28.10.2002 - Zufriedene Aussteller, richtungweisende Themen - von Krisenstimmung keine Spur
Klein, aber fein, lautete das Motto der diesjährigen online-marketing-düsseldorf, die Anfang Oktober stattfand. Mit rund 1.700 Besuchern und 35 Ausstellern hat sich die Veranstaltung gegenüber dem Vorjahr um über die Hälfte verkleinert. Grund genug, die omd an einen beschaulicheren Ort, nämlich die Rheinterrassen, zu verlegen. Gerald Böse, Geschäftsführer vom Veranstalter Igedo in Düsseldorf: "Wir haben in diesem Jahr so ziemlich alles anders gemacht, was man anders machen kann." Und das war offensichtlich auch gut so.
Neben der Location wurde der Termin geändert. Bislang hatte die omd im August stattgefunden. Weil aber das vierte Quartal auch in Hinblick auf das Weihnachtsgeschäft planungsrelevanter sei, habe man die Messe verschoben, so Böse. Auch das Besuchermanagement wurde gründlich überarbeitet. Nur geladene Gäste hatten Zutritt zu der Kongressmesse in den Rheinterrassen - dafür aber kostenlos. So ist die überschaubare Besucherzahl letztlich wenig verwunderlich. Böse: "Wir wollten die Qualität heben, einen besseren Dialog zwischen den Top-Entscheidern ermöglichen und der Messe insgesamt ein schärferes Profil geben." Und deshalb sei das Konzept des kostenlosen Eintritts von den Ausstellern mitfinanziert worden.
Fraglich ist, ob hier nicht aus der Not eine Tugend gemacht wird, denn eines steht fest: Das Messegeschäft hat es derzeit schwer, die Zeiten der rappelvollen Branchen-Events sind vorbei. Dennoch: Von AOL, DoubleClick und eBay über Espotting, Overture und GMX bis hin zu Freenet, Lycos, Web.de und Yahoo präsentierten sich sämtliche Unternehmen, die in der Online-Branche Rang und Namen haben. Bei den Ausstellern kam die reformierte omd jedenfalls gut an. "Es war eine sehr konzentrierte Messe, die Branche war nah beieinander", freut sich Nadja Elias, Sprecherin von Web.de in München. "Die geringere Quantität der Messe wurde durch die hervorragende Qualität überkompensiert." Auffällig sei, dass unter den Besuchern diesmal viele Agenturen von Markenartiklern vertreten waren, so Elias.
Auch Raimar von Wienskowski, Chef des Suchmaschinen-Vermarkters Espotting in Hamburg, ist zufrieden: "Insgesamt war es eine sehr positive Veranstaltung, allerdings traf man nicht unbedingt auf neue Gesprächspartner. Dennoch haben sich die Investitionen gelohnt. Diese Messe hat deutlich gemacht: Die Online-Branche ist agil."
Zu einem positiven Urteil kommt auch Alexander Holl, Marketing Director von Overture in München: "Es war eine gute, spannende Messe in einer passenden Location. Der gesamte Rahmen war angenehm professionell." Die Rheinterrassen, charmanter als jede Messehalle, waren offenbar der Indikator für eine gute Stimmung. "Es herrschte keine klassische Messe-Atmosphäre, sondern war sehr familiär", bemerkt GMX-Geschäftsführer Andreas Biel. Und: Auch in ungezwungenem Ambiente lassen sich alte Kontakte festigen und neue generieren.
Neu war in diesem Jahr auch das erweiterte Kongressangebot. Während in den letzten beiden Jahren die Fachvorträge ins Messegeschehen integriert wurden, fand der Kongress nun in separaten Räumen statt. Zudem wurde das Programm durch prominente Key-Note-Speaker aufgewertet: So konnten etwa Dr. Hubert Burda von Hubert Burda Media, Burkhard Graßmann von T-Online und Jochen Pläcking von der DDB Group als Redner gewonnen werden. Auch Anwender, u.a. von Procter & Gamble, VW und Karstadt.de, kamen zu Wort und diskutierten über die Wirkung von Online-Werbung. Inhaltlich hatte die omd in diesem Jahr zwei klare Schwerpunkte: die einheitliche Währung für Online-Werbung sowie gemeinsame Werbemittelstandards. Um letzteres zu erreichen, haben sich die führenden Online-Vermarkter nun zusammengetan und wollen verbindliche Formate und Dateigrößen für Banner und Pop-ups festlegen. Online-Werbung soll dadurch reibungsloser eingesetzt werden können - und letztlich das Internet als Werbemedium aufwerten.
Auch das viel diskutierte Thema einer einheitlichen Währung für Online-Werbung wurde aufgegriffen. Die Vermarkter haben dafür zunächst einen Zehn-Punkte-Plan aufgestellt, der die wichtigsten Rahmenbedingungen enthält. Nadja Elias: "Damit wurden entscheidende Weichen gestellt, das hat die Internetbranche weit nach vorn gebracht. Eine gemeinsame Online-Währung ist längst überfällig, um Online-Werbung in den Mediamix zu integrieren." Eines steht jetzt schon fest: Man will sich künftig von den leistungsorientierten Abrechnungen wie Cost per Click entfernen und stattdessen, wie die anderen Medien auch, an traditioneller Medialeistung orientieren. Elias: "Bei einer Print-Anzeige berechnet man den Preis ja schließlich auch nicht anhand des Erfolges. Online-Marketing ist ein Korridor, der die Kunden zu den richtigen Zielgruppen bringt. Und das sollte auch das Bewertungskriterium sein."
Doch Online-Marketing ist mehr als nur simple Banner-Schaltung - und das haben die Besucher der omd erkannt. "Crossmedia war ein wichtiges Thema", so der Espotting-Chef von Wienskowski. Das bestätigt auch Elias: "Die Kampagnenfähigkeit von Online-Marketing wurde demonstriert. Der Trend geht in Richtung integrierter Kampagnen, Konvergenz und Crossmedia." GMX-Chef Biel beobachtet ein wachsendes Interesse an Sonderwerbeformen und E-Commerce. "Die Leute wollen auch die Vertriebsmöglichkeiten ihrer Online-Plattform nutzen." Verwunderlich ist indes, dass das Thema E-Mail-Marketing auf der Strecke geblieben ist. Ob das mit der DIMA zusammenhängt, die nur vier Wochen zuvor stattfand und bei den E-Mail-Marketern offenbar auf größeres Interesse stieß?
Wie dem auch sei: Die omd zeigte, dass die vielfältigen Facetten des Online-Marketings inzwischen größtenteils erkannt und auf Kundenseite auch nachgefragt werden. Und damit kommt endlich wieder Schwung in die krisengeplagte Internetbranche. sam
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