Call-Center-Wirtschaftsf�rderung: Krise? Nicht bei uns!

23.10.2001 - Noch h�rt man (gl�cklicherweise) wenig von spektakul�ren Pleiten oder Entlassungen im Telemarketingbereich. Angesagt sind jedoch Schlagworte wie "Konsolidierung" oder "Konzentration auf Kerngesch�fte".

Begriffe, die faktisch auch die treffen, die an der Ansiedlung oder Ausweitung neuer Standorte interessiert sind: Denn in den 90er Jahren ist ein regelrechter Wettbewerb zwischen den einzelnen Wirtschaftsf�rderungsgesellschaften von L�ndern, Regionen und St�dten ausgebrochen, um CC-Betreiber in die eigene Region zu locken.
Mecklenburg-Vorpommern etwa wirbt mit dem Slogan, "Das Call-Center-Land", Th�ringen selbst sieht sich als "der ideale Standort". Ostbrandenburg, von M�nchen fast so weit entfernt wie Paris, propagiert sein Modell des "Twin Call Center", Polen liegt geradezu um die "Ecke" und das Saarland hebt die Zweisprachigkeit hervor.
Grundtenor ist: Ja, es gibt Sparma�nahmen. Und: Ja, wir bleiben optimistisch. "Wir sp�ren von der Krise nichts", erkl�rt etwa Birgit Schneider von der Landesentwicklungsgesellschaft Th�ringen. Die Projektleiterin verweist auf Unternehmen wie IBM, Bayernwerke und Walter TeleMedien, die insgesamt 3.500 Arbeitspl�tze im CC-Bereich geschaffen h�tten.
Der Standort Th�ringen, sagt Schneider, sei sowohl im Aus- wie auch im Inland sehr gefragt. Allerdings: Th�ringen ist nicht prim�r auf die Call Center als Arbeitgeber angewiesen. Wichtigste Industriebranchen sind vielmehr die Biotech- und die Automobilindustrie. Die Th�ringer bewerben ihren Standort mit Mailings, Anzeigen und Messeauftritten. Der DIMA-Auftritt, sagt Schneider, habe viel Nachfrage generiert.
Th�ringen unterst�tzt potenzielle Investoren mit Geldmitteln aus dem Gemeinschaftsaufgabe-Fonds f�r strukturschwache Gebiete. Und der steht dem gesamten "Beitrittsgebiet" zur Verf�gung. Etwa Ostbrandenburg. In dieser Grenzregion zu Polen liegt der einstige DDR-Stahlstandort Eisenh�ttenstadt. Fast jeder f�nfte ist in Brandenburg offiziell arbeitslos. Stephan Lubomierski verhehlt nicht seine Skepsis, er habe "gemischte Gef�hle" in Bezug auf die aktuelle Entwicklung im Call-Center-Bereich. Lubomierski, Project Manager des Investor Center Ostbrandenburg in Frankfurt/Oder, m�chte aber kein negatives Fazit ziehen. "Konsolidierungen dienen der Erhaltung von Arbeitspl�tzen." Und d+s online wolle seine aktuell 700 Mitarbeiter aufstocken. Wo liegen die Standortvorteile? Ostbrandenburg wirbt mit seiner Grenzlage, besch�ftigt zweisprachige Agents. Der polnische CC-Markt, sagt Lubomierski, mache zwar nur ein F�nftel des deutschen aus, sei aber stark in Bewegung.
Auch in Mecklenburg-Vorpommern redet man nicht von einer Krise. Schlie�lich sei ja auch keine Schlie�ung eines Standorts zu beklagen, sagt Frank Leisten von der regionalen Wirtschaftsf�rderungsgesellschaft. Und das Talkline-Auskunfts-Center in Schwerin, welches zeitweilig auf der Kippe stand, wurde von einem Investor �bernommen.
Fern von Deutschland muss auch die "Urmutter der Call-Center-Branche", der Standort Irland, einen D�mpfer hinnehmen. PC-Versandh�ndler Gateway erkl�rte den R�ckzug aus Europa und besiegelte damit auch das Ende f�r das europ�ische Service- und Bestell-Call-Center. Insbesondere Unternehmen aus der Telekommunikation und Informationstechnologie haben sich auf der Insel niedergelassen, gef�rdert durch niedrige Steuern und einen Pakt zwischen Gewerkschaften und Unternehmern.
"Jeder ist von der Rezession im IT-Bereich betroffen", sagt Ken Kavanagh, Bereichsleiter Marketing der Industrial Development Agency of Ireland in D�sseldorf. Spekulationen �ber eine generelle Krise der irischen Call-Center-Branche seien aber Unsinn, Gateway sei ein Einzelfall. �ber 20.000 Menschen seien schlie�lich weiterhin im Telemarketing besch�ftigt. Und die Gateway-Mitbewerber Dell und Compaq sind weiterhin vor Ort. Der gesamte Call-Center-Markt befinde sich immer noch im Wachstum, ist Kavanagh �berzeugt. Und dies gelte auch f�r die deutschen Investoren in Irland, unter denen sich etwa Bertelsmann, Lufthansa und Siemens finden. mac

Bild: Andreas Richardon

Andreas Richardon
(LOBECO)

Bild: Niklas Ben el Mekki

Niklas Ben el Mekki
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