27.04.2004 - Kunden verärgert, Partner auf Distanz
von Susanne C. Steiger
Schwere und vor allem zahlreiche Vorwürfe belasten derzeit den Hamburger Rabattclub Bonus.net. Kündigungen würden ignoriert und vermeintliche Kunden mit Mahnungen überschüttet, so die Vorwürfe der Verbraucherzentrale Hamburg. Ingo Hölters, Kaufmännischer Leiter von Bonus.net wiegelt ab: Die Beschwerden lägen nach seinen Erfahrungen im "normalen Bereich". Handelspartner gehen auf Distanz.
Der Rabatt-Anbieter Bonus.net ist in die Schlagzeilen geraten: Der Club soll Rechnungen an Mitglieder verschickt haben, die nach eigener Aussage zuvor noch nie von Bonus.net gehört hatten. In diversen Internetforen und bei der Verbraucherzentrale Hamburg (VZHH) häufen sich zudem Beschwerden über angeblich an Bonus.net versendete aber nicht erfolgte Kündigungen. Seit Februar laden täglich bis zu 20 verärgerte Verbraucher ihre Probleme bei der VZHH ab. Zu den Geschädigten gehören auch Affiliate-Geschäftspartner.
Bonus.net bietet via Internet die eine Clubmitgliedschaft an, durch die registrierte Nutzer beim Einkaufen Rabatte erhalten können. Über Affiliate-Netzwerke hat das Unternehmen 350 Partner akquiriert, die Bonus.net selbst mitunter nicht kennen. Die Mitgliedsraten von rund fünf Euro monatlich werden bei den Nutzern nach der Anmeldung als Jahresbeitrag abgebucht.
Offenbar hat das Angebot "14 Tage kostenlos testen" zahlreiche Interessenten gelockt. Laut Hölters haben viele die pünktliche Kündigung verschusselt. Die meisten, die sich bei Hamburgs Verbraucherberatern melden, berichten jedoch, sie hätten sich nie bei Bonus.net registriert. Dennoch werden sie laut VZHH-Geschäftsführer Günter Hörmann "mit Rechnungen, Mahnungen und Drohungen zur Zwangsvollstreckung brutal verfolgt".
Ingo Hölters hat an dieser Praxis nichts auszusetzen. Seiner Ansicht nach ist die große Nachfrage Schuld: "Wir hatten zeitweise einen Bearbeitungsstau von bis zu vier Tagen." In diesen Fällen seien die Kündigungen rückwirkend ausgeführt worden. Verspätete oder unbewiesene Kündigungen würden jedoch auch in Zukunft nicht berücksichtigt. "Die Zahl der Beschwerden liegt im Bereich dessen, was ich auch aus dem Verlagswesen kenne", kontert der Kaufmännische Leiter des Shopping-Netzwerks: "Bei 30.000 Neukunden können 500 viel schlechte Stimmung verbreiten."
Erst Mitte November letzten Jahres war Bonus.net-Geschäftsführer Jens Kunath mit der Marke gestartet: Der Online-Spezialist, der sich zuvor als Initiator des Erotikportals 4men.de und des Leih-Shops dvd-leihen.de einen Namen gemacht hatte, kaufte die Domain für einen fünfstelligen Betrag einem US-amerikanischen Adresshändler ab. Ursprünglich ans Netz gebracht worden war Bonus.net von den New-Economy-Investoren der BHS Beisheim Holding Schweiz. Als sich die VC-Gesellschaft des Metro-Besitzers Otto Beisheim jedoch beim Bonussystem Payback engagierte, kaufte die Wuppertaler Family & Friends AG im August 2001 den Online-Auftritt. 2002 war das Unternehmen insolvent.
Mit großen Plänen und gewaltigem Werbebudget nahm Kunath den dritten Anlauf: Eine halbe Million Nutzer wollte er im Lauf des Jahres 2004 gewinnen - bis dato eine realistische Perspektive. Zum Start flossen 1,5 Millionen Euro in Online-Werbung und großflächige Plakatwerbung in deutschen Großstädten. Zum Jahreswechsel erhöhte er auf acht Millionen. Nicht ohne Erfolg: Rund 80.000 eingetragene Mitglieder kann Bonus.net zurzeit vermelden. Einige seien wohl von Nachbarn oder Klassenkameraden angemeldet worden, räumt Hölters ein. Bei der Registrierung erfolgt lediglich ein einfacher Adress-Check, die IP-Adresse wird protokolliert, und Kunden, die ihre Bankverbindung angeben, bekommen eine Mail. Doch Günter Hörmann mag an so viele böswillige Nachbarn nicht recht glauben. "Das Geschäftsmodell muss nicht unbedingt auf Betrug angelegt sein, möglicherweise werden nur die Prozesse nicht ordentlich abgewickelt", so der Verbraucherschützer.
Auch die versprochenen Rabatte von "bis zu 30 Prozent" sind offenbar nicht so leicht zu haben, wie die Startseite vermuten lässt. In Internetforen wie Geizkragen.de oder Ciao.com klagen Mitglieder über irreführende Werbeaussagen, hohe Mindestumsätze, Angebotseinschränkungen oder halblegale Shopping-Tricks - von Bonus.net unbekümmert als Rabattschnäppchen angepriesen.
Inzwischen ringt der Club um seinen angeschlagenen Ruf. Der Werbe-Etat für 2004 wurde Ende Februar nochmals um zehn Millionen auf insgesamt 18 Millionen Euro aufgestockt. "Wir versuchen verstärkt, auf die Meinungsbildung in diesen Foren Einfluss zu nehmen", sagt Hölters. Accounts von Minderjährigen werden nun gelöscht, und künftig erhalten alle Mitglieder jeden Monat ein Clubmagazin mit Couponheft. Ziel der Maßnahme ist "das Cluberlebnis zu stärken", so Hölters.
Ungemach droht nun auch von der anderen Seite. Versandhandelskunden sollen sich bereits beim Hamburger Otto-Konzern beschwert haben, der seinen Kunden via Bonus.net Rabatte anbietet. Das Unternehmen reagierte prompt. Die Geschäftsbeziehungen zu Bonus.net wurden unverzüglich auf Eis gelegt: "Bis auf Weiteres steht Otto im Rahmen des Bonus.net-Programms nicht mehr als Kooperationspartner zur Verfügung", teilte das Unternehmen auf Anfrage mit. asc
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