20.05.2025 - Zwischen Konsolidierung und Konzentration: Das aktuelle Internetagentur-Ranking zeigt ein zunehmend gespaltenes Bild der Digitalagentur-Landschaft in Deutschland. Während wenige große Netzwerke ihren Vorsprung ausbauen, kämpfen viele mittelgroße und kleine Agenturen mit sinkenden Umsätzen und schwierigen Marktbedingungen. Wer jetzt wächst, tut dies dank drei Erfolgsmethoden.
von Susan Rönisch
Die deutschen Full-Service-Digitalagenturen melden für das Jahr 2025 einen kombinierten Honorarumsatz von 2,355 Milliarden Euro. Dabei wurden Drittleistungen wie Media-Budgets und Software-Lizenzen, die nicht als Interaktiv-Honorare gelten, herausgerechnet. Die 137 im Ranking gelisteten Agenturen beschäftigen insgesamt 19.285 festangestellte MitarbeiterInnen. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 5,2 Prozent beim Umsatz sowie ein Minus von 3,5 Prozent bei den Arbeitsplätzen.
Nur ein Teil des Gesamtranking-Rückgangs ist darauf zurückzuführen, dass sich erneut weniger Agenturen am Ranking beteiligt haben (137 statt wie im Vorjahr 141). Vor allem belastet die weiterhin schwache konjunkturelle Lage viele Digitalagenturen, was sich deutlich auf deren Geschäftszahlen auswirkt.
Im Durchschnitt setzt eine im Ranking gelistete Digitalagentur derzeit 17,2 Millionen Euro an Honoraren um und beschäftigt rund 140 MitarbeiterInnen. Der Pro-Kopf-Umsatz liegt bei gut 122.100 Euro - auch diese Werte liegen unter denen des Vorjahresrankings.
Angeführt wird das diesjährige Internetagenturranking
weiterhin von großen Netzwerkagenturen. Der Agenturverbund um Diva-e
, der in den Vorjahren regelmäßig unter den Top-10-Dienstleistern gelistet war, ist im aktuellen Ranking nicht mehr vertreten. Im Juni 2024 gab Diva-e bekannt, sich mit dem niederländischen Business-Transformations- und IT-Dienstleister Conclusion zusammengeschlossen zu haben. Entsprechend taucht Conclusion in diesem Jahr erstmals im Ranking auf und rangiert auf Anhieb unter den zehn umsatzstärksten Digitalagenturen.
Bereinigt um die Großagenturen der aktuellen Top Ten erwirtschaftet die deutsche Digitalagentur mit knapp 72 Festangestellten im Schnitt 8,1 Millionen Euro bei einem Pro-Kopf-Umsatz von gut 112.640 Euro.
Rang | Agentur | Honorarumsatz in Millionen Euro |
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1 (1) | Plan.Net Gruppe | 248,05 |
2 (2) | Reply-Digital Experience | 239,125 |
3 (3) | ]init[ AG | 182,851 |
4 (5) | valantic | 140,839 |
5 (7) | Exxeta | 117,075 |
6 (6) | Valtech | 97,739 |
7 (5) | team neusta | 92,012 |
8 (-) | Conclusion | 89,901 |
9 (9) | intive | 63,067 |
10 (10) | SYZYGY | 56,566 |
Neue und alte umsatzstärkste Full-Service-Internetagentur ist die Plan.Net Gruppe. Mit 248,05 Millionen Euro und damit 3,6 Prozent mehr Honorarumsatz als im Vorjahr verteidigt Plan.Net seine Spitzenposition und führt das Ranking zum dritten Mal in Folge an.
Das internationale Wachstum, der zu Serviceplan
gehörenden Agenturengruppe, "- mit einem neuen Standort in Südafrika und starken Entwicklungen in Indien, Rumänien und Polen - unterstützt zugleich eine stabile und nachhaltige Entwicklung im Inland", freut sich Jens-Christian Jensen
, Chief Strategy Officer bei der Plan.Net Group. Gerade in der aktuellen Zeit, "in der viele Kunden auf Effizienzsteigerung setzen, erweist sich unser integriertes Leistungsportfolio aus Consulting, Agentur- und Technologiedienstleistungen sowie unsere starken Tech-Partnerschaften als ideales Setup." Die Agentur will vom Boom um künstliche Intelligenz profitieren: "Mit unseren im Oktober eingeführten "Agentic Services" bieten wir darüber hinaus eine skalierbare, europäische und "EU AI Act"-konforme Alternative zu US-amerikanischen AI-Lösungen - und ermöglichen unseren Kunden so einen einfachen, sicheren Einstieg in die Nutzung von Künstlicher Intelligenz", So Jensen.
Auf Platz zwei behauptet sich Reply - Digital Experience, die mit 239,125 Millionen Euro Umsatz um starke 10,4 Prozent gewachsen sind. Mit 1.675 festen MitarbeiterInnen (13,8 Prozent) kann Reply auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. Das Plus bei Umsatz und Mitarbeiterzahl ist "ein deutliches Zeichen für das nachhaltige, rein organische Wachstum unserer Unternehmensgruppe im Bereich Digital Experience", berichtet Thomas Hartmann
, Vorstand von Reply Deutschland SE.
"Unsere Kunden vertrauen auf unsere Fähigkeit, komplexe Herausforderungen mit einem starken Mix aus Strategie, Technologie und Kreativität zu lösen. Generative KI spielt dabei eine zentrale Rolle: Sie hilft uns, Inhalte automatisiert zu personalisieren, datenbasierte Entscheidungen zu treffen und emotionale Kundenerlebnisse zu gestalten. Unser Ziel ist es, Unternehmen nicht nur effizienter zu machen, sondern mit Technologie auch Innovation und strategisches Wachstum zu fördern."
Rankingplatz Nummer drei geht zum vierten Mal an Init. Trotz eines Umsatzrückganges von 12,9 Prozent (82,851 Millionen Euro Honorarumsatz) kann die auf öffentliche Auftraggeber spezialisierte Init seinen Platz auf dem Treppchen verteidigen: "Die Digitalisierung der Öffentlichen Verwaltung steckt seit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klima- und Transformationsfonds und den daraus resultierenden Haushaltssperren und -kürzungen in einer schwierigen Phase. Nach erneut starkem Wachstum in 2023 konnten wir diese Rahmenbedingungen in 2024 nicht kompensieren", erklärt Harald Felling
, CEO der Init, die wirtschaftliche Situation für die Agentur.
Die positive Nachricht: "Trotz der erwarteten wirtschaftlichen Herausforderungen haben wir jedoch weiter in Personal, Kompetenzen und Wachstumsthemen investiert - z.B. in die eigene AI-on-prem Plattform, neue SaaS und Cloud Services und Cyber-Security. Darüber hinaus haben wir unsere regionale Präsenz erweitert sowie die Erschließung neuer Wissensdomänen im Public Sector und - durch die Übernahme der HBSN-Gruppe
- in der Digitalisierung des Gesundheitswesens vorangetrieben. Mit diesen zusätzlichen Fähigkeiten sind wir startklar für den Start der neuen Legislaturperiode", so Felling.
Auch valantic kann seinen Rang verteidigen und besetzt weiterhin Platz vier im Ranking. Mit 140,839 Millionen Euro weist die Full-Service-Digitalagentur ein kleines Umsatzplus von 1,6 Prozent aus. Dass valantic trotz schwieriger Marktbedingungen weiter wachsen konnte, zeige laut Uwe Tüben
, Partner und Managing Director von valantic, dass man "in den zurückliegenden Jahren eine sehr stabile Positionierung als End-to-End-Anbieter aufgebaut" habe. Man sei "inzwischen in der Lage, umfangreiche interdisziplinäre Digital-Experience-Projekte ganzheitlich zu begleiten - von der Kundenschnittstelle bis ins ERP-Backend. Das ist am Markt gefragt und erhöht die Cross-Selling-Potenziale zwischen unseren Competence Centern."
Außerdem ist Uwe Tüben überzeugt, dass valantic, anders als viele andere Agenturen, eine wirklich tiefgehende Tech-Expertise mitbringt, was der Agentur "nicht zuletzt mit Blick auf den Nachfragetrend zu Agentic AI eine starke Marktposition" verschaffe. "Ebenso freut es uns, dass wir abermals viele tolle neue Kolleginnen und Kollegen an Bord holen konnten. Unsere Bewerberzahlen sind auch 2024 stark gestiegen, was unterstreicht, dass unsere Arbeitgebermarke immer attraktiver wird. "
Exxeta verbessert sich um zwei Plätze und rückt damit im Ranking auf Rang 5 vor. Die in Karlsruhe ansässige Agentur meldet erstmal einen dreistelligen Millionen-Umsatzbetrag: Mit einem Plus von 17,7 Prozent (117,075 Millionen Euro Honorarumsatz) ist Exxeta nicht nur unter Top-10-Agenturen am stärksten gewachsen, sondern gehört über das gesamte Ranking betrachtet zu denjenigen Dienstleistern, die sich am besten entwickelt haben: "2024 war ein schwieriges Jahr für die gesamte Wirtschaft. Gerade in herausfordernden Zeiten zeigt sich, wie wichtig technologische Exzellenz, starke Partnerschaften und ein klarer Fokus auf den Mehrwert für unsere KundInnen sind. Unser Wachstum basiert darauf, dass wir nah an ihren Bedürfnissen arbeiten und digitale Transformation gemeinsam umsetzen - datengetrieben, zukunftsorientiert und mit klarem Ergebnisfokus", verrät Andreas Ritter
, Gründer und Vorstandsmitglied von Exxeta, gegenüber der Redaktion.
Valtech sichert sich erneut Platz sechs im Internetagentur-Ranking, und das trotz 12,9 Prozent weniger Umsatz (97,7 Millionen Euro) und knapp neun Prozent weniger Mitarbeitenden. Hauptursache für dem Umsatzrückgang war laut Markus Cansever
, CEO von Valtech, "der zunehmende wirtschaftliche Druck bei unseren Bestandskunden im Automotive-Segment". Einem Bereich, der traditionell den größten Anteil am Valtech-Gesamtgeschäft ausmacht. "Viele dieser Kunden sehen sich derzeit mit herausfordernden Marktbedingungen konfrontiert, was sich unmittelbar auf ihr Investitionsverhalten und damit auch auf unser Projektvolumen ausgewirkt hat", klagt er. Zusätzlich sei es zu Verzögerungen bei Auftragseingängen in anderen Branchen gekommen: "Obwohl diese letztlich erfolgten, verschoben sich zahlreiche Projekte um ein bis zwei Quartale nach hinten. Auch dies hatte einen spürbaren Einfluss auf unseren Umsatzverlauf und unterstreicht die derzeitige Volatilität in der Projektlandschaft unserer Kernbranchen", so Cansever weiter.
Der Rückgang im Valtech-Personalbestand sei "ein Trends hin zur stärkeren Internationalisierung und Spezialisierung. Durch die gezielte Integration regionaler und globaler Experten in unsere Projekte wollen wir sicherstellen, dass wir unseren Kunden jederzeit hochqualifizierte Fachkompetenz zur Verfügung stellen können - unabhängig vom Standort. Diese Maßnahmen stehen im Einklang mit unserer strategischen Ausrichtung, unsere Projektstrukturen agiler, effizienter und noch stärker auf die individuellen Anforderungen unserer Kunden zugeschnitten zu gestalten."
Team neusta meldet 18,2 Prozent weniger Honorarumsatz als im Vorjahr, und rutscht mit einem Ergebnis von 92,012 Millionen Euro auf Platz sieben ab. Laut Fabian Gutsche
, CDO team neusta, befindet sich die Digitalagentur seit vergangenem Jahr in einem internen Changeprozess: "In dieser Phase ist weiteres schnelles Wachstum nicht unsere Priorität. Wir arbeiten aktuell gezielt an der Fokussierung der Unternehmensgruppe, mit dem klaren Ziel, team neusta schlanker, schneller und effizienter aufzustellen. In einem anspruchsvollen Marktumfeld setzen wir auf Fokussierung, Agilität und die Stärkung zukunftsgerichteter Kompetenzen, wie den Bereich Künstliche Intelligenz." Das Vorgehen von team neusta sei dabei auf die Langstrecke ausgelegt: "Wir optimieren Strukturen, reduzieren Komplexität und schaffen so die Grundlage, um uns in einem sich rasant wandelnden Markt flexibel und gleichzeitig stabil aufzustellen."
Erstmals im Ranking vertreten und direkt auf Platz 8 eingestiegen, ist Conclusion, die im vergangenen Jahr diva-e übernommen haben. Tilman Au
, Managing Director Conclusion DACH, freut sich über dem Einstieg in die Top-10. "Auf der starken Erfolgsstory unserer niederländischen Muttergesellschaft aufbauend, mit gut 3.000 Mitarbeitenden bereits einer der führenden IT-Solution-Provider Europas, setzen wir nun unsere eigene Wachstumsreise fort: durch organische Entwicklung, gezielte Zukäufe und ein klares Ziel. Die DACH-Region ist für uns ein Schlüsselmarkt - auf dem Weg, Conclusion als führenden europäischen IT-Dienstleister zu etablieren", sagt er.
"Auch an uns geht die anhaltende Schwäche der deutschen Wirtschaft nicht spurlos vorbei", sagt Stefan Reisinger
, Prokurist und Mitglied der Geschäftsleitung intive. Mit 21 Prozent weniger - also 63,067 Millionen Euro Honorarumsatz - reicht es für intive trotzdem für Rang neun im Ranking. Reisinger zufolge hat sich Intive jedoch auf das veränderte Marktumfeld, das von globaler politischer Verunsicherung und den Marktumwälzungen durch KI geprägt ist, strategisch eingestellt." Der Fokus der Agentur "liegt auf Feldern mit erheblichem Potenzial in diesen Zeiten wie Customer-Loyalty-Lösungen, Cloud-Modernisierung und insbesondere der sinnvollen Implementierung von Künstlicher Intelligenz. Gerade bei KI, deren Entwicklung rasant und deren voller Impact noch nicht absehbar ist, gibt uns unsere internationale Aufstellung die nötige Robustheit und Flexibilität, um dieses Thema für unsere Kunden voranzutreiben."
Syzygy belegt im aktuellen Ranking Rang zehn. Mit einem Honorarumsatz von 56,566 Millionen Euro konnten die Bad Homburger ihre Position aus dem Vorjahr verteidigen: "Unsere Infrastrukturmandate mit wiederkehrenden Umsätzen in unserem Heimatmarkt Deutschland haben uns geholfen, die weiterhin herausfordernden Umfeldbedingungen zu navigieren. Darüber hinaus stimmen uns neue Kundenprojekte zuversichtlich. Mit unserer KI-zentrierten Wachstumsvision stellen wir die Weichen für die Zukunft", berichtet Frank Wolfram CEO der Syzygy AG.
Codafish
ist mit einem Umsatzplus von 214 Prozent die mit Abstand schnellst wachsende Agentur im Dienstleister-Segment unter 2,5 Millionen Euro Honorarumsatz. Hervorragend laufen auch die Geschäfte für ditegra
(+46,2 Prozent): "Unser überdurchschnittliches Wachstum verdanken wir vor allem der konsequenten Optimierung unserer internen Prozesse - von der Projektplanung bis zur Umsetzung. So konnten wir schneller, effizienter und flexibler auf Kundenbedürfnisse reagieren. Diese Entwicklung ist keine Einzelleistung - sie ist das Ergebnis des Engagements und der Kompetenz unseres herausragenden Teams, dem an dieser Stelle mein besonderer Dank gilt.", sagt der Geschäftsführer Albert Riewe
.
"Die Krise war für viele ein Bremsklotz für uns ein Anlass, mutige Entscheidungen zu treffen. Wir haben gezielt in Menschen, Strukturen und Technologie investiert, um unseren Kunden nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern nachhaltige Wettbewerbsvorteile im E-Commerce zu verschaffen", argumentiert Mark Matthies
, Geschäftsführer Abrio
, dessen Agenturwachstum bei 38,1 Prozent und damit 1,45 Millionen Euro Honorarumsatz lag.
Fast genauso kräftig, nämlich um 37 Prozent, ist die Agentur kitconcept
gewachsen. Für Timo Stollenwerk
, CEO kitconcept, zeige sich gerade in herausfordernden Zeiten, wie wichtig eine klare strategische Ausrichtung ist. "Unser Wachstum verdanken wir dem konsequenten Fokus auf Open-Source-Technologien - insbesondere auf das Content-Management-System Plone - sowie der starken Nachfrage nach sicheren, nachhaltigen und flexiblen Digitalisierungsprojekten, vor allem im öffentlichen Sektor. Gleichzeitig setzen wir auf langfristige Partnerschaften mit unseren Kunden und ein engagiertes, internationales Team, das remote und flexibel zusammenarbeitet. Diese Kombination hat uns auch 2024 erfolgreich durch die Krise getragen."
Insgesamt zeigen die Ergebnisse des Internetagentur-Rankings 2025 ein herausforderndes Marktumfeld, geprägt von Kostendruck, Projektstagnationen und einer anhaltenden Konsolidierung des Marktes. Während die Top-Agenturen ihre Positionen stärken, geraten kleinere und mittlere Dienstleister zunehmend unter Druck.
Die Erwartungen für 2025 hellen sich zwar etwas auf, ein echter Aufschwung ist laut Branchenanalysen aber noch nicht in Sicht. Dennoch zeigen einige Agenturen mit klarer Positionierung, technologischer Exzellenz und einem Fokus auf strategische Wachstumsfelder wie KI, dass auch in schwierigen Zeiten Erfolge möglich sind.
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