24.07.2002 - Eigentlich sollte es eine Fusion werden, die die allseits beliebten Synergie-Effekte mit sich bringt.
Ende 2001 entschlossen sich der Telemarketing-Dienstleister W.I.L.I. in Alzenau und der Frankfurter DM-Spezialist Marketforce gemeinsame Sache zu machen. Die Frankfurter sollten sich schwerpunktmäßig der Vertriebstätigkeiten annehmen, W.I.L.I. die entsprechenden Call-Center-Kapazitäten bereitstellen, wie Gerd Baumann, Vorstand der W.I.L.I. AG, berichtet. Doch daraus wurde nichts. Im Mai musste Marketforce Insolvenz anmelden, im Juni war dann auch W.I.L.I. zahlungsunfähig.
"Die verschiedenen Kulturen zusammenzubringen, hat sich als wesentlich schwieriger entpuppt, als ich das jemals gedacht hätte", sagt Marketforce-Geschäftsführer Christoph von Gleichen. "W.I.L.I. ist eher mittelständisch ausgerichtet, Marketforce hingegen auf Großkunden und Konzerne spezialisiert." Und das habe nicht zusammengepasst, obwohl man sich "auf Geschäftsführungsebene gut verstanden habe". Es gab viele Schwierigkeiten interner Art. "Und das hat mir einiges von der Aufmerksamkeit genommen, die ich für die Sanierung des Unternehmens gebraucht hätte", so von Gleichen.
Unglückliche Geschäftsentwicklungen zwangen die Frankfurter, die bis zum September noch profitabel gearbeitet hatten, gegen Jahresende zu einem Sanierungsprogramm. So wurden im Sommer noch zahlreiche Kunden, unter anderem aus den USA und aus der Automotive-Branche, akquiriert und die Marketforce-Mannschaft entsprechend aufgestockt. Von Gleichen: "Wir haben gute, teure Leute für die Management-Ebenen eingestellt." Nach dem 11. September seien dann Verträge storniert worden und somit große Auftragsvolumina verloren gegangen. "Das war schwer zu kompensieren", berichtet von Gleichen.
Der W.I.L.I. AG ist es nicht viel besser ergangen. Die Alzenauer hatten fest mit der Zusammenarbeit mit Marketforce gerechnet, bereits neue Kunden akquiriert und ihr Team vorsorglich von 20 auf 38 Mitarbeiter erweitert. Auch das war zu viel.
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Aber: "Mangelnde Auftragslage war es nicht, wir hatten volle Auftragsbücher", betont Baumann. Positiv an der ganzen Geschichte ist jedoch, dass es trotz gescheiterter Fusion für beide Unternehmen weitergeht. W.I.L.I. hat bereits einen Investor gefunden, der aber noch nicht genannt werden soll, so Baumann. Die 35 Mitarbeiter werden voraussichtlich zu einem Großteil übernommen. Auch der Standort soll erhalten bleiben oder, falls die aktuellen Gespräche mit dem Vermieter nicht positiv verlaufen, in einem Umkreis von maximal 20 Kilometern angesiedelt werden. Zur Ausrichtung des Unternehmens sei nur so viel gesagt: "Die Strategie wird gestrafft."
Auch Marketforce hat eine Lösung gefunden. Eine neu gegründete Nachfolgegesellschaft, an der das Logistik-Unternehmen Bi-Log mehrheitlich beteiligt ist, führt die Geschäfte der Frankfurter weiter. Das Unternehmen heißt jetzt MarketDialog. Der ehemalige Marketforce-Chef von Gleichen ist seit dem 1. Juli nicht mehr dabei. "Meine Hauptaufgabe war es, den Übergang hinzukriegen." Von Gleichen bleibt nach wie vor Geschäftsführer der auf Database-Marketing spezialisierten Dataforce.
Die Nachfolgegesellschaft MarketDialog hat sowohl alle Mitarbeiter der ehemaligen Marketforce übernommen als auch alle Kunden. Die neuen Geschäftsführer sind Helen Hain, Kai Abel und Werner Hill, die zuvor alle bei Marketforce tätig waren. Zur strategischen Ausrichtung von MarketDialog sagt Helen Hain: "Wir werden künftig noch mehr Wert auf Qualität und Kundenbindung legen. Außerdem können wir nun an den Bi-Log-Leistungen partizipieren und unseren Kunden auch größere Fulfillment-Dienstleistungen anbieten." sam
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