Blog-Beitrag

Direktmarketing in Slow Motion oder das perfide Geldgeschenk von Google

05.11.2009 - Nanu? Post von Google? Das hatte ich noch nicht. Gestern morgen war es soweit. Da ich in den letzten Wochen immer wieder mal über den Suchmaschinenriesen geschrieben hatte, war ich durchaus gespannt, was Google von mir möchte. Und warum man sich ausgerechnet via Postkasten - und zwar dem echten, nicht dem virtuellen - an mich wendet.

Des Rätsels Lösung steht schon im ersten Absatz des Briefs:

"Lieber Nutzer von Google Maps, Sie haben sich im lokalen Branchencenter eingetragen und sind dadurch bereits online zu finden. Gehen Sie jetzt einen entscheidenden Schritt weiter und testen Sie, wie schnell, erfolgreich und einfach Sie mit Anzeigen auf Google neue Kunden gewinnen! Setzen Sie Ihr Guthaben über 50,- € ein und erleben Sie, was daraus für Ihr Geschäft wird! (...)"

Das laut Eigendarstellung "einzige Unternehmen, das sich darauf konzentriert, die 'perfekte Suchmaschine' zu entwickeln"   , übt sich in "profanem" Direktmarketing. Der Begriff "üben" hat dabei durchaus seine Berechtigung. Nicht nur, dass mir die "allwissende.muellhal.de   " versucht zu suggerieren, dass ich ohne den Eintrag bei Google Maps   gar nicht existiere (zumindest virtuell), es gibt noch einen anderen kleinen Haken - wie leider so oft, wenn man es mit Google zu tun hat. Aber sehen Sie sich doch den Briefkopf inklusive Gutschein selbst mal genau an, fällt Ihnen etwas auf?

In einem Brief, der am 4. November im Postkasten liegt, ein Werbegeschenk anzupreisen, das nur bis zum 31. Oktober gilt, ist wahlweise besonders langsam, einigermaßen dämlich oder schlicht perfide. Das Ganze erinnert mich an Kindergeburtstage, bei denen Eltern ihren Kindern versprechen, dass sie soviel Kuchen essen dürfen, wie sie wollen, um ihnen irgendwann dann doch den Teller wegzunehmen mit dem Hinweis, dass sie sonst Bauchweh bekommen. Trotzdem: Allein das Versprechen, das Google weiter unten im Schreiben abliefert "Sie brauchen nur wenige Minuten für 200 Interessenten" wird in Zeiten, ergebnisorientierten Marketings ziehen. Immerhin: Bis zum 30. November hat der Gutschein ja noch einen Wert von 30,- Euro. Mit Speck fängt man Mäuse (man beachte die wunderschöne Doppeldeutigkeit dieses Begriffs). Und mit der mitgelieferten Anleitung kann jeder noch so internetaverse Mensch seine eigene Anzeige im Handumdrehen kreieren. Online versieht Google die einzelnen Schritte sogar noch mit der Dauer in Sekunden (!):

Ich gelange zu dem Schluss, dass nicht etwa das Nickerchen des Briefträgers Schuld an der verspäteten Zustellung der Post gewesen ist, sondern dass dies von Anfang an so geplant war. Wie gesagt: Perfide! Den Brief habe ich inzwischen - wie bei solchen, schon auf den ersten Blick halbseidenen Angeboten üblich - direkt in Papierkorb befördert. Dorthin also, wo Anfang des Jahres   auch Googles Testlauf   mit der Vermarktung von Printanzeigen   in Tageszeitungen gelandet ist. Google und bedrucktes Papier scheinen irgendwie genauso gut zusammen zu passen, wie Verlagsprodukte und das Internet. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass dieser Brief bei weniger kritischen Zeitgenossen aus dem lokalen Unternehmertum seine Wirkung nicht verfehlen wird. Nicht zuletzt auch deshalb, weil es bislang immer noch an effizienten Werbemöglichkeiten bei den Webangeboten der regionalen und lokalen Medien fehlt. Viel zu lange schon haben Verleger an ihrem aus dem Printgeschäft gelernten Anzeigenvertrieb festgehalten. Völlig zu Recht hat Dirk Beckmann hier in einem früheren Beitrag   darauf hingewiesen, dass Tageszeitungen ihr Potenzial auch online endlich erkennen und konsequent ausbauen müssen. Das erfordert Angebote, die es den vielen werbewilligen Unternehmen vor Ort ermöglichen, schnell und effizient ihre Produkte zu bewerben - und zwar möglichst ohne zwischengeschalteten Vermarkter. Also, liebe Verleger: Klappe halten! Nachdenken! Gas geben!

(Christoph Salzig)

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