DDV setzt "Signal für einen neuen Aufbruch"

28.05.2002 - iCentric-Chefin Kerstin Plehwe ist neue Präsidentin des Deutschen Direktmarketing Verbandes

"Das größte Risiko besteht darin, kein Risiko einzugehen" - ein Leitsatz, den Kerstin Plehwe nicht nur ihrer Bewerbung um das Amt der DDV-Präsidentin voranstellte, sondern der auch für sie persönlich gelten dürfte. Denn im Vorfeld der DDV-Mitgliederversammlung am 26. April in Berlin hatten viele Branchen-Insider darauf gewettet, dass Plehwes Gegenkandidat Peter K. Neff das Rennen macht.

Neff hatte seine Rede mit einem Motto Friedrich Schillers eingeleitet, das da lautet: "Wir könnten viel, wenn wir zusammenstünden." Ob nun Neffs Rede zu selbstbewusst war oder Plehwes Rede einfach zu überzeugend - Fakt ist: Kerstin Plehwe ist die jüngste Präsidentin und erste Frau an der Spitze des rund tausend Mitglieder starken DDV. Mit 62 Prozent der 232 vertretenen Stimmen landete sie einen fulminanten Überraschungssieg, der von den rund 130 angereisten Mitgliedern mit Standing-Ovations quittiert wurde. "Der 26. April ist ein Signal für einen neuen Aufbruch. Die Mitglieder haben mit ihrer Entscheidung Mut bewiesen. Ich glaube, dass dieser Mut belohnt werden wird", kommentiert DDV-Geschäftsführer Holger Albers.

Plehwe, die noch Ende letzten Jahres angekündigt hatte, für das Amt der Vizepräsidentin Bildung und Forschung aus Zeitgründen nicht wieder zu kandidieren, hatte sich im Frühjahr kurzfristig entschlossen, für das Präsidentenamt anzutreten. Der Grund: "Ich will keiner von denen sein, die den Verband kritisieren, sich aber auch nicht engagieren - Kopf in den Sand stecken und meckern gilt nicht", so Plehwe. Die Zeitproblematik sei übrigens ausgeräumt - die iCentric-Chefin hatte bereits vor der Wahl mit dem Mitinhaber über ihr weitergehendes Verbandsengagement diskutiert und hat dank interner Aufgabenverlagerungen nun ein entsprechendes Zeitkontingent zur Verfügung. "Wenn der Präsidenten-Job noch mehr Zeit erfordern sollte, als bereits eingeplant, werde ich auf jeden Fall zu meinem Wort zum DDV stehen", versichert Plehwe.

Vor der Wahl standen zahlreiche andere Tagesordnungspunkte, und nicht zuletzt hat so eine Mitgliederversammlung auch ihre Rituale: So ist es Heinz Fischer alljährlich eine Freude, um die Entlastung des Vorstands zu bitten, Horst Friedewald wird mit sozialistischen Ergebnissen zum Vizepräsidenten Controlling gewählt und DDV-Justitiar Hans Jürgen Schäfer glänzt mit juristischen Detailkenntnissen.

Bis Tagesordnungspunkt sechs hätte der distanzierte Beobachter glauben können, es handele sich beim DDV um einen ruhigen, eher phlegmatischen, wenn nicht gar langweiligen Verein. Erste Lebenszeichen regten sich aber bereits bei der Diskussion über einen Standortwechsel der Versammlung von Berlin ins Rhein-Main-Gebiet - ein Antrag, der nicht auf Gegenliebe stieß. Quicklebendig wurde es bei der Diskussion um die Umbenennung des DDV in "Der Dialogmarketing Verband". Im Hintergrund hatten Agenturen und DDV-Verantwortliche Zeit, somit Geld und wohl auch Nerven in den neuen Auftritt gesteckt - aber eben im Hintergrund. Und als Agentur-Council-Vorsitzende Monika Beumers, die den neuen Namen mit initiiert und vorgestellt hat, zur schnellen Abstimmung aufrief und noch ins Mikro schmunzelte, sie habe eigentlich gar keine Diskussionslust mehr, da regte sich Widerstand. Die Mitglieder hätten in den Entscheidungsprozess stärker mit einbezogen werden müssen, wurde lamentiert. Das Ende der alle Jahre wiederkehrenden Diskussion ist stets das gleiche: Der Name bleibt. Und soll zur DIMA erneut diskutiert werden.

Adrenalinspiegelsteigernd wirkte dann bei dem einen oder anderen der von den Agenturchefs Ernst M. Benner und Michael Horlacher eingebrachte Antrag, demzufolge man doch auf einen DDV-Präsidenten verzichten und stattdessen einen Sprecher des Präsidiums wählen möge. Hier wurde dann auch die prekäre Frage aufgeworfen, was so ein DDV-Präsident eigentlich verdient - eine Auskunft, auf die die zahlenden Mitglieder ja durchaus ein Recht haben. Der sonst bestens informierte Finanz-Chef Friedewald gab sich in diesem Punkt zugeknöpft. Er habe die Summe nicht parat, so seine lapidare Auskunft. Ein Statement, das ihm so recht keiner glauben wollte und das die Spekulationen über die Höhe des Präsidentenhonorars noch weiter anheizen dürfte. Doch das liebe Geld gab letztlich nicht den Ausschlag: Dieser Antrag wurde ebenso deutlich abgelehnt wie der, künftig einen geschäftsführenden Präsidenten zu etablieren. Somit war der Weg für die Präsidentenwahl frei - mit bekanntem Ausgang. Peter K. Neff erwies sich übrigens als guter Verlierer: Der DDV habe mit der Wahl Plehwes ein "Zeichen in Richtung Verjüngung gesetzt" und die Mitglieder mögen "mit ihr die erfolgreiche Arbeit im Interesse des Direktmarketing fortsetzen". vh

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