Eine Kongressmesse mit Signalwirkung

24.10.2006 - Versandhandelskongress und Mail Order World zeigen, wohin sich die Branche entwickelt.

Niemand vermag vorherzusagen, ob der diesjährige Versandhandelskongress eine ähnliche Signalwirkung haben wird wie der vom vergangenen Jahr. Klar ist nur, dass der Wiesbadener Kongress 2005 den schon länger erwarteten Wandel eingeläutet hat. Seither ist in der Branche viel passiert.

Am plakativsten lassen sich diese Entwicklungen wohl an dem ablesen, was der Karstadt-Quelle-Konzern auf die Beine gestellt hat. Neckermann benannte sich Anfang des Jahres in Neckermann.de um. Karstadt-Quelle-Chef Thomas Middelhoff trug damit dem Umstand Rechnung, dass der E-Commerce enorme Wachstumsraten verzeichnete und der Universalkatalog vor sich hin dümpelte. "Den Leuten zweimal im Jahr einen dicken Katalog ins Haus zu liefern und zu erwarten, dass sie fleißig bestellen, das funktioniert nicht mehr", sagte Middelhoff damals. Was dann folgte, war ein radikaler Umbau der gesamten Versandhandelssparte des Konzerns.

Mit Marc Sommer holte sich Middelhoff einen ihm noch aus der Bertelsmann-Zeit vertrauten Manager ins Haus, der die Sparte jetzt auf die ausgegebene Losung "Dreimal 50 Prozent" trimmt. Der Anteil des Spezialversands am Gesamtumsatz der Unternehmensgruppe soll auf 50 Prozent steigen. Die gleiche Zielmarke gilt für den E-Commerce im Vergleich zum Katalog und für das Auslandsgeschäft im Vergleich zum Inlandsgeschäft. Vor allem muss Sommer spürbar im Backoffice sparen und investiert dafür in klassische Werbung, etwa für den Quelle Versand.

Sommers größter Konkurrent, die Otto Gruppe, war zu dieser Zeit bereits mitten in der Umbauphase. Mit dem Young-Fashion-Konzept Refashion, das dieser Tage startet, bietet Otto erstmals einen Spezialkatalog an, der jährlich zwölfmal aktualisiert wird. Und natürlich muss auch Otto - genau wie Neckermann.de - der Internet-Gemeinde permanent neue Features für das Online-Shopping zur Verfügung stellen. "Der Konsument will nicht mehr nur konsumieren, er möchte aktiv teilnehmen", betonte Versandhauschef Dr. Michael Otto im Gespräch mit ONEtoONE. "Deswegen haben wir unsere Innovationsoffensive E-Shopping 2.0 gestartet - die Vision eines Otto-Stores der Zukunft." Große Chancen sieht Otto auch im interaktiven TV; Investitionen in einen Teleshopping-Sender kann er sich aber immer noch nicht vorstellen.

Dabei gehörte der Teleshopping-Bereich zu den kleinen Sensationen des Versandhandelskongresses 2005.

Als Versender des Jahres wurde 2005 der Teleshopping-Kanal QVC prämiert - eine Premiere. "Und das von all den Neckermanns und Ottos", freute sich damals Dr. Ulrich Flatten, Deutschland-Geschäftsführer von QVC.

Sogar der Bundesverband des Deutschen Versandhandels (BVH) musste sich nach dem zurückliegenden Kongress neu orientieren. Er krempelte seine Statistik komplett um und bezieht nun auch neue Unternehmertypologien, Bestellwege und Versandhandelsformen mit ein: etwa Ebay-Powerseller, Anbieter aus dem stationären Handel, die über das Internet verkaufen, oder Hersteller-Versender. Großes Potenzial sieht der BVH im M-Commerce und im T-Commerce. "Das hat eine ungeheure Wachstumsdynamik ausgelöst", meint BVH-Präsident Rolf Schäfer.

Doch trotz aller Wachstumsdynamik müssen die Versender sparen. Das passiert im großen Stil im Backoffice-Bereich oder im Outsourcing von Unternehmensteilen. Gespart wird aber auch bei den Dienstleistern. Einmal davon abgesehen, dass bei einer Konzentration auf das Internet vor allem Druckereien leiden dürften, klagen längst auch originäre Direktmarketingdienstleister wie Lettershop-Betreiber über einen zunehmenden Preisdruck.

Stellvertretend könnte hier die Schlott Gruppe erwähnt werden. "Die Massensendungen sind einfach nicht mehr in der Höhe vorhanden wie früher", sagte deren Vorstandsvorsitzender Bernd Rose im Gespräch mit ONEtoONE. Die zurückgehenden Investitionen, die der Direktmarketing-Monitor der Deutschen Post ausgemacht hat, mögen ein Beleg dafür sein.

Für die Aussteller der parallel stattfindenden Mail Order World dürfte der diesjährige Kongress deshalb besonders wichtig werden. Wie viele Impulse in der Zeit vom 24. bis 26. Oktober 2006 auch immer ins Land gesendet werden: "Für uns sind ohnehin die Best-Practice-Vorträge der Anwender am interessantesten", sagt etwa Irmgard Gröschl, Geschäfts führerin der Internet-Agentur Jaron Direct. "Daran können wir am besten erkennen, wohin die Reise nächstes Jahr geht."

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