18.07.2014 - Paul Müller (adjust) warnt App-Entwickler und Analytics-Anbieter davor, das Thema Datenschutz zu vernachlässigen, oder darauf zu warten, was andere vielleicht machen. "Glauben Sie mir, Sie wollen nicht derjenige sein, der im ersten großen Musterprozess für Datenschutzgesetze in die Mangel genommen wird."
Der Datenschutz steht bei vielen App-Entwicklern und Analytics-Anbietern nicht unbedingt ganz oben auf der Prioritätenliste. Dabei gibt es viele gute Gründe, warum er dort sehr wohl stehen sollte.
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis jemand einen App-Entwickler zur Rechenschaft zieht, weil er Datenschutzgesetze gebrochen hat. Da die Strafen pro Nutzer berechnet werden, könnte eine erfolgreiche Strafverfolgung über Nacht zum Bankrott für Entwickler führen, die die Daten ihrer Nutzer nicht angemessen geschützt haben.
Glauben Sie mir, Sie wollen nicht derjenige sein, der im ersten großen Musterprozess für Datenschutzgesetze in die Mangel genommen wird - nicht in Europa, nicht in den USA und auch sonst nirgendwo. Wissen Sie zu jedem Zeitpunkt, wo Ihre Daten sind und wer darauf Zugriff hat? Können Sie End-to-End-Verschlüsselung garantieren sowie die Möglichkeit, Daten auf Wunsch eines Users zu löschen? Wenn Sie diese Fragen sicher mit "Ja" beantworten können, sei Ihnen Ihr ruhiger Nachtschlaf gegönnt. Wenn nicht, lesen Sie weiter.
Wichtige personenbezogene Informationen wie Standort, Geräteidentifikationsnummer und sogar Daten wie IMEI, die die Identität preisgeben können, sind in mobilen Netzwerken so gut wie niemals verschlüsselt. Warum nicht? Weil das Verschlüsseln Zeit und Geld kostet. Die Einhaltung höchster Datenschutzstandards setzt eine End-to-End-Verschlüsselung der User-Daten und daher eine komplexe und kostenaufwändige Infrastruktur voraus. Viele Developer werden verständlicherweise nervös bei dem Gedanken, dieses Problem den Kunden gegenüber zu erwähnen, und würden es lieber unter den Teppich kehren. Andere konzentrieren sich zunächst auf Benutzerfreundlichkeit, Design oder Monetarisierung und berücksichtigen das Tracking erst im Nachhinein - es könne warten, bis die wichtigen Dinge erledigt seien. In einem so wettbewerbsorientierten Markt ist die Versuchung, an allen Ecken zu sparen, sehr groß, aber hier ist es das Risiko nicht wert.
Wo genau befinden sich die Daten Ihrer Nutzer, und wer hat Zugang zu ihnen? Wer bei dieser Frage ins Grübeln kommt, steht nicht alleine da. Es ist aber nicht nur problematisch, dass Daten auf verschiedene Analytics Partner und Netzwerke aufgeteilt werden. Das Problem ist einfach, dass Mobile App Tracking Anbieter nicht mehr sagen können, wo die Daten überhaupt sind - sie sind `irgendwo in der Cloud´. Vielen Anbietern, die sich für eine Cloud-basierte Infrastruktur entschieden haben, wird es schwer fallen, die Frage nach der Location der Daten zu beantworten. Das andere Problem ist die Datenmenge, die ihr Tracking Anbieter an Marketingfirmen weitergibt. Haben sie Kontrolle darüber, was geteilt wird? Werden spezifische Events geteilt, werden Revenue-Daten geteilt, oder sogar persönliche Nutzerdaten und Geolocation?
Viele Tracking-Anbieter wollen diesen Bereich lieber nicht näher beleuchten, schließlich sind sie sich im Klaren darüber, dass ihre Methoden gegen einschlägige Datenschutzgesetze verstoßen. Anderen kann man lediglich ein mangelndes Bewusstsein für dieses Thema vorwerfen. Arbeiten Sie nur mit einem Analytics-Unternehmen zusammen, wenn Sie diesem vertrauen und Sie sicher sind, dass die Bestimmungen eingehalten werden. Wenn Sie die personenbezogenen Daten Ihrer User nicht schützen können, dann verdienen Sie diese Nutzer schlicht und einfach nicht.
Die großen Akteure wie Apple, Facebook und Google bewegen sich eindeutig in die Richtung, den Datenschutz ernst zu nehmen. Facebook hat vor Kurzem einen Vertrag mit zwei seiner größten Mobile-Measurement-Partner beendet, da diese keinen ausreichenden Schutz von User-Daten gewährleistet hatten. Auch Apple bezog neulich deutlich Stellung: Das Unternehmen ging gegen die Verwendung von IDFA durch Analytics-Provider vor - dadurch verhindert Apple illegales User Profiling. Google hat mit dem neuen Advertiser ID-System, das im August 2014 kommen wird, ebenfalls seine Absichten signalisiert.
Seien Sie nicht der dunkle, schmierige Typ. Nicht der, der sagt: "Also, eigentlich habe ich keine Ahnung, wo Ihre persönlichen Angaben gespeichert sind, wie sie dorthin geraten sind und wer darauf Zugriff hat. Und weil ich das nicht weiß, kann ich Ihre Daten nicht einmal löschen." Machen Sie sich mit den einschlägigen lokalen und internationalen Gesetzen vertraut, und investieren Sie Zeit und Geld, um dem Thema Datenschutz in den ersten Phasen der Produktentwicklung Rechnung zu tragen. Besser, Sie bewegen sich von Anfang an auf der sicheren Seite.
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