25.09.2009 - Nun ist es soweit: Vom 29. September bis zum 1. Oktober trifft sich die Branche wieder zum Versandhandelskongress und zur Mail Order World, auf der sich mehr als 350 Aussteller präsentieren. Diesmal dürfte es besonders interessant werden.
In ihrer wohl unnachahmlichen Art hat die "Bild"-Zeitung erst vor wenigen Wochen die Eigenschaften eines erfolgreichen Versandhändlers beschrieben:
"Das Erfolgsgeheimnis ist sein gesunder Menschenverstand. Er hatte zeit seines Lebens kühne Ideen, aber keine verschrobenen Visionen. Er rechnete besser als andere, aber glaubte nicht, deshalb die Mathematik neu erfunden zu haben. Er hob nie ab, sondern blieb stehen mit beiden Beinen auf dem Boden. Am liebsten auf solchem, der ihm gehörte. Er verkörperte das Genie des Normalen: klug, dynamisch und bescheiden. Er fuhr Straßenbahn, als er sich längst einen Chauffeur leisten konnte. Er flog Holzklasse, wo ihm ein Jet zur Verfügung stand. Wenn er nachdachte, schälte er gern einen Apfel. Bevor er heimging, arbeitete er stets seinen Schreibtisch leer. Hausschuhe bestellt er im eigenen Katalog."
Die Rede ist - man ahnt es schon - nicht etwa von Thomas Middelhoff und anderen, sondern von Werner Otto, der vor Kurzem seinen 100. Geburtstag feierte. Vielen Versandhändlern und Dialogmarketern, die Ende September/Anfang Oktober den Versandhandelskongress und die Mail Order World in Wiesbaden besuchen, mögen dessen "Tugenden" in Zeiten scheinbar unaufhaltsamer Steigerungsraten im E-Commerce vielleicht altbacken vorkommen. Im deutschen Distanzhandel ist jedoch durchaus Bescheidenheit angebracht. Denn so viele eigene Ideen haben die Versandhändler hierzulande im Vergleich zu den Amazons und Ebays aus den USA noch nicht hervorgebracht. Die MyMueslis und Brands4Friends müssen erst noch beweisen, dass ihr Konzept nachhaltig trägt. Und die Ottos - um nur ein Beispiel zu nennen - bewegen sich im viel zitierten Web 2.0 doch noch sehr vorsichtig.
Der Titel des Versandhandelskongresses "Online führt!" ist zwar hübsch gewählt. Aber die Frage im Untertitel "Der Versandhandel von morgen: Zerreißprobe zwischen Katalog und neuen Medien?" klingt dann doch so, als würden die Versandhändler seit Jahren um das immer gleiche Thema kreisen. Die meisten wissen längst, dass sie beides, die Online- und die Offline-Kundenansprache, brauchen.
Es ist - im Sinne Werner Ottos - vielmehr Zeit für kühne Ideen. Ein paar gute Beispiele gibt es schon. Etwa der Vorstoß der Otto Group in Sachen künstlicher Intelligenz (ONEtoONE 09/09), die Marke Bionade, von deren Kundenansprache Agenturchef Stefan Kolle auf dem Kongress viel zu erzählen hat, oder die Ansätze von Robert Möstls Institut für Versandhandelsinnovationen.
Und deshalb dürfte Wiesbaden nicht einfach nur zum Branchentreff in Zeiten der Krise werden, sondern zum Ort, an dem man voneinander lernt für die Zeit nach der Krise. Das klingt bescheiden - und ist auch so gemeint.
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