Schluss mit den Geschenken!

02.06.2001 - Immer weniger Anbieter sind bereit, ihre Inhalte kostenlos ins Internet zu stellen

Content kostenlos? Die Zeiten sollen im Internet bald vorbei sein. Immer mehr Content-Anbieter überdenken ihre bisherige Praxis, Inhalte im Netz zu verschenken, die in Printmedien normalerweise kostenpflichtig sind. Gegen diese ruinöse Internet-Tradition wenden sich auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Bonn und Berlin und der im Dezember 2000 gegründete Verband der deutschen Content Wirtschaft VDCW in München.

Es geht nicht nur um Medienunternehmen. Auch Berater, Content-Management-Hersteller und Content-Lieferanten aller Art sind betroffen von der Misere im Netz, die da lautet: Content zu liefern macht eine Menge Arbeit, bringt aber - bis dato - kein Geld.
Stefan Hiene, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der deutschen Content Wirtschaft, meint, das Internet sei wie das TV eingeschätzt worden - die Anbieter hätten geglaubt, sich über Werbung refinanzieren zu können. Aber: Der Markt sei zu klein für zu viele Anbieter, das Internet sei zu umfangreich und unüberschaubar für Werbung, die in abgegrenzten Print-, TV- oder Radiomärkten erfolgreich sei.
Der bislang 30 Mitglieder zählende VDCW versteht sich als industrie- und branchenübergreifende Initiative. Hiene: "Wir lösen keine Branchenprobleme." Stattdessen kümmert sich der Verband um technische Probleme, hilft den Mitgliedern zum Beispiel bei der Einführung von Micropayment-Lösungen und initiierte eine "Ethik-Kommission", die grundsätzlich festlegen soll, dass Content nicht mehr umsonst abgegeben werden sollte - analog zur Werbebranche, in der ein Grundsatz lautet, nicht ohne Honorar zu pitchen. Hiene will ein neues Verständnis für Inhalte definieren und Richtlinien für Preismodelle liefern. So müssten zum Beispiel B-to-C- und B-to-B-Inhalte unterschiedlich abgerechnet werden. Qualität messen will Hiene nicht, denn die sei interessenabhängig: "Manche interessiert ja, was ihr Lieblingsschauspieler zum Mittag isst." Messen könne man dagegen den Umfang von Content und wie oft er aktualisiert werde.
"Die Anbieter müssen sich genau überlegen, in welchen Bereichen sie Geld verdienen können." B-to-B funktioniere wesentlich besser als B-to-C. Die Internet-Zukunft sei ein Mix aus Werbung, kostenpflichtigen Inhalten und einer Mehrfachverwertung von Content. Hiene: "Geld verdienen kann man im Internet, aber es wird ein harter Weg."
Der VDZ will Medienunternehmen dazu ermutigen, im Bereich Content zu kooperieren und so Infrastrukturkosten zu senken. Laut Arthur Waldenberger, Leiter des VDZ-Fachbereiches Europaangelegenheiten und Medien, sollen Kooperationen zwischen Medienunternehmen gefördert und kartellrechtlich abgesichert werden.
Medienvertreter äußern denn auch einhellig die Meinung, hochwertiger Content könne nicht einfach verschenkt werden. Gabriele Fischer, Geschäftsführerin und Chefredakteurin des Wirtschaftstitels brand eins in Hamburg, plant eine Kostenerhebung für ihre Artikel aber erst dann, wenn "eine gute Lösung für Content-Bezahlung gefunden ist".
Hans-Wolfgang Pfeifer, Aufsichtsratsvorsitzender der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, plädiert entschieden dafür, das komplette Internetangebot der FAZ so bald wie möglich kostenpflichtig zu gestalten. Bislang können FAZ-Abonnenten auf die Volltext-Artikel im Internet zugreifen, während die Nachrichten der Online-Redaktion jedem Surfer frei zugänglich sind.
Das Online-Angebot ZumThema der österreichischen 21stChannels Neue Medien Entwicklungs GmbH wird ab September gebührenpflichtig sein. Die geschäftsführenden Gesellschafter Christian Eigner und Franz Zuckriegl haben ihre Leser kürzlich befragt, wie viel Geld ihnen ein Jahresabo wert wäre. Ergebnis: 300 Euro wollen die Leser im Schnitt für den Online-Dienst bezahlen. Das Besondere: Wer an der Befragung teilnahm, musste gleich den entsprechenden Betrag überweisen, der nun voll mit den tatsächlichen Gebühren verrechnet wird. Man habe durch dieses Verfahren gewiss Leser verloren, so Eigner, aber das Ziel seien "exklusive Leser für exklusiven Content".
Das bestätigt auch VDCW-Chef Hiene. "Wenn nur zehn Prozent der Nutzer bereit sind, für hochwertige Inhalte zu zahlen, dann haben die Anbieter mehr davon, als wenn sie viele Nutzer haben, mit denen sie keinen Pfennig verdienen."go

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