Kultur der Individualmedien im Kommen

24.09.2001 - Die brechend volle DIMA-Podiumsdiskussion der Heidelberger Druckmaschinen AG eröffnete der Moderator und freie Journalist Andreas Weber mit den Worten: "Schön, dass Sie unser Forum dem Mittagessen vorgezogen haben, Sie werden es nicht bereuen." Und er behielt Recht.

Thema: "Push- versus Pull-Medien im Dialogmarketing - Die plötzliche Entscheidung für das Unerwartete". Um Push- und Pull-Medien ging es allerdings nicht in erster Linie, sondern allgemein um die Zukunft der Medien- und Publishing-Landschaft.

Im Forum diskutierten Professor Peter Wippermann vom Trendbüro in Hamburg, Quelle-Marketingdirektor Heinz-Ulrich Klüssendorf, Heidelberger-Vorstand Holger Reichardt, Patrick Palombo, DDV-Vizepräsident E-Commerce und Neue Medien, Klaus O. Schmidt, Leiter Marketing der Allgemeinen Deutschen Direktbank, und Thomas Ehrl, Marketingleiter der Hannoverschen Lebensversicherung AG.
Zunächst machte Palombo der Werbebranche Mut und riet, nicht immer über die Konjunktur zu klagen. "Vergessen Sie das Jahr 2000." Man solle das Jahr 1999 als Vergleichszeitraum heranziehen, das Jahr 2000 sei zu sehr vom Hype der New Economy geprägt gewesen. Wippermann, nach den Trends in der Medienbranche befragt, meinte, der Trend zur Individualisierung sei der einzig verlässliche Trend in der Gesellschaft. Menschen würden zudem überall erreichbar. "Nähe ist technisch", meinte Wippermann und sprach von der so genannten "Fernanwesenheit". Persönliche Service-Pakete würden verlangt, auch in der Medienbranche. Die Kultur der Individualmedien sei im Kommen.
Heidelberger-Vorstand Reichardt bestätigte den Trend zur Individualisierung bei Drucksachen. Heidelberger sei daher vor rund drei Jahren in den Digitaldruck eingestiegen. Schmidt bestätigte den wachsenden Einsatz von Digitaldrucktechnik zur Herstellung von individualisierten Newslettern und Prospekten, im Cross-Selling habe der Digitaldruck bei der Deutschen Direktbank eine große Bedeutung gewonnen.
Und Thomas Ehrl brachte es auf den Punkt: "Jedes Produkt ist etwas Persönliches. Das Produkt ist der Held!" Alle Diskussionsteilnehmer waren sich einig, die Basis für individualisierte Drucksachen sei eine gepflegte Datenbank.
Zum Thema Push- versus Pull-Medien meinte Palombo lapidar: "Push ist tot." Das Pull-Medium sei im Kommen, die Konsumenten würden eigenverantwortlich entscheiden, welche Angebote sie wahrnehmen. Das derzeit wichtigste Pull-Medium ist das Internet, das ein selbstständiges Agieren der User voraussetzt. Palombo prognostiziert allerdings auch eine Renaissance der Push-Medien, da Push im M-Commerce gut anwendbar sei, Permission-basiert natürlich. In ein bis zwei Jahren sei hier ein Hype zu erwarten, bis dahin müssten die Anbieter daran arbeiten, Akzeptanz und Vertrauen bei den Usern aufzubauen.
Das Datawarehousing wurde von den Diskussionsteilnehmern teilweise als problematisch eingeschätzt. Ein Datawarehouse aufzubauen sei eigentlich gar nicht so schwer, so Palombo, doch die Infos zu verdichten und zu erkennen, was ein guter Kunde ist, sei eine Herausforderung.
Wippermann und Ehrl machten auf die Rechte des Konsumenten aufmerksam, die individuelle Daten nicht mehr kostenlos oder gar ohne Kontrolle weggeben wollten, Palombo beruhigte, jeder habe ein Interesse daran, Daten gegen Mehrwert herauszugeben.
Zum Datenschutz meinte er: "Es ist eine heiße Thematik, aber es ist keine neue Thematik." Die Diskussion müsse pragmatisch gesehen werden, wenn beide Seiten profitierten, sei der Datenschutz nicht länger ein Tabu-Thema.
Reichardt bezeichnet es - naturgemäß - als einen erfreulichen Trend, dass die klassischen Drucker heute Komplettdienstleister seien und sich der gesamten Leistungen, vom Datawarehouse über Mailings bis hin zur Logistik annähmen. Printmedien, da war die Runde sich einig, seien nie richtig out gewesen und würden auch weiterhin neben den Neuen Medien existieren. Print sei nicht mehr wegzudenken.
Klüssendorf meint: "Die Medien werden sich immer ergänzen." Und auch Wippermann war der Ansicht, ein papierloses Büro werde es nicht geben. Ehrl glaubt, der Konsument werde insgesamt mehr Infos über mehr Kanäle erhalten, und Schmidt sprach vom "Mehrweg-Nutzer", der nicht immer über das gleiche Medium reagieren wolle. Ein Fazit, aus dem die Anbieter laut Reichardt so früh wie möglich ihre Konsequenzen ziehen sollten: "Der Mensch ist heute multimedial ." go

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