06.10.2009 - Für jeden von uns gibt es die sogenannten Pflichtveranstaltungen. Das sind Kongresse oder Messen, auf denen man aus unterschiedllichen Gründen nicht fehlen darf. Neben dem unersetzlichen Networking, zählen dazu die Treffen mit interessanten Sprechern oder auch die Aussicht auf neue Trends oder Produkte, die hier vorgestellt werden. Im Laufe der Jahre, in denen ich in und für die Online-Branche arbeite, haben sich unterschiedliche Veranstaltungen herauskristallisiert, um die man einfach nicht herum kommt.
Zählte ausgangs des vorigen Jahrhunderts noch die CeBIT
dazu, sind bis heute als Konstanten der DMMK
, der Internet World Kongress
, das medienforum.nrw
, (noch) die Medientage München
und seit einigen Jahren die Next
, die re:publica
oder auch die Mail Order World
. Hinzu kommen eine ganze Reihe kleinere Veranstaltungen, meist praxisbezogen oder auch schon mal etwas exklusiver, die ich in loser Folge - je nach aktueller Terminlage - besuche.
Bis 2008 gehörte auch die OMD zum Pflichtprogramm, in deren Fußstapfen in diesem Jahr die dmexco
getreten ist. Um die Ablösung hat es im letzten Jahr heftige Grabenkämpfe gegeben. Letztlich aber ist es gut, dass es nur eine zentrale Veranstaltung in Deutschland gibt, die sich schwerpunktmäßig mit digitalem Marketing befasst. Und trotzdem: Ich habe den Weg nach Köln in diesem Jahr (noch) nicht angetreten. Obwohl sich hier eine zweifelsohne großartige Gelegenheit geboten hat, das eigene Netzwerk zu pflegen und einen Überblick über den Leistungsstand der Vermarkterszene zu erhalten. Der Anspruch das gesamte Spektrum des "digitalen Marketings" zu präsentieren, ist dank zahlreicher Vortragsformate sicher sichtbar geworden, fiel aber - wohlgemerkt aus der Ferne (mit Hilfe der Kommentare von Besuchern
und Ausstellern) betrachtet - angesichts der Dominanz der großen Online-Vermarkter indes deutlich ab. Dennoch bleibt die Frage: Warum war ich eigentlich nicht dort, um mir selbst ein Bild vor Ort zu machen? Die Antwort ist einfach. Ich habe der PICNIC
in Amsterdam den Vorzug gegeben - und war damit eine der ganz wenigen
Ausnahmen
.
PICNIC? Das klingt mehr nach lockerem "Sit-In" als nach geschäftsmäßigem Auftrieb á la dmexco. Ganz falsch ist der (äußere) Eindruck tatsächlich nicht. Nachdem ich 2008 zum ersten Mal Gast bei der Veranstaltung war, war für mich klar, dass auch in diesem Jahr der Weg ins "Grüne" führen würde. Komme, was da wolle. Auch die dmexco konnte mich nicht davon abhalten, nach Amsterdam zu fahren. Hier - ähnlich wie bei LeWeb
in Paris - treffen international heiß begehrte Sprecher auf ein ebenfalls internationales Publikum. Das allein hat allerdings nicht den Ausschlag gegeben. Auch nicht die tatsächlich unvergleichliche Atmosphäre, die das Motto "PICNIC" wirklich lebt. Der wesentliche Grund, die PICNIC zu besuchen, liegt darin, ganz neue Impulse zu erhalten, Visionen nachempfinden zu können und eine Ahnung davon zu bekommen, was morgen mit Internettechnologien möglich sein wird. Zugegeben: Nicht alles, was hier präsentiert wird oder in den "Labs" anfassbar ist, überzeugt. Aber: Man erhält - auch durch den Dialog mit den anderen Teilnehmern, die mit extrem heterogenen Kontexten versehen sind - ein gutes Gefühl für die grundsätzlichen Trends und Entwicklungen, die unsere Wirtschaft und Gesellschaft in naher Zukunft beeinflussen und prägen werden.
Das ist wahrscheinlich auch der wichtigste Unterschied zwischen der dmexco und der PICNIC: Köln ist heute, Amsterdam ist morgen. Natürlich: Manches, von dem, was in der Hauptstadt der Grachten gezeigt wird, hat einen esoterischen und spinnerten Touch. An der Grundaussage, die sich nach den Eindrücken, Vorträgen, Gesprächen und Experimenten treffen lässt, ändert das nichts. Im Gegenteil: Abwegiges lässt die generelle Richtung manchmal sogar schneller erkennen. Nur Mainstream lässt kaum Platz für neue Denkansätze, die im Umfeld der dmexco nach meiner Wahrnehmung kaum sprießen konnten. Nur wäre das sicher auch der falsche Anspruch an eine Kongressmesse, deren Hauptzweck letztlich die Absatzsteigerung der dort anwesenden Aussteller ist. Das sollte bei einer Rückschau dementsprechend nie vergessen werden (wird es aber bisweilen
).
Meine wichtigste Erkennnis aus den Tagen bei der PICNIC: Virtuelle Anwendungen erobern unser reales Leben. Augmented Reality
(hier ein Video
mit Anwendungsbeispielen), GPS & Location Based Services (kurz: Mobile Internet
), Geo Tagging, RFID, Surface PC - das alles klingt futuristisch und ist doch schon selbstverständlicher als viele meinen oder zu wissen glauben.
Und wer weiß, vielleicht hat ja eine der Aussagen des "Mediafuturisten" Gerd Leonhard
auch Strahlkraft auf die kommenden dmexcos: "Vielleicht haben wir traditionelles Werben und Vermarkten nur gebraucht, weil wir noch nicht miteinander vernetzt waren." Anders formuliert: Es wird interessant sein, zu bebachten, wann die PICNIC auf der dmexco ankommt. Das allerdings wird nur gehen, wenn sich die beiden Veranstaltungen künftig nicht mehr terminlich überschneiden. Sonst müsste ich am Ende auch in den kommenden Jahren auf die dmexco verzichten. Und das wäre doch tatsächlich jammerschade.
Um zum Abschluss dem Eindruck entgegen zu wirken, dass bei der PICNIC nur "Nerds" und "Geeks" unterwegs sind, hier ein Ausschnitt aus dem wirklich eindrucksvollen Auftritt von Jeffrey Hayzlett, Chief Marketing Officer Eastman Kodak, zum Thema Brand Shifting:
Der folgende, sehenswerte Videoclip war übrigens das Intro zu Jeffrey Hayzletts Vortrag, der von den Veranstaltern nebenbei bemerkt als "The Chuck Norris Of Digital Media" angekündigt wurde:
(Christoph Salzig)
Mischenrieder Weg 18
82234 Weßling
Tel.: +49 (0) 89-57 83 87-0
Fax: +49 (0) 89-57 83 87-99
E-Mail: info@onetoone.de
Web: www.hightext.de