29.03.2004 - Der Direktmarketing-Dienstleister hat eine neue Umzugsdatenbank mit dem Namen "Anschriftenänderungsdatei" gestartet.
Der Direktmarketing-Konzern stößt damit in eine Lücke vor, die der bislang einzige Anbieter auf diesem Gebiet, die Deutsche Post Adress GmbH, schlug, als sie den Nachsendeantrag kostenpflichtig machte. Das hatte nicht nur viele Verbraucher, sondern auch zahlreiche Listbroker verärgert. Ihrer Meinung nach leiden Qualität und Quantität der Umzugsdatenbank unter der Einführung der Gebühren für Nachsendeanträge (siehe Kasten rechts).
SAZ nahm diesen Unmut zum Anlass, den lang gehegten Wunsch nach einer eigenen Umzugsdatenbank in die Tat umzusetzen. "Vorher wäre ein Einstieg wesentlich schwieriger gewesen", erklärt Frédéric Cavro, Geschäftsführer der neuen SAZ-Tochter SAZ smart Address in St. Gallen und ehemals Manager von Deutsche Post Adress in Gütersloh. Die Anschriftenänderungsdatei von SAZ smart Address umfasst derzeit 8,2 Millionen Datensätze gegenüber 13 Millionen bei der Deutschen Post. Die SAZ-Daten stammen hauptsächlich aus dem deutschsprachigen Raum. Dazu kommen rund 3,8 Millionen Informationen der firmeneigenen Verstorbenendatei. Die beiden Bestände sollen jährlich um drei bis fünf Millionen Datensätze erweitert werden.
SAZ bezieht die Daten aus einem Pool von Datenlieferanten. Eine weitere Quelle ist die konzerneigene Haushaltsdatenbank, die zurzeit 35 Millionen Datensätze enthält. smart Address nutzt beim Adressenabgleich die gesamten Kapazitäten der SAZ-Gruppe mit ihren 500 Mitarbeitern. So finden Produktion und Entwicklung der smart-Adress-Produkte in der SAZ-Gruppe statt. Dazu kommen die Erfahrungen des Konzerns aus seiner 25-jährigen Tätigkeit im Direktmarketinggeschäft.
Auch Cavro ist in dieser Hinsicht kein unbeschriebenes Blatt. Der 37-Jährige ist seit 1989 im Direktmarketing tätig. Seine "Grundausbildung" bekam er bei AZ Bertelsmann. Danach wechselte er zur Deutschen Post, wo er Vertriebsleiter Süddeutschland war und außerdem die Position Vertriebsleiter Ausland inne hatte. Zuletzt war der Franzose Vertriebsvorstand des DM-Software-Herstellers Abis in Frankfurt.
Über die Namen der smart-Address-Kunden wollte Cavro keine Angaben machen. Er teilte lediglich mit, dass er bereits mit mehr als 40 renommierten Unternehmen aus den Bereichen Versandhandel, Versicherungen und nicht-kommerzielle Organisationen zusammenarbeitet.
Dass der Markt Platz für zwei Anbieter hat, steht für den SAZ-Manager außer Zweifel. Schließlich sei dies auch im europäischen Ausland und den USA der Fall. Außerdem überschneiden sich seinen Berechnungen zufolge nur etwa 30 Prozent der Daten von SAZ und der Post. Last but not least müsse jedes DM-aktive Unternehmen "alles tun, um eine Datenbank so sauber wie möglich zu halten, indem alle verfügbaren Bereinigungssystematiken herangezogen werden". Nur so ließen sich die Response-Quoten erhöhen und teure Fehlzustellungen vermeiden. Zur Orientierung: Branchenschätzungen zufolge ziehen jedes Jahr zehn bis zwölf Prozent der Deutschen um. Insgesamt verändern sich jährlich neun Millionen Adressen durch Umzüge, Hochzeiten, Geburten, Trennungen und Todesfälle. Das sind etwa 30.000 Änderungen und 4.000 Neuzugänge pro Tag.
Insofern ist Cavro zuversichtlich, dass "jedes Unternehmen, das eine konsequente Datenpflege betreibt, mit uns zusammenarbeiten wird". Die Frage sei nur, wer von den beiden Datenbank-Anbietern als erster und wer als zweiter mit dem Adressenabgleich beauftragt wird. "Nur dort", erklärt der Adress-Experte, "entsteht so etwas wie Konkurrenz zwischen Post und smart Address". Ansonsten herrsche eine friedliche Koexistenz. "Wir wollen niemanden weh tun", sagt Cavro und verspricht, "keinen Preiskrieg anzuzetteln".
Eine mögliche Erklärung für den Schmusekurs ist die Tatsache, dass SAZ die Hoffnung noch nicht aufgegeben hat, mit der Post zu kooperieren. Ungefähr so, wie es bisher bei der Sterbedatei der Fall war, deren Adressen SAZ bis vor kurzem noch an die Post lieferte. Doch nachdem entsprechende Verhandlungen gescheitert waren, entschied sich SAZ, vorerst allein auf den Markt zu gehen. brö
Reaktionen
Johann Kuhlendahl, Geschäftsführer von Dialoghaus in Hamburg: "Die Unternehmen gehen ohnehin mit mehreren Angeboten wie Vorausverfügung und Umzugsdatenbank ins Rennen. Insofern ist jeder Baustein natürlich willkommen. SAZ bekommt wahrscheinlich die Abdeckung nicht hin. Aber Sie können das ja wie einen Wasserfall nutzen: Wenn SAZ günstiger ist, lassen Sie die Daten erst von SAZ abgleichen und dann den Rest von der Post."
Klaus Arnold, Geschäftsführer von Arnold, Demmerer & Partner in Stuttgart und Vorsitzender des DDV-Council Listbroker: "Es ist noch die Frage, wie gut die Qualität der Daten ist. Bei vielen Unternehmen stößt das Angebot noch auf Misstrauen, da die Quellen nicht offen gelegt werden und die Transparenz fehlt."
Dirk Klasen, Sprecher der Deutschen Post in Bonn: Für die qualitativ hochwertige Pflege eines Consumer-Adressbestandes ist die Umzugsdatenbank von Deutsche Post Adress derzeit das einzige Produkt, das eine hinreichende Qualität bieten kann. Ergänzungsquellen, die derzeit am Markt kursieren, sind zum einen von der Menge her unbefriedigend und zum anderen qualitativ mit Risiken behaftet."
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