Jahr stehen die dba, Böhringer, Lange & Soehne und Linde Gas neu auf der Kundenliste, und das Geschäft mit dem ohnehin größten Kunden BMW wurde kräftig ausgebaut.

Was also, so muss doch die Kardinalfrage lauten, was macht die InterOne plötzlich so erfolgreich? Und was differenziert sie vom Wettbewerb, der im vergangenen Jahr meist schwer zu kämpfen hatte?

"Bei uns wird Integrierte Kommunikation tatsächlich gelebt", sagt Knauer. Ein Satz, den allerdings so ziemlich jeder Agenturchef dieses Landes auch sagt. Drum schiebt er nach: "Versprechen tun viele vieles. Aber viele Versprechen werden nicht erfüllt. Wir haben die Integrierte Kommunikation zwar nicht erfunden, aber wir leben sie. Wir denken nicht in einzelnen Lösungen, sondern in komplexen Marketingaufgaben. Und wir versuchen, unsere Leistung immer wieder neu zu erfinden!" Das Motto laute: "Alles machen, nur keine Werbung!" Der bekennende Jung-von-Matt-Fan Rump ergänzt: "Es geht darum, gewöhnliche Dinge in einem anderen Kontext darzustellen."

Und dann schwärmen die beiden von all den Disziplinen, die von BBDO InterOne abgedeckt werden. Auch das unterscheide sie vom Wettbewerb, denn, so frotzelt Rump: "Wir decken viele Disziplinen ab, während Jung von Matt irgendwann nur noch Spezial-Agentur für Klassik sein wird." Damit übrigens spricht er seinem derzeit noch obersten Boss, BBDO-Chef Rainer Zimmermann, aus dem Herzen, der unlängst gegenüber dem Branchendienst Kontakter sagte: "Die Klassische Werbung braucht im Kommunikationsmix etwa 30 Prozent."

Offenbar stimmen nicht nur die Ansichten über Kommunikation überein, sondern auch jene über das tägliche Agenturgeschäft. Das Düsseldorfer Network mische sich bei den Münchnern nicht ein (kein Wunder, so lange die Zahlen stimmen), und das Network sei generell durch einen respektvollen Umgang gekennzeichnet, so Knauer.

Das ist übrigens etwas, was auch Knauer und Rump nachgesagt wird. Dialogmarketing-Altmeister Claus Mayer, aus dessen Agentur HM 1 die BBDO InterOne im Jahr 2000 hervorging, sagt über die beiden: "Sie arbeiten nicht nur nach außen, sondern auch nach innen. Sie haben ein Gespür für ihre Leute." Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg liege darin, dass die beiden "gewachsene Agenturchefs sind - das ist ein unschätzbarer Vorteil", so Mayer.

Wie aber kommen solche Leute in einem großen Network zurecht? "Bei BBDO wird das unternehmerische Prinzip gepflegt. Wir sind nicht fremdgesteuert, auch wenn wir nur minderheitsbeteiligt sind. Ich empfinde mich nicht als Angestellter, sondern als Unternehmer. Das Engagement und das Herzblut sind genauso wie früher." Sagt Knauer, und Rump spricht von übererfüllten Erwartungen. Auch sonst scheint der Erfolg sie nicht verändert zu haben. Jedenfalls buchen sie nach eigenem Bekunden ihre Flüge immer noch selbst, beschäftigen noch immer keine Sekretärin und steigen noch immer nicht in 5-Sterne-Hotels ab. Überhaupt sind sie sich meist einig. Etwa bei der Frage, ob der Turnaround abgeschlossen sei. Nein, sei er nicht, heißt es da unisono, denn: "In unserem Business bist du nie fertig!"vh

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