08.06.2009 - Rückschlag für die Deutsche Post: Der Konzern hat sein crossmediales Vorzeigeprojekt Clevercard wieder vom Markt nehmen müssen. Offiziell werden dafür Probleme des beauftragten Technologiedienstleisters ins Feld geführt. Tatsächlich dürfte das Scheitern aber auch noch andere Gründe haben.
"Wir haben die Clevercard bereits im April eingestellt", sagte ein Unternehmenssprecher. Der mit der Clevercard betraute Technologiedienstleister sei in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. Um einen Image-Schaden zu vermeiden, habe man das Pilotprojekt lieber eingestellt.
Dass es allein an den finanziellen Nöten eines Dienstleisters gelegen hat, darf durchaus bezweifelt werden. Ganz offenbar hat die Idee Clevercard bei den Kunden nicht gezündet. Und ganz offenbar muss die Post im Brief-Bereich bei schwindenden Sendungsmengen und Gewinneinbußen derzeit jeden Euro zweimal umdrehen.
Dabei wollte der Bonner Konzern die Clevercard im vergangenen Jahr ganz groß rausbringen. Die Clevercard ist ein kleines Lesegerät, das kreditkartengroße Mailings erkennt, über ein USB-Kabel mit dem Rechner verbunden ist und den User direkt auf eine bestimmte Website führt. "Ziel ist es, den Dialog in die Klassik zu integrieren. Anders ausgedrückt: Die Deutsche Post will ein größeres Stück vom Kuchen des Gesamtwerbemarktes", hatte Ingo Bohlken, Bereichsvorstand Marketing Brief, im Mai vergangenen Jahres im Gespräch mit ONEtoONE gesagt. "Wir setzen auf die Kombination mehrerer Medien, also auf crossmediale Angebote", so Bohlken damals. "Dafür ist die Deutsche Post auch bereit, Geld in die Hand zu nehmen. Allein in die Entwicklung und Produktion der Clevercard haben wir einen Millionenbetrag investiert."
Die Clevercard befand sich bereits seit September 2007 in der Pilot- und Testphase. Knapp 4.000 Verbraucher hatten das Lesegerät im Frühjahr 2008 erhalten. Mit im Boot waren Kunden wie Nestlé, Warner Music, Swarovski sowie Berge & Meer. Auf Agenturseite unterstützten Vistapark und Elephant Seven das Projekt. Mitte Juli vergangenen Jahres verschickte die Deutsche Post ein Mailing an bis zu sieben Millionen Haushalte. Erklärtes Ziel war es, bis Ende August 2008 rund 500.000 Verbraucher mit den Lesegeräten auszustatten. Ob dies überhaupt umgesetzt wurde, war von der Post allerdings nicht zu erfahren. (te)
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