23.10.2001 - Das Postvolumen in den USA lag im September nach Berichten der Washington Post fünf Prozent unter dem Vorjahresvolumen.
Milzbrand-Fälle gab es in den USA bislang nur vereinzelt. Doch das Misstrauen gegenüber Briefumschlägen ist inzwischen so groß, dass Unternehmen ihre Mailing-Aussendungen stornieren, andere Kampagnen lancieren oder zu Sicherheitsmaßnahmen greifen. Schlechte Scherze von Trittbrettfahrern tragen überdies nicht dazu bei, das Vertrauen in Mailings zu erhöhen.
Das Postvolumen in den USA lag im September nach Berichten der Washington Post fünf Prozent unter dem Vorjahresvolumen. Die Einkünfte im Postsektor blieben in den ersten drei Wochen nach den Anschlägen um 500 Millionen Dollar hinter den Prognosen zurück. Laut Gene Del Polito, President of the Association for Postal Commerce, sind Katalogverkäufe teilweise um 20 bis 25 Prozent zurückgegangen.
Der US-Direktmarketingverband DMA rät Unternehmen, sich klar auf dem Umschlag auszuweisen, etwa mit ihrem Logo. DMA-President H. Robert Wientzen betont, die Gefahr eines Anthrax-Anschlags sei bei kommerzieller Post verschwindend gering. Lindy Litrides, Nonprofit-Consultant in Atlanta, empfiehlt, Unternehmen sollten von allzu personalisierten Mailings absehen. Auf Schriften, die wie handgeschrieben aussehen, solle man verzichten und stattdessen lieber einen hochoffiziellen Eindruck vermitteln, um Mailing-Empfängern die Angst zu nehmen.
Es geht um Vertrauensaufbau, daher stehen Massen-Mailings heute höher im Kurs als individualisierte Post. Harte Zeiten also für kreative Direct Mailer?
Eine pragmatische Lösung bietet die amerikanische Direktmarketing-Druckerei USA Direct an: So genannte "Safety Seals", papierne Siegel, die einen Brief ähnlich dem altertümlichen Siegelwachs gegen Fremdeinflüsse schützen sollen. "Do not open if seal has been broken" steht auf dem Siegel.
Viele US-Unternehmen steigen gleich auf Multichannel-Marketing um und bitten ihre Kunden, den Kontakt per E-Mail, Fax oder Website aufzunehmen.
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Der New Yorker E-Mail-Marketer Bigfoot Interactive verzeichnet nach Eigenangaben mehr Anfragen nach E-Mail-Adressen. So profitieren E-Mail-Marketing-Dienstleister von den Milzbrandfällen, zweifellos ein Erfolg mit bitterem Beigeschmack. Neben dem Online-Mailing dürfte auch das Telemarketing in den USA einen Aufschwung erleben.
Postmaster General Jack Potter von U.S. Postal Services kündigte ein Postkarten-Mailing an alle 147 Millionen US-Haushalte und -Unternehmen an, das über Schutzmaßnahmen und den Umgang mit vergifteter Post informiert.
Er fordert die Unternehmen und Postempfänger zu einem rationalen Umgang mit der Post auf, man solle weiterhin Post versenden und empfangen. Die finanziellen Auswirkungen der Anthrax-Angst im US-Post-Sektor - und damit auch im Direktmarketing - seien erst in etwa zwei Monaten abzusehen, glaubt Potter.
Die Deutsche Post berichtet, die Briefbearbeitung in Deutschland verlaufe reibungslos, es seien keine Krankheitserreger gefunden worden und weniger als ein Prozent der Briefsendungen habe sich verzögert.
Geplante Mailing-Aktionen werden laut einer Umfrage der Deutschen Post wie vorgesehen durchgeführt. Pressesprecher Dr. Martin Dopychai meint, man müsse auch in den USA in erster Linie gegen die irrationale Angst kämpfen. Von 20 Milliarden Briefen, die seit dem 11. September verschickt worden seien, habe es zwei per Post versendete, bestätigte Anthrax-Fälle gegeben. Das Motto müsse für die Unternehmen lauten, sich nichts ins Bockshorn jagen zu lassen, sondern weiterzumachen wie bisher. Dopychai: "Die Post hat Kunden- und Mitarbeiter-Hotlines geschaltet. Wenn man gut informiert, kann man Angst verhindern." go
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