23.08.2002 - Nach Lehr & Brose und Graffiti hat auch die Krefelder Agentur White Lion Insolvenz anmelden müssen.
Drei Dinge haben White Lion das Genick gebrochen: Der kostspielig vorbereitete, aber aufgrund des New-Economy-Crash abgesagte Börsengang, die sich bekanntlich nicht amortisierenden Millioneninvestitionen in das Internet-Marketingportal white-lion.de und nicht zuletzt die Budgetkürzungen und -stopps von Großkunden.
Dabei hatte alles so gut angefangen. Die Krefelder hatten lange Zeit als Enfant terrible unter den Werbeagenturen gegolten, weil sie sich offensiv - und erfolgreich - als Discount-Agentur mit Festpreisen positionierten. Später wandelte sich White Lion zum "ganzheitlichen Marketing-Dienstleister". Im Jahr 1999 schätzte die Unternehmensberatung PriceWaterhouseCoopers den Wert von White Lion auf satte 250 Millionen Mark. Kein Wunder, dass Agenturchef Thomas Huber (42) angesichts solcher Prognosen rund sieben Millionen Mark in die Vorbereitung des Börsengangs steckte - liquide Mittel, die später fehlten.
Noch im Jahr 2000 lag die 1992 gegründete White Lion mit einem Gross Income von 15,53 Millionen Mark auf Platz 17 des ONEtoONE-Agentur-Ranking. Derweil erfreute sich das mit dem Comdex-Award ausgezeichnete Internetportal zwar sehr großen Zuspruchs, brachte aber kein Geld - dabei hatte White Lion rund acht Millionen Mark in den Auf- und Ausbau des Web-Auftritts gesteckt. Geld, das ebenfalls fehlte, um die derzeitige Wirtschaftsflaute zu überstehen.
Nun kümmert sich der Krefelder Insolvenzverwalter Wilhelm Klaas darum, ob und in welchem Umfang die Geschäfte weitergeführt werden. Und dass es - in welcher Form auch immer - weitergeht, davon ist Thomas Huber fest überzeugt. Er bekennt: "Man hat Angst vor einem solchen Schritt. Aber dann ist man erleichtert und hat den Kopf wieder frei für Neues. Ich kann in den Spiegel schauen und sagen: Ich habe alles getan, um das Insolvenzverfahren zu verhindern!"
Vor allem das Internetportal, das laut White-Lion im Juli rund 66.000 Zugriffe verzeichnete, soll erhalten bleiben. Ein Teil der 21 Mitarbeiter wird sich wohl mit einer Agentur selbstständig machen und einige White-Lion-Kunden weiter betreuen. Eine weitere Gruppe könnte sich künftig mit Diensten rund um die Datenbanken befassen. Huber selbst haben nicht nur einige der Aufsichtsräte ihr Vertrauen ausgesprochen, er will in vier bis sechs Wochen mit einem Neustart in den Markt zurückkehren: "Ich lasse den Kopf nicht hängen!"vh
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