28.10.2002 - Hoher Aufwand bei der Bereinigung internationaler Adressen schreckt Praktiker
"An sich hat die Adressbereinigung erst mal keinen Sex-Appeal, es sei denn, es werden Briefe vor mir ausgekippt, die nicht zustellbar sind." Sagt Sven Schreiber. Dann wird es spannend für den Managing Director von Platon Media Solutions in Ludwigshafen, denn Schreibers Metier ist die Bereinigung internationaler Adressen.
Da die Spezies Adressen in ungepflegtem Zustand auch im Ausland nun mal nachlässig und inkompetent wirkt, schafft das Software-Produkt AddressDoctor von Platon und der Deutschen Post laut Schreiber Abhilfe: Es behebt Unstimmigkeiten in Adressen - mittels einer landesspezifischen Logik, die den postalischen Regelungen von rund 200 Ländern von A wie Afghanistan bis Z wie Zimbabwe angepasst ist.
Mit diesem Werkzeug im Gepäck will die AddressDoctor-Allianz "das internationale Adress-Handling stark machen", sagt Klaus Piske, Leiter des Competence-Center Direkt Marketing International bei der Deutschen Post Global Mail. Er bedauert: "Das Direktmarketing ist bislang immer noch eine lokale Veranstaltung."
Doch Potenzial wird bei der Bereinigung internationaler Adressen dennoch gesehen: "Viele Unternehmen versprechen sich über die globale Schiene - die Vernetzung von internationalen Daten - einen Wettbewerbsvorteil", so Susanne Hagemann, Pressesprecherin vom Frankfurter Anbieter von Wirtschaftsinformationen D&B. Zurzeit hapere es jedoch noch bei der Umsetzung, da verschiedene Bereiche eines Unternehmens in den Prozess der Adressbereinigung involviert seien. "Es muss eine zentrale Stelle geben, die Informationen in ein Datawarehouse- oder ein CRM-System einspielt", sagt Hagemann. "Zwar öffnet sich der Markt dieser Einsicht zusehends, aber er ist noch nicht so weit, wie wir das erwarten."
"An die Qualität der Adressen aus europäischen Nationen wie Frankreich, Italien oder Spanien wird ein hoher Anspruch gestellt", erläutert Robert Dömel, International Key Accounter bei AZ Direct in Gütersloh. Hingegen: Der Adressmarkt der "Nachzügler" wie Griechenland oder Russland stecke wegen hoher Sprachbarrieren noch in der "Startphase". Den osteuropäischen Märkten müsse man Zeit geben. Dömel: "Dort steckt großes Potenzial, aber auch Investitionsbedarf."
Weit weniger optimistisch klingt Riek, direkt Marketing-Chef Udo Riek in Bad Homburg. Grundsätzlich bestünde in der Branche Bedarf an der Bereinigung internationaler Adressen, allerdings "sind die Unternehmen nicht bereit, in diesen Bereich großartig zu investieren", sagt Riek. "Ich hatte hier vor einigen Jahren einen Schwerpunkt gesetzt. Wenn ich davon hätte leben sollen, wär´ ich wahrscheinlich gestorben."
"Die kleinen Unternehmen hätten eine Bereinigung von internationalen Adressen gern, aber die bezahlen sie nicht. Und die großen Spezialisten bereinigen lokal, weil die Datenbestände so groß sind und sie viele Besonderheiten oder lokale Beziehungen haben", sagt Guido Zinsler, Geschäftsführer von zinsler info Select in Eberdingen: "Somit sehe ich wenig Chancen für einen erhöhten Stellenwert der internationalen Adressbereinigung." Kurzum: Adressbereinigung ist wichtig. Um es mit Zinslers Worten zu sagen: "Aber keiner will sie bezahlen." ks
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