26.04.2004 - Der DDV kommt trotz der Bestätigung des Vorstands auf der Mitgliederversammlung und der Bemühungen, zur Tagesarbeit zurückzukehren, nach wie vor nicht zur Ruhe.
von Susanne C. Steiger
Die Delegierten hatten zwar mit Zweidrittelmehrheit die Abwahl von Präsidentin Kerstin Plehwe abgelehnt und bis auf Vizepräsident Horst Friedewald allen Vorstandsmitgliedern das Vertrauen ausgesprochen. Dennoch - so monieren zahlreiche Kritiker - hat das Plenum noch viele wichtige Fragen offen gelassen.
Hauptkritikpunkt ist dabei die Tatsache, dass kein Haushalt verabschiedet wurde. Das Verbandsparlament habe lediglich die vom Vorstand geforderte Umlage abgelehnt, ein alternativer Haushalt habe dagegen nie zur Abstimmung gestanden. Ein weiterer formaler Fehler besteht nach Meinung von Drei-D-Geschäftsführer Nils Ulrich darin, dass das sechsstellige Risiko aus Arbeitsrechtsprozessen im bisherigen Haushaltsentwurf gar nicht vorgesehen wurde. "Wir schweben haushaltstechnisch in der Luft", resümiert Punkt- Direkt-Chef Rolf Schlosser (Foto).
Keine leichte Aufgabe also für Klaus Schulz und Michael Muth, die kurz vor Ostern zum Finanzvorstand bzw. Geschäftsführer ernannt wurden. Muth (48) war bislang als freier Berater tätig. Direktmarketing-Erfahrungen sammelte er unter anderem als DM-Chef des IT-Unternehmens Bull. Schulz ist im Hauptberuf Director Business Develompment des Briefumschlagherstellers Tompla und bleibt parallel Vorsitzender des DDV-Council Print und Services.
Neben der ungelösten Haushaltsfrage hält Schlosser unter anderem die Entlastung Friedewalds für nicht rechtens. Seiner Meinung nach wurde diese durch das spätere Misstrauensvotum nichtig gemacht. Ferner kritisiert er die Bündelung von Sach- und Misstrauensanträgen und das häufige Schließen der Rednerliste während der Versammlung, wodurch wichtige Diskussionen abgewürgt worden seien. Daher will Schlosser nach Veröffentlichung des Protokolls juristisch prüfen lassen, ob die Abstimmungen satzungskonform waren oder gegebenenfalls wiederholt werden müssen.
Auch Holger Albers gibt sich noch längst nicht geschlagen. Der Ende 2003 fristlos entlassene Geschäftsführer teilte ONEtoONE auf Anfrage mit, dass er sich nach wie vor nichts vorzuwerfen habe und alle Anschuldigungen einer juristischen Prüfung nicht standhalten würden. Damit seien auch die für ihn neuen Vorwürfe gemeint, die Michael Martin in Berlin erstmals gegen Albers erhoben hatte.
Der Council-Telemedien-Chef hatte Albers in einer teilweise sehr emotionalen Rede unter anderem das Nichtbefolgen von Präsidiumsbeschlüssen, persönliche Beleidigungen, Falschaussagen, das Nichtweiterleiten von Informationen, Versäumnisse in der Geschäftsführung sowie eine konsequente Blockadehaltung vorgeworfen und damit innerhalb weniger Minuten einen Stimmungsumschwung bewirkt, der sich später auch in den Abstimmungsergebnissen niederschlug. Albers will sich frühestens nach Veröffentlichung des Protokolls und spätestens beim nächsten Arbeitsgerichtstermin (14. 9.) detailliert zu den einzelnen Anschuldigungen äußern.
Ein weiterer Unruhefaktor sind die Ermittlungen der Wiesbadener Staatsanwaltschaft gegen Kerstin Plehwe wegen Verletzung des Briefgeheimnisses. In Berlin wurden diese schnell mit dem Hinweis abgetan, dass es sich hierbei lediglich um eine Strafanzeige einer entlassenen Mitarbeiterin, nämlich der ehemaligen Geschäftsführungs-Assistenz Nuria Algans, handele. Nach Meinung Friedewalds hätte eine Verurteilung fatale Folgen für die Außenwirkung des Verbandes. Schließlich haben dessen Mitglieder ständig mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass Direktmarketer wenig Wert auf Datenschutz legen. Und: "Wenn auch noch nicht alle Fakten auf dem Tisch liegen, so ist das Ermittlungsverfahren an sich schon ausreichend, das Ansehen des DDV zu schädigen", schreibt Friedewald in einer Abschieds-Mail an die DDV-Mitglieder.
Indes sind Plan.Net, Drei-D, Liesegang und KO_3 aus dem DDV ausgetreten. Weitere Mitglieder denken ONEtoONE-Informationen zufolge darüber nach, ob sie den Erneuerungskurs des DDV mittragen wollen. brö
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