Versandhandel

Neckermann: (Fast) völlig losgelöst von Primondo

29.12.2009 - Neckermann.de hat unbequeme Zeiten hinter sich. Das traditionelle Versandhaus musste in wenigen Jahren auf online getrimmt werden, hatte die Abnabelung von der Primondo-Gruppe zu stemmen und musste sich mit einer komplett neuen Unternehmensspitze zurechtfinden. Im Interview mit ONEtoONE spricht Marketingchef Ulf Cronenberg über die Situation im Versandhandel, die Entflechtung vom insolventen Arcandor-Konzern und den 60. Geburtstag des Unternehmens. Von Martin Teschke

Herr Cronenberg, wie geht es eigentlich mit Neckermann nach der Arcandor-Insolvenz weiter? Anders gefragt: Wie kann eine Entflechtung von der Primondo Gruppe überhaupt funktionieren, ohne dass eine Marke wie Neckermann (Image-)Schaden nimmt?Cronenberg: Aus Kundensicht muss man sagen: Für den Neckermann.de-Kunden hat sich durch die Arcandor-Insolvenz überhaupt nichts geändert. Neckermann.de gehört schon seit Anfang 2008 mehrheitlich nicht mehr zum Arcandor-Konzern. Bereits im Frühjahr 2008 hat der heutige Mehrheitsgesellschafter Sun Capital 51 Prozent der Neckermann.de GmbH von Arcandor übernommen. Darüber hinaus wurde Neckermann.de auch vorher schon als eigene Marke im Arcandor-Konzern geführt.
Einen Imageschaden sehen wir deshalb überhaupt nicht, das bestätigen auch unsere Kunden. Technisch gesehen, fand seit Anfang 2008 eine Entflechtung vom Arcandor-Konzern statt. In der Tat gab es früher verschiedene, gemeinsam genutzte Systeme etc., aber der Entflechtungsprozess war bereits im Juni 2009 nahezu abgeschlossen. Insofern gibt es auch hier keine Probleme.

Sie haben also den Untergang des Hauses Quelle in keinster Weise zu spüren bekommen bzw. Sie profitieren sogar noch davon?Cronenberg: Klar ist: Wenn so ein bedeutender Marktteilnehmer plötzlich vom Markt verschwindet, kann das nicht ohne Auswirkungen für die verbleibenden Wettbewerber bleiben. Erfolgreich in so einer Situation ist das Unternehmen, das den Kunden das beste Angebot macht. Also die Produkte anbietet, die gefragt sind, zu einem für die Kunden attraktiven Preis. Und natürlich auf einem Vertriebsweg, der den Kundenbedürfnissen entspricht. Dabei geht der Trend im Versandhandel klar in Richtung Internet. Was Neckermann.de angeht: Wir sind hier gut aufgestellt, bereits heute machen wir mehr als 60 Prozent unserer Umsätze im Internet - Tendenz wachsend.

Seit gut einem halben Jahr steht Neckermann.de unter komplett neuer Führung. Von außen betrachtet wirkte der Wechsel ja recht chaotisch. Ist im Unternehmen wieder Ruhe eingekehrt? Und was hat sich seitdem alles geändert?Cronenberg: Mit der vierköpfigen Geschäftsführung um Henning Koopmann als CEO hat Neckermann.de ein Management, das das vollste Vertrauen des Investors Sun Capital genießt. Grundlage für die unternehmerische Neuausrichtung ist das klare Bekenntnis des Hauptgesellschafters zum Unternehmen. Auf dieser Grundlage wird im gesamten Unternehmen seit Frühjahr 2009 zielorientiert und effizient gearbeitet. Und die Belegschaft steht hinter den Zielen des Unternehmens, auch hinter dem Weg, wie diese Ziele erreicht werden können. Das haben unter anderem verschiedene interne Veranstaltungen im Oktober klar gezeigt. Die Auftrags-eingänge belegen: Wir sind auf dem richtigen Weg.

Der Versandhandel ist besonders in der Wirtschaftskrise nicht immer ein leichtes Geschäft. Wie setzen Sie sich mit einer eher traditionellen Marke wie Neckermann von der großen Konkurrenz aus Hamburg und den vielen neuen Playern überall im Land ab?Cronenberg: Der Versandhandelsmarkt ist von intensivem Wettbewerb gekennzeichnet - das stimmt. Erfolgreich in einem solchen Markt sind die Unternehmen, die sich voll an den Kundenbedürfnissen orientieren. Dabei geht es um ein attraktives Angebot, kundenorientierte Konditionen, einen verlässlichen Service und ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. In all diesen Aspekten sind wir gut aufgestellt. Hinzu kommt: Das Unternehmen Neckermann.de feiert im nächsten Jahr sein 60. Firmenjubiläum - ein guter Anlass für viele attraktive Aktionsangebote an unsere Kunden. Ein Anlass, zu dem wir Tradition und Innovation in einen für unsere Kunden guten Einklang bringen. Mit dem Slogan "Neckermann macht´s möglich" hat das Unternehmen über Jahrzehnte hinweg seine Marke mit hoher Bekanntheit im Markt etabliert. Neckermann.de steht zudem für ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis und verfügt über langjährige Online-Erfahrung. Das wissen unsere Kunden, und dafür schätzen sie uns. Vor diesem Hintergrund blicken wir selbstbewusst in die Zukunft.

Neckermann trägt zwar seit einigen Jahren das .de im Namen, aber Kataloge und andere Mailings wird es künftig doch auch noch geben, oder?Cronenberg: Ja, in den nächsten Jahren wird es weiterhin auch Kataloge geben. Sie dienen noch immer als Impulsgeber für Käufe im Internet. Allerdings werden sich künftig Erscheinungsweise und -turnus den neuen Gegebenheiten im Markt und dem geänderten Konsumentenverhalten anpassen. Es geht darum, Kundenbedürfnisse zu erkennen und auch zu befriedigen. Das tun wir - auch mit unseren Katalogen.

Wie wollen Sie sich denn in den Weiten des Internets eine Aufmerksamkeit verschaffen, die mit der (haptischen) Wirkung des Katalogs vergleichbar sein könnte?Cronenberg: Neckermann.de befindet sich im Online-Shop-Ranking seit bereits rund einem halben Jahr auf dem dritten Platz (Quelle: Nielsen). Die Herausforderung, die haptische Wirkung eines Kataloges nachzuempfinden, stellt sich eigentlich nicht. Im Gegenteil: Wir arbeiten schon heute daran, dem Kunden über zusätzliche Mehrwerte ein viel attraktiveres Einkaufserlebnis als über den Katalog zu bieten - zu nennen sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel Kundenbewertungen, die der Kunde sofort am Produkt einsehen kann, oder kleine Applikationen wie zum Beispiel unseren "Style Chooser", bei dem der Kunde sich seine Wunschartikel zusammenstellen kann. Es geht in Zukunft vor allem darum, die Ware im Internet neu zu inszenieren und dem Kunden nicht einfach eine Auflistung von Produkten zu liefern. Hinzu kommt: Im Internet haben wir die Möglichkeit, ein viel breiteres Sortiment anzubieten, und unterliegen hier nicht mehr den Begrenzungen eines klassischen Katalogs. Auch das ist ein Vorteil, den wir aktiv nutzen.

Ganz konkret: Auf welche Investitionen und Marketingmaßnahmen aus dem Hause Neckermann dürfen wir uns im Jahr 2010 freuen?Cronenberg: Grundsätzlich: Das Unternehmen feiert im nächsten Jahr u. a. seinen 60. Geburtstag. Da wollen wir heute natürlich noch nicht verraten, was wir uns für 2010 vorgenommen haben. Nur so viel: Das Jubiläum ist Anlass für uns, unsere Kunden im
Jubiläumsjahr mit vielen spannenden Angeboten zu überraschen. Und dafür sind wir gut vorbereitet.

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