29.03.2010 - Die Deutsche Post setzt alles auf eine Karte: die Digitalisierung ihrer Kernbereiche Briefkommunikation, Dialogmarketing und Presseservices. Das kündigte Jürgen Gerdes im Interview mit ONEtoONE an. Bei der Einführung des Online-Briefs denkt der Konzernvorstand Brief sogar über ein eigenes Endgerät à la iPad nach. Auf jeden Fall verspricht Gerdes den Geschäftskunden der Post, die Prozesskosten spürbar zu senken. Von Martin Teschke
von Susanne C. Steiger
Herr Gerdes, Sie sind von Finanzvorstand Larry Rosen mehrfach für Ihr Kostenmanagement im Jahr 2009 gelobt worden. Sind Sie ein eiserner Sparer?Gerdes: Erst einmal freut man sich natürlich über solch eine Aussage - besonders wenn man aus dem Marketing, speziell aus dem Dialogmarketing, kommt. Seit ich bei der Deutschen Post bin, gab es aber auch kein einziges Jahr, in dem ich nicht sparen musste.
Auch im Marketing?Gerdes: Ja. Wir haben im Bereich der Kommunikation, der werblichen Ansprache im vergangenen Jahr das eine oder andere verzögert bzw. eingespart. Wir haben Projekte im IT-Bereich verschoben. Wir haben externe Beratung vermindert und die Zahl der Business-Class-Flüge reduziert. Solche Sparmaßnahmen können durchaus auch Spaß machen. Das kann so etwas wie Heilfasten sein.
Eine Fastenkur ausgerechnet im Marketing müsste Sie als Mann mit Marketing-Herkunft doch besonders schmerzen, oder?Gerdes: Ich will Ihnen dazu zwei Beispiele nennen. Wir sind erneut bester Paketdienstleister des Jahres geworden. Und im Konzernbereich Brief haben wir bei Privatkunden die höchste Kundenzufriedenheit seit mehr als zehn Jahren erzielt. Da stellen sich dann die Fragen: Sollen wir das jetzt zelebrieren? Wie viele Millionen kostet das? Brauche ich unbedingt einen Fernsehspot etc.? Ich bin grundsätzlich der Meinung: Man glaubt ja gar nicht, mit wie wenig Geld man einen spannenden Urlaub machen kann. Das kennt man doch noch aus der Studentenzeit! Und das gilt im übertragenen Sinn auch fürs Marketing. Wir haben im Marketing so smart gespart, dass es uns nicht schmerzt. Wir stehen bei der Deutschen Post als Dialogmarketer schließlich dafür, dass wir nicht mit einer Kanone auf einen Schwarm von Spatzen schießen. Das kann man sehr viel gezielter machen. Wir gehen zielgruppenspezifisch vor.
Das Geschäftsfeld Dialogmarketing hat im vergangenen Jahr ein Umsatzminus von gut sechs Prozent verkraften müssen, mehr als der Konzernbereich Brief insgesamt. Woran liegt das?Gerdes: Wir haben im Dialogmarketing - wie alle Dienstleister in diesem Bereich - in der Tat Federn lassen müssen. Die Werbetreibenden sparen eben selbst beim Dialogmarketing, obwohl das aufgrund seiner hohen Effizienz gerade in schwierigen Zeiten angesagt ist. In Summe haben wir aber deutlich weniger Umsatz eingebüßt als beispielsweise die klassischen Medien Print und Fernsehen.
Sinkende Umsätze im Dialogmarketing zwingen Sie dazu, neue Lösungen auf den Markt zu bringen. Doch nicht alles funktioniert, etwa die Clevercard. Wie gehen Sie damit um?Gerdes: Es geht nicht darum, ob wir ein Produkt wie die Clevercard haben oder nicht. Es geht um Prozessoptimierung. Es geht darum, unseren Kunden zu helfen, den Verbraucher dann abzuholen, wenn die Kaufbereitschaft besteht. Bei der Prozessoptimierung spielt die gesamte Wertschöpfungskette eine Rolle - von der Adressoptimierung bis zur Zustellung. Ich glaube, dass wir in der physischen Welt sehr gut geworden sind. Ein Beispiel ist ,Einkauf Aktuell`. Der Umsatz von ,Einkauf Aktuell` liegt mittlerweile im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich, das Ergebnis im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich.
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