Lernen von Ni-hao bis Know-how

31.10.2008 - Agenturen forcieren den Austausch mit dem Ausland: Publicis, S&F und Pleon schicken ihren Nachwuchs auf Reisen.

Der Boom der chinesischen Wirtschaft führt zu einem Mangel an deutschen Managern mit China-Erfahrung - und dies zunehmend auch im Agenturbereich. "Der chinesische Kommunikationsmarkt ist stark in Bewegung. China verfügt auf diesem Gebiet über eines der größten Wachstumspotenziale", sagt Dr. Wigan Salazar, Managing Partner bei Publicis Consultants in Deutschland. Jüngst hat Publicis Consultants den Kommunikationsetat für das EU-China Managers Exchange Training Programme (METP) gewonnen und nutzt die Gelegenheit auch, um beim Nachwuchs im eigenen Land Werbung für den Austausch zu machen.

Im Rahmen von METP erhalten europäische Manager die Chance, für zehn Monate nach China zu gehen und dort zu qualifizierten Experten für den chinesischen Markt ausgebildet zu werden. Das kostenlose Programm bietet die Möglichkeit, die chinesische Geschäftskultur- und Praxis kennen zu lernen, die Sprache zu erlernen und die Beziehungen zwischen den Ländern durch persönliche und wirtschaftliche Zusammenarbeit zu vertiefen.

Im Anschluss an die interkulturellen Trainings an der Uni Peking, Sprachkurse und Unternehmensbesichtigungen absolvieren die Manager ein Praktikum, um so einen Einblick in die praktische Arbeit chinesischer Unternehmen zu erhalten. Neben der Organisation des gesamten Aufenthaltes werden durch die EU auch alle Studiengebühren übernommen. Außerdem erhalten die Teilnehmer eine finanzielle Unterstützung für ihre Lebenshaltungskosten - rund 1.000 Euro pro Monat. Abschließend wird den Absolventen ein offizielles Diplom verliehen, das der EU-Botschafter in China unterzeichnet. "Ein wichtiges Ziel des Programms ist, die Sprache zu lernen, mit kulturellen Unterschieden klarzukommen und zu verstehen, wie Geschäfte anderswo gemacht werden", sagt Salazar.

Eine Teilnehmerin, die das Programm jüngst absolviert hat, ist Art- direktorin Stefanie Schau, 31. "Eine gute Voraussetzung ist es, wenn man kaum chinesische Vorkenntnisse hat - denn genau diese Herausforderung soll man während des Programms meistern." Eine weitere Voraussetzung für die Bewerber ist laut Schau die Entwicklung "einer Geschäftsidee, die für China und Europa relevant ist und die beide Kulturen miteinander verbindet".

Schaus Geschäftsidee, so sagt sie, habe vor allem darin bestanden, bei der gemeinsamen Arbeit unterschiedliche Denkprozesse zusammenzuführen. "Man muss lernen, flexibel zu sein. Was in China häufig noch versäumt wird, ist, Probleme erst zu analysieren, bevor man versucht, sie zu lösen." Bei ihrer alltäglichen Arbeit in der Pekinger Agentur Hyphien hat Schau festgestellt, dass "Agenturleistungen in China teilweise noch nicht so ausgereift sind". Und außerdem könnten sich viele mittelständische Unternehmen die Leistungen der großen internationalen Agenturen längst noch nicht finanziell leisten.

Schau hat es allerdings so gut in China gefallen, dass sie nach dem Förderprogramm erst mal dort geblieben ist. "Mit den Kollegen klappt die Verständigung schon ganz gut - würden wir allerdings plötzlich zum Thema Sport wechseln, wäre das was anderes." Die Bewerbungsfrist für die nächs-te METP-Runde läuft noch bis zum 4. Januar 2009.


Möglichkeiten für Studis und Azubis
Ebenfalls auf den Austausch im Ausland setzt die Agenturgruppe Scholz & Friends. "Im Rahmen unserer Ausbildung zur Kauffrau Marketingkommunikation und Kaufmann Marketingkommunikation, die zweieinhalb Jahre dauert, ist ein dreimonatiger Auslandsaufenthalt eingeplant", sagt Daniela Bartelt, die bei Scholz & Friends für Human Ressources verantwortlich ist. Die Auslandsaufenthalte werden bei Partneragenturen von Scholz & Friends absolviert. Bartelt: "Wir haben zwanzig Offices in Eu-ropa, und es wäre verschenkt, wenn wir die Möglichkeiten, die sich bieten, nicht nutzen würden." Andere Eindrücke können beispielsweise in Stockholm, Zürich oder Budapest gesammelt werden.

Zudem hat Scholz & Friends ein Kooperationsprogramm mit der Berufsakademie Ravensburg laufen. Im Rahmen der Kooperation werden Studenten ebenfalls an Standorte im Ausland geschickt, und Studenten aus dem Ausland wiederum kommen zu Scholz & Friends nach Deutschland. "Je nachdem, in welches Land die Studenten gehen möchten, sind sprachliche Grundkentnisse allerdings oft die Voraussetzung", sagt Bartelt.

"Für die Studenten und Auszubildenden sind Auslandsaufenthalte mit Sicherheit eine prägende Erfahrung. Wir nutzen die Gelegenheitvor allem, um den Netzwerkgedanken zu stärken."


Gute Trainees kommen weiter
Die BBDO-Tochteragentur Pleon bietet im Rahmen ihrer Nachwuchsförderung Trainee-Programme an, die 18 Monate dauern und alle Disziplinen beinhalten. Insgesamt 40 Trainees werden pro Jahr, geteilt in zwei Gruppen, bei Pleon ausgebildet. Dieses Förderprogramm findet ausschließlich im Inland statt, wo die Teilnehmer temporär in verschiedenen Abteilungen arbeiten - Trainees, die besonders gut abschneiden, haben in einer nächs-ten Stufe allerdings die Möglichkeit, einen Standortausch in eine so genannte Practice Group im Ausland zu wagen: Hier werden die bereits geprüften Trainees dann beispielsweise in London, Amsterdam oder Paris in Bereichen wie Technology, Finance, Consumer, Healthcare, Corporate oder Public Affairs geschult. (eaz)

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