27.09.2002 - Trotz respektablen Erfolgs wollen Aussteller Kosten, Standort und Termin diskutieren
"Die Stimmung war besser als die Situation", sagt ein Aussteller über die diesjährige DIMA in Düsseldorf und trifft damit den Nagel auf den Kopf. Denn obwohl auch die Dialogmarketer von der Wirtschaftsflaute betroffen sind, zeigten sie sich auf Europas größtem Branchentreff überraschend konstruktiv und gut gelaunt.
Trotzdem haben der Veranstalter MCO in Düsseldorf und der DIMA-Träger, der Deutsche Direktmarketing Verband (DDV) in Wiesbaden, erwartungsgemäß Verluste hinnehmen müssen: Mit 384 Unternehmen stellten rund 17 Prozent weniger aus als im Vorjahr, der Kongress brach gar um knapp ein Viertel auf offiziell 936 Kongressteilnehmer ein. Die erfreuliche Nachricht: Die Zahl der Messebesucher ist mit 13.800 im Vergleich zu 2001 kaum gesunken - eine Zahl übrigens, für deren Validität MCO-Chef Achim London seine Hände ins Feuer legt.
Während in Halle vier, in der zum Beispiel Telemarketer, Interactive-Dienstleister und CRM-Anbieter zu finden waren, über weite Strecken Leere herrschte, war die mit überwiegend traditionellen DM-Ausstellern bestückte Halle drei weitaus besser frequentiert. Generell bescheinigt das Gros der Aussteller der DIMA auch in diesem Jahr ein qualifiziertes Publikum. Doch auch bei verhaltenem Optimismus fordert der Kostendruck seinen Tribut: Erstmals in der Geschichte der DIMA wollen sich einige große Aussteller zusammentun und einen gemeinsamen Forderungskatalog formulieren, der MCO und DDV vorgelegt werden soll. Da die beim Wechsel von Wiesbaden nach Düsseldorf abgeschlossenen Drei-Jahres-Verträge in diesem Jahr ausgelaufen sind, verfügt die Initiative über einen beträchtlichen Einfluss auf die künftige Gestaltung der Branchenveranstaltung. Ihr sollen namhafte Unternehmen wie AZ Direct, Deutsche Post, GHP, meiller, und pan-adress angehören. Ihre größten Kritikpunkte lauten: Termin, Kosten, Standort.
Während sich die Aussteller beim Standort Düsseldorf am ehesten kompromissbereit zeigen werden, sind sie bei der Wahl des Termins wenig tolerant: Anfang September sind nun einmal in süddeutschen Bundesländern noch Ferien, außerdem herrscht bei manchen DM-Unternehmen laut eigenem Bekunden absolute Hochsaison. Der Wunschtermin liegt im Frühjahr, denn dann, so die Hoffnung, könnte vielleicht auch das eine oder andere freie Budget für das laufende Jahr noch abgegriffen werden.
Allerdings muss man sich laut meiller-Chef Siegfried Dorner darüber im Klaren sein: "Die DIMA ist keine Auftragsmesse! Die DIMA ist ein Get-together der Branche, bei dem man seine Kunden und Kollegen trifft. Sie ist eine Informations- und Jobbörse, man kann Kontakte knüpfen, pflegen und intensivieren. Dafür bin ich sehr dankbar. Die Frage ist aber, was man für ein solches Get-together investieren will."
Die Kostenexplosion - bei manchem Aussteller summieren sich die DIMA-Ausgaben mit allem Drum und Dran auf 300.000 Euro - ist zum Teil hausgemacht.
So mancher hatte beim Umzug nach Düsseldorf seine Standfläche verdreifacht. Da sich die Besucherzahl aber nicht verdreifachte, verschlechterte sich das Kosten-Nutzen-Verhältnis. Im Boomjahr 2000 ist das den Controllern noch nicht so unangenehm aufgefallen, jetzt aber wird das "Ende der Gigantomanie" gefordert. Und deshalb fällt die DIMA-Präsenz einiger Aussteller künftig wohl bescheidener aus.
Über die Existenzberechtigung der DIMA selbst gibt es keinerlei Diskussion. Richard Crux, Bereichsvorstand bei der Deutschen Post, ist überzeugt: "Die DIMA ist ein Muss!" GHP-Chef Dr. Jürgen Wolf sagt: "Wir brauchen eine attraktive Plattform für das Dialogmarketing." Diese Haltung dürfte MCO-Chef London freuen, der sich gegenüber der neuen Initiative offen zeigt: "Wir haben uns stets als Partner des Verbandes und damit auch der großen Aussteller gesehen. Ich bin immer bereit, mit diesen Partnern konstruktive Lösungen zu finden."
Auf die Frage, ob es den zwar hochkarätig besetzten, aber vermutlich ebenso hoch defizitären Kongress im kommenden Jahr noch geben wird, sagt London salomonisch: "Das kann ich derzeit weder mit Ja noch mit Nein beantworten. Neue Kongresskonzepte sind schon in Arbeit." London ist sich mit DDV-Geschäftsführer Holger Albers einig, der sagt: "Ein Informationsangebot wird´s immer geben." Denkbar ist zum Beispiel, dass künftig nur noch ein bezahlter Keynote-Speaker für den DIMA-Auftakt geladen wird, der Rest der Referenten unbezahlt vorträgt und der Besuch aller Veranstaltungen im Messepreis enthalten ist. Denn dass Vorträge auf großes Interesse stoßen, haben die Vortragsforen in den Messehallen deutlich gezeigt.
Fazit: Die DIMA-Messe konnte sich wider alle düsteren Prognosen mit nahezu stabilen Besucherzahlen behaupten, während sich der Kongress als zu kostspielig erwiesen hat. Die Notwendigkeit der DIMA als größter Branchentreff ist unbestritten, wohl aber soll in den kommenden Monaten am Konzept gefeilt werden. Es gilt also: Nach der DIMA ist vor der DIMA! vh
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