25.10.2010 - Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) mussten in Europa einen Sendungsrückgang von zwei Prozent und einen Umsatzrückgang von neun Prozent hinnehmen. Das zeigt eine Studie des Beratungsunternehmens AT Kearney. Die Zukunft liege unter anderem in einer stärkeren Differenzierung der B-to-C-Märkte.
Die KEP-Branche habe noch nie solche Verluste bei Absatz und Umsatz erlebt, heißt es von Seiten AT Kearneys. Allerdings würde sich der Markt schon wieder erholen und spätestens 2012 das Vorkrisenniveau von 2008 erreichen. In den insgesamt elf untersuchten Ländern ging die Zahl der Sendungen von 4,64 Milliarden 2008 um zwei Prozent auf 4,56 Milliarden Sendungen 2009 zurück. Der Wert der beförderten Sendungen sank um neun Prozent auf 38,8 Milliarden Euro.
In den befragten Ländern zeigen sich laut der Studie deutliche Unterschiede. Während Polen der einzige Markt mit positivem Umsatzwachstum von vier Prozent sei, mussten Deutschland und die Schweiz (minus vier Prozent) sowie die Niederlande (minus sieben Prozent) nur relativ geringeRückgänge hinnehmen. Das liegt nach AT Kearney vor allem am hohen Anteil von E-Commerce-Bestellungen und entsprechenden nationalen B-to-C-Services. Außerdem hätten schwergewichtige Palettensendungen einen vergleichsweise geringen Anteil an den Sendungen. Stärker betroffen waren hingegen Länder wie Italien und Spanien mit Umsatzrückgängen von zwölf und 14 Prozent.
Zu den attraktivsten KEP-Märkten in Europa zählen laut der Studie Deutschland und Großbritannien. Die Kriterien für diese Einschätzung waren unter anderem Marktgröße, -komplexität und Wachstumspotenzial.
Die nationalen Märkte, die rund 90 Prozent der Volumina ausmachen, verzeichneten einen Wachstumsrückgang von zwei Prozent. Die nationalen Umsätze, mit einem Anteil von 70 Prozent am Gesamtumsatz, sanken um sieben Prozent. "Anders als in den Vorjahren fiel der Rückgang im nationalen Geschäft weniger stark aus als im internationalen", sagt Ferdinand Salehi, Partner bei AT Kearney und Leiter des Beratungsbereichs Transportation. "Ein Grund für die relative Stärke des nationalen Segments ist die weiterhin wachsende Bedeutung des E-Commerce und der Zuwachs bei Internetbestellungen durch Privatkunden."
Das internationale Geschäft ist laut AT Kearney in den Jahren zwischen 2005 und 2008 jährlich um rund fünf Prozent gewachsen. Jetzt verzeichnete der Expressversand 2009 einen Rückgang der Sendungen um acht Prozent. Der Umsatz sank um 16 Prozent. Aber auch die Standardsendungen gingen zurück: das Volumen um zwei Prozent, der Umsatz um neun Prozent. Allerdings habe man die Verluste durch Volumengewinne aus dem Expressbereich sowie dem LTL-Segment teilweise ausgleichen können, so die Ergebnisse von AT Kearney. Das Branchenberatungsunternehmen schließt aus den Zahlen, dass nicht nur wie bislang innereuropäische Volumina von der Abwanderung von Express zu Standard betroffen sind, sondern sich der gleiche Trend auch bei interkontinentalen Sendungen zeige.
Laut AT Keanrey hat sich der KEP-Markt auf europäischer Ebene weiter konsolidiert. Die sechs führenden Netzwerke hätten im Vergleich zu 52,5 Prozent 2008 nun ihren Marktanteil auf 53,4 Prozent steigern können. Eine weitere Konsolidierung sei allerdings unwahrscheinlich, außer ein "Big-Bang-Merger" der Integratoren, heißt es vom Beratungsunternehmen.
Die Studienergebnisse würden zudem zeigen, dass sich der innereuropäische Expressmarkt von einem Anbieter mit der kürzesten Transitzeit zu einem Anbieter von werthaltigen Dienstleistungen und Just-in-time-Diensten entwickeln werde. Die Unternehmen müssten über einen möglichst breiten geographischen Fokus verfügen oder ein weites Produktportfolio anbieten.
Außerdem sei die Segmentierung der B-to-C-Märkte ein deutlicher Trend. Dr. Martin Fabel, Partner bei AT Kearney: "Bestellungen betreffen längst nicht mehr nur Bücher, CDs und Kleidung. Kunden vergleichen immer häufiger Preise und bestellen hochqualitative Güter wie Kameras oder Hausgeräte im Internet - hier sind eine hohe Sendungsqualität sowie eine schnelle Auslieferung gefragt. Im Gegensatz dazu wechseln bei Internetauktionen sehr geringwertige Güter den Besitzer, so dass die Versandkosten so niedrig wie möglich sein müssen. Diese Situation treibt die Differenzierung der Nachfrage."
AT Kearney hat in der Studie die wirtschaftliche Entwicklung der KEP-Branche sei Mitte 2008 untersucht. Dabei wurden netzwerkfähige Standard- und Expressendungen in den elf europäischen Ländern Belgien, Schweiz, Deutschland, Spanien, Frankreich, Italien, Niederlande, Polen, Portugal, Schweden und Großbritannien betrachtet. Die Studie wurde laut Aussage von AT Kearney anhand von mehr als 400 Interviews mit KEP-Dienstleistern, Kunden und Marktexperten erstellt. (kb)
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