Der Streit um den Nachsendeantrag

26.03.2004 - Hintergrundinformationen zum Artikel "SAZ dringt in Deutsche-Post-Domäne Umzugsdatenbank ein"

Die Deutsche Post nimmt seit Januar 2003 Gebühren für das Nachsenden von Briefen, Postkarten und Paketen. Das Unternehmen begründet die Entscheidung mit der staatlich verordneten Preisregulierung bei Briefprodukten, wodurch die Post eigenen Angaben zufolge jährlich 300 Millionen Euro weniger Umsatz macht. Nach der Einführung der Kostenpflicht sank die Bereitschaft der Verbraucher, einen Nachsendeantrag zu stellen um 30 bis 35 Prozent, schätzen Branchenexperten. Nach Meinung vieler Listbroker ist die Umzugsdatenbank, die von den Informationen der Nachsendeanträge lebt und Quelle für viele Direktmarketing-Aktionen ist, seitdem nicht mehr das, was sie mal war. "Die Umzugsdatenbank verliert als Instrument zur Adressbereinigung an Qualität", sagt Sigrid Schemper, Leiterin Listbroking von Koop Direktmarketing.

Deutlich kritischer beurteilt Dialoghaus-Geschäftsführer Johann Kuhlendahl die Preispolitik der Post. Seiner Meinung nach schießt sich der Logistikkonzern "ins eigene Knie". Schließlich bedeuten weniger Adressen nicht nur höhere Kosten für das Handling unzustellbarer Sendungen, sondern auch weniger Einnahmen bei der Vermarktung der Umzugsdatenbank und weniger Umsatz beim Versand von Mailings. Die Folge: "Die Deutsche Post macht sich zur Bremse des Direktmarketings", sagte Kuhlendahl in Anspielung auf die Post-Eigenwerbung "Motor des Direktmarketings" und fordert den Gelben Riesen auf, sowohl den Nachsendeantrag als auch auch die Nutzung der Datenbank kostenlos zu machen.

Der Vorsitzende des DDV-Council Listbroker, Klaus Arnold, pflichtet ihm teilweise bei: "Die Post sollte mal gegenrechnen, ob es nicht sinnvoller ist, bei den Nachsendeanträgen kulanter zu sein." Sigrid Schemper denkt dagegen bereits über konzertierte Aktionen nach: "Vielleicht sollten Versender und Broker gemeinsam versuchen, Druck auf die Post auszuüben." Die Bemühungen des Branchenverbands DDV hatten sich bislang darauf beschränkt, der Post ihre Bedenken und Wünsche in puncto Nachsendeantrag innerhalb der Verbandsgremien mündlich mitzuteilen. Ohne Erfolg.

Claudia Strixner, Sprecherin der telegate-Tochter datagate, sieht die Lage weniger dramatisch: Zwar sei die Aktualisierung von Adressen mittels Post Adress tatsächlich schwieriger geworden. Aber: "Wir reden hier nur über ein Teilsegment." Es gebe zahlreiche andere Möglichkeiten zur Adressenaktualisierung.

Unterdessen hat die Post den Vorwurf, die Qualität der Umzugsdatenbank leide unter der Kostenpflicht der Nachsendeanträge, strikt zurückgewiesen. Der Konzern ist genau vom Gegenteil überzeugt: Inhaltlich habe die Kostenpflicht sogar zu einer Verbesserung der Qualität geführt. Begründung: Die Kunden füllen ihre Anträge jetzt deutlich sorgfältiger aus. Zudem sei die Zahl der "unechten" Nachsendeanträge ohne tatsächliche Umzugsabsicht zurückgegangen. Die Verschlechterung der durchschnittlichen Adressqualität sei unter anderem mit dem "konjunkturellen Umfeld" zu erklären.

Eine hohe Addressqualität lässt sich nach Auffassung von Alexander Schauer, Leiter der Unit Adress-Management von Deutsche Post Direkt, am "wirkungsvollsten durch eine Kombination mehrerer Maßnahmen erreichen", womit er die Unternehmen ungewollt dazu aufruft, auch das Angebot von SAZ smart Address zu nutzen.

Über die Höhe des Rückgangs bei den Nachsendeanträgen wollte die Post keine Angaben machen. Laut Sprecher Dirk Klasen ist der Rücklauf aber "nicht dramatisch". Insofern gebe es auch keinen Grund, die Entscheidung zu überdenken: "Eine Rücknahme der Bepreisung der Nachsendeaufträge ist nicht vorgesehen", teilte Klasen ONEtoONE unmissverständlich mit. brö

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