SMS-Marketing: Low-Budget- Zeiten sind vorbei

23.10.2001 - SMS-Dienste gelten als besonders kostengünstige Variante der individuellen Kundenansprache. Dies wird sich künftig ändern.

Derzeit breitet sich auf dem deutschen Mobilfunkmarkt nämlich eine drastische Preiserhöhungswelle für den Massenversand von Kurznachrichten aus. Bei T-Mobile liegt der Aufschlag etwa bei 200 Prozent, wie T-D1-Sprecherin Andrea Vei berichtet. "Das gilt aber nur für Großkunden, die direkten Anschluss an unsere SMS-Center haben", so Vei. Begründet wird das "angehobene Terminierungsentgelt" mit dem internationalen Umfeld, auf dessen Niveau man die Gebühren nun anpassen wolle.
Auch Markus Gehmeyer von E-Plus behauptet, dass deutsche Anbieter im europäischen Vergleich bislang äußerst günstig waren. Offenbar so günstig, dass sich eine satte Preiserhöhung rechtfertigen lässt. Wie hoch die für Januar 2002 geplante Gebührenerhöhung für Massen-SMS bei E-Plus sein wird, will Gehmeyer nicht verraten, lediglich die Marktpartner, nicht aber die "breite Öffentlichkeit", sollen über die genauen Zahlen informiert werden.
Bei VIAG Interkom hingegen wird man konkreter. Ab ersten Dezember hebt der Münchner Netzbetreiber die Kosten pro SMS von vier auf fünf Pfennig an. Pressesprecherin Heidi Miklos begründet das mit der so genannten "Refiling-Problematik": "Einige Free-SMS-Anbieter haben herausgefunden, dass es für sie günstiger ist, Kurznachrichten auf Umwegen über das Ausland, insbesondere die Schweiz, zu verschicken. Dabei mussten aber die Mobilfunkunternehmen kräftig draufzahlen."
Bei E-Plus argumentiert man außerdem mit dem allseits beliebten Aspekt von Angebot und Nachfrage: "SMS-Dienste sind für Business-Kunden sehr attraktiv und werden stark nachgefragt. Verglichen mit den Kosten anderer Formen der Kundenansprache - etwa Anzeigen in Zeitungen - sind sie selbst nach der Preiserhöhung noch immer sehr günstig", ist Gehmeyer überzeugt.
Aber wie sehen das die Anbieter von SMS-Marketing-Dienstleistungen? "Wir könnnen nicht sagen, dass wir von der Preiserhöhung begeistert sind", sagt Ingo Lippert, Vorstandsvorsitzender der Münchner MindMatics. "Sie wirkt sich auf uns aber nur marginal aus." Der SMS-Einkaufspreis erhöhe sich zwar, er sei aber ohnehin nicht der entscheidende Kostenfaktor des Unternehmens. "Für den SMS-Versand arbeiten wir mit Providern zusammen, die großvolumige Verträge mit den Telcos abschließen und Rabatte erhalten. So können wir SMS-Kontingente zu günstigeren Konditionen erhalten." Dennoch dürfte damit zu rechnen sein, dass auch diese Provider - deren Namen streng geheim bleiben sollen - nicht um die Preiserhöhung herumkommen.
MindMatics hat ein Permission-Marketing-Konzept entwickelt, bei dem dem User pro Werbe-SMS zehn Pfennig gutgeschrieben werden. Ob sich dieses Konzept aufrecht erhalten lässt, ist unklar. Lippert hält es jedenfalls für möglich, auf die erhöhten SMS-Kosten mit einer Reduktion der Incentives zu reagieren. Denkbar sei es auch, die Werbepreise zu erhöhen. Er zweifelt nicht daran, dass sich die gesamte SMS-Marketing-Branche verändern wird. "Es wird eine Marktbereinigung zugunsten der großen, etablierten Anbieter geben. Die kleinen Dienstleister werden vom Markt verschwinden, weil sie die Rabattkontingente nicht voll ausschöpfen können."
Auch für den Dienstleister mission<one> ist der verteuerte SMS-Versand kein Grund zum Pessimismus. "Wir bieten SMS nur additional an", sagt mission<one>-Vorstand Thomas Striegl. Dennoch geht er nicht davon aus, dass die Mobile-Marketing-Branche durch steigende Versandkosten gebremst werden könne. "SMS ist ein Kanal, der dem Kommunikationsbedürfnis einer bestimmten Zielgruppe nachkommt. Das hat überhaupt nichts mit dem Preis zu tun."
Problematischer dürfte sich die Zukunft allerdings bei den Free-Mail-Anbietern gestalten. GMX in München hat das bereits vor der Preiserhöhung zu spüren bekommen und sein kostenloses SMS-Angebot schon ab März dieses Jahres eingeschränkt, wie Sprecherin Marion Schanzer berichtet. Jetzt können die GMX-User monatlich nur noch zehn Kurzmitteilungen gratis verschicken - bislang waren es noch fünf SMS pro Stunde. Nun hofft man bei GMX, das kostenlose SMS-Angebot mit dem bereits bestehenden kostenpflichtigen Angebot gegenfinanzieren zu können. So viel steht fest: Die Zeiten der kostenlosen Kurznachrichten sind bald vorbei. Bleibt zu hoffen, dass mit den erhöhten Preisen auch ein höherwertiges Image des SMS-Marketing einhergeht. sam

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