Schrumpfender Markt, wachsende Konzentration

Das sind die größten inhabergeführten Digitalagenturen 2025

03.09.2025 - Das aktuelle Ranking der größten Inhaberagenturen zeigt: Viele inhabergeführte Digitalagenturen kämpfen mit schwierigen Marktbedingungen und geben Umsatz ab. Gleichzeitig werden die Top-Agenturen immer größer.

von Susan Rönisch

Durch Fusionen und Übernahmen entstandene Großagenturen und Agenturnetzwerke prägen zunehmend den Markt der deutschen Digitalagenturen - das zeigte zuletzt das umfassende Internetagentur-Ranking   . Inhabergeführte Agenturen geraten dabei leicht ins Hintertreffen - obwohl sie für viele Unternehmen unverzichtbare Partner sind. Um diese Player sichtbarer zu machen, veröffentlicht iBusiness seit 2022 ein eigenes Ranking speziell für inhabergeführte Fullservice-Digitalagenturen.

Inhaberagenturen nehmen eine besondere Rolle ein: Unabhängig von internationalen Netzwerken können sie ihre Leistungen flexibler an Kundenbedürfnisse ausrichten. Vor allem mittelständische Unternehmen schätzen die partnerschaftliche Zusammenarbeit auf Augenhöhe. Damit bilden inhabergeführte Digitalagenturen eine wichtige Ergänzung zu den inzwischen dominanten digitalen Agenturnetzwerken.

Inhaberranking im Überblick

Gegenüber der großen Rankingschwester, Internetagentur-Ranking (IAR)   , zeigt sich auch dieses Jahr wieder, dass im Ranking der inhabergeführten Digitalagenturen alles etwas kleiner, übersichtlicher und persönlicher ist. Die 95 gelisteten inhabergeführten Digitalagenturen haben für das Jahr 2025 einen Honorarumsatz von gut 545 Millionen Euro gemeldet. Sie beschäftigen insgesamt 4.937 festangestellte MitarbeiterInnen. Im Schnitt setzt damit eine Inhaberagentur mit 52 Mitarbeitenden 5,7 Millionen Euro um, was sie auf einen Pro-Kopf-Umsatz von 110.410 Euro im mittleren Wert bringt.

Definition inhabergeführte Agentur

Eine Agentur gilt als inhabergeführt, wenn die Geschäftsanteile mehrheitlich (> 50 Prozent) in der Hand der operativen Geschäftsführung des Unternehmens liegen. Bemessungsgrundlage des Rankings ist der gemeldete Dienstleistungsumsatz, der im aktuellen Internetagentur-Ranking veröffentlicht wurde.


Zum Vergleich: Die 137 Top-Digitalagenturen im diesjährigen IAR meldeten 2,355 Milliarden Euro Honorarumsatz. Das heißt, die durchschnittliche inhabergeführte Digitalagentur setzt ein Drittel dessen um, was die durchschnittliche deutsche Fullservice-Internetagentur umsetzt (17,2 Millionen Euro Honorarumsatz). Inhaberagenturen sind deutlich kleiner - sie beschäftigen im Schnitt gut ein Drittel der Menschen (IAR-Schnitt: 140 Mitarbeitende) und erzielen pro Kopf auch weniger Umsatz (122.100 Euro bei den IAR-Agenturen).

Kein Wunder, denn das IAR wird seit Jahren von deutlich größeren Netzwerkagenturen angeführt. Unter den 20 umsatzstärksten Dienstleistern finden sich im aktuellen Internetagentur-Ranking mit Appsfactory (Platz 13) DotSource (Rang 15) gerade mal zwei inhabergeführte Agenturen.

Die zehn umsatzstärksten inhabergeführten Digitalagenturen 2025

RangAgenturHonorarumsatz in Millionen Euro
1 (2)Appsfactory   43,530
2 (1)dotSource   36,380
3 (3)Wiethe Content GmbH   30,588
4 (5)denkwerk GmbH   24,020
5 (4)DocCheck agency AG   25,000
6 (7)neuland Büro für Informatik GmbH   17,071
7 (9)SUNZINET GmbH   14,524
8 (11)DigitalNativeAlliance GmbH   14,456
9 (8)brandung   14,115
10 (-)dreifive (Germany) GmbH   13,635


Umsatzstärkste inhabergeführte Digitalagentur ist in diesem Jahr erstmals Appsfactory. "Für Digitalagenturen sind die Rahmenbedingungen in 2024 schwierig gewesen. Aber es gilt auch: "never waste a good crisis", sagt Dr. Alexander Trommen , Chef von Appsfactory. Die Agentur konnte in 2024 erstmals extern zukaufen "und eine Designagentur und eine Digitalagentur übernehmen, die sich beide seit der Übernahme prächtig entwickelt haben.". Entsprechend meldet die Agentur ein Umsatzplus von gut 22 Prozent. Mit einem erwirtschafteten Honorarumsatz von 43,5 Millionen Euro verweisen die Leipziger den bisherigen Platzhirsch Dotsource auf den zweiten Rankingplatz.

"Wir erleben gerade eine Phase, in der sich zeigt, wer nachhaltig aufgestellt ist und strategisch agiert", erklärt Christian Otto Grötsch , Gründer und Vorsitzender des Verwaltungsrats der Jenaer Agentur. "In einem herausfordernden Marktumfeld konnten wir unsere Position behaupten - Dank starker Kundenbeziehungen, fachlichem Know-How und einem breit aufgestellten Team", berichtet er dennoch stolz.

Mit einem Honorarumsatz von 30,589 Millionen Euro besetzt die Wiethe Content GmbH den dritten Platz unter den umsatzstärksten inhabergeführten Digitalagenturen. Es folgen Denkwerk, DocCheck und Neuland - Büro für Informatik, die mit ihren Honorarumsätzen relativ dicht beieinanderliegen. Sunzinet, die DigitalNativeAlliance, Brandung und dreifive vervollständigen das eng zusammenliegende Feld der zehn größten Inhaberagenturen.



Das Internetagentur-Ranking und das Ranking der Inhaberagenturen zeigen - vor allem im direkten Vergleich - ein zunehmend gespaltenes Bild der Digitalagentur-Landschaft in Deutschland. Es ist nur ein Teil der Umsatzrückgänge darauf zurückzuführen, dass sich weniger Agenturen an den Rankings beteiligt haben. Vielmehr konnten wenige große Netzwerke im IAR ihren Vorsprung ausbauen, während hauptsächlich viele mittelgroße und kleine Agenturen, also insbesondere die inhabergeführten Digitalagenturen, mit sinkenden Umsätzen und schwierigen Marktbedingungen zu kämpfen hatten. Besonders die anhaltend schwache Konjunktur belastet zahlreiche Dienstleister. Auch die aktuelle Erhebung zum Wirtschaftsklima 2025 (siehe Analyse Digitalbranche im Stimmungstief: Leichte Erholung, aber keine Entwarnung)   ) unterstreicht die angespannte Lage für die Digitaldienstleister.

Ähnlich wie im IAR weisen auch die inhabergeführten Digitalagenturen in dem erneuten Krisenjahr unterschiedliche Ergebnisse aus. Insgesamt können die Inhaberagenturen nicht an die Ergebnisse aus 2024 anschließen. Während die Zahl der Arbeitsplätze fast 16 Prozent unter dem Vorjahres-Ranking liegt, ist der Umsatz knapp 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr geschrumpft (2024: 632 Millionen Euro). Zudem weist mehr als ein Drittel der inhabergeführten Digitalagenturen (35 Prozent) ein negatives Wachstum aus. Die gute Nachricht: 20 Agenturen konnten ihren Umsatz um mindestens 10 Prozent steigern.

Inhaber-Ranking: Konzentration zieht allmählich an

Die jährliche Analyse des IAR im Frühjahr verdeutlicht regelmäßig, dass der Hauptteil des Digitalagenturumsatzes aus dem Ranking von wenigen Großagenturen eingestrichen wird: Allein die Top-Ten-Agenturen des Internetagentur-Rankings machen über die Hälfte (56 Prozent) des gesamten dort gelisteten Honorarumsatzes aus. Diese starke Konzentration gab es bisher im Ranking der inhabergeführten Agenturen nicht. Bisher konnte man immer sehen, dass sich Inhaberagenturen deutlich weniger voneinander unterscheiden, als das bei den Digitalagenturen insgesamt der Fall ist. Ihre Umsatzanteile lagen stets enger beieinander, weil es keine Riesenagenturen gibt, die das Ranking auseinanderziehen. In diesem Jahr zeigt sich jedoch - zumindest bei dem Blick auf die Spitze des Rankings - dass sich hier auch ein Konzentrationsprozess abzeichnet. Immerhin erwirtschaften die Top-Ten-Inhaberagenturen allein aktuell 44 Prozent und damit fast die Hälfte des Rankingumsatzes. Im Vorjahr lag dieser Wert bei 38 Prozent; 2023 bei 37 Prozent.



Diese Digitalagenturen wachsen am schnellsten

Julian Hansmann, CEO Friendventure (Bild: Friendventure)
Julian Hansmann, CEO Friendventure

Die schnellstwachsende Inhaberagentur ab 2 Millionen Euro Honorarumsatz im Ranking ist in diesem Jahr die Friendventure GmbH   (Rang 26). Das Wachstum der Kölner schlägt mit satten 86,6 Prozent (auf 7,054 Millionen Euro) zu Buche. Die Mitarbeiterzahl wuchs um knapp 71,1 Prozent. Maßgeblich beigetragen zum Umsatzsprung hat die in 2022 durchgeführte Übernahme der Webmatch GmbH   , deren Umsätze erstmal mit ins Ranking eingeflossen sind. Aber auch organisch konnte Friendventure wachsen: "Gerade in den wirtschaftlich herausfordernden Jahren 2023 und 2024 haben sich unsere langjährigen Investitionen in Eigenmarketing und Vertrieb ausgezahlt. Agenturen mit einer etablierten Strategie zur Neukundengewinnung konnten in der Krise Marktanteile ausbauen und ihren Umsatz trotz spürbarer Budgetsensitivität auf Kundenseite steigern", erklärt Geschäftsführer Julian Hansmann gegenüber der Redaktion.

Die best it GmbH   (Platz 11) gehört mit einem Plus von 48,5 Prozent ebenfalls zu den schnellstwachsenden inhabergeführten Digitalagenturen. Die Agentur weist 13,4 Millionen Euro Umsatz aus. CEO Manuel Strotmann stolz: "Während andere Agenturen auf Konsolidierung setzen, haben wir mit der Integration von anymotion in die best it Gruppe aktiv Wachstum gestaltet. Das gezielte Zusammenführen von Kompetenzen und Ressourcen hat uns in einem herausfordernden Umfeld nicht nur außergewöhnliche Erfolge ermöglicht, sondern unsere Marktposition nachhaltig gestärkt. Unser Anspruch: leistungsfähig und bestens vorbereitet zu sein, wenn der Markt unweigerlich wieder in den Wachstumspfad zurückkehrt. Dann jedoch mit neuen Anforderungen, auf die wir als moderne Digitalagentur bereits heute die passenden Antworten haben."

Fast genauso stark gewachsen - nämlich um 42,3 Prozent - ist der Honorarumsatz der format h   (Platz 17), der aktuell bei 9,77 Millionen Euro liegt. "2024 war für viele ein Jahr des Gegenwinds - für uns bei format h ein Jahr der Chancen. Wir haben früh auf stabile Kundenbeziehungen, agile Prozesse und echte Relevanz in der digitalen Welt gesetzt. Dass wir in dieser Zeit deutlich wachsen konnten, zeigt: Wer Haltung hat und gleichzeitig mit Leidenschaft liefert, bleibt auch in Krisenzeiten erfolgreich", argumentiert Klara Dreyer-Sieverding stolz.

Die mit Abstand am stärksten gewachsene Agentur ist codafish GmbH   (Platz 83): Das Umsatzplus liegt bei sagenhaften 213,8 Prozent - keine andere Digitalagentur aus dem Ranking kann hier mithalten. Ebenfalls zu den am schnellsten wachsenden Dienstleistern im Segment unter zwei Millionen Euro Umsatz gehört zudem die Digitalagentur ditegra GmbH   (+46,2 Prozent/ Rang 81): "Unser überdurchschnittliches Wachstum verdanken wir vor allem der konsequenten Optimierung unserer internen Prozesse - von der Projektplanung bis zur Umsetzung. So konnten wir schneller, effizienter und flexibler auf Kundenbedürfnisse reagieren", sagt der Geschäftsführer Albert Riewe .

"Die Krise war für viele ein Bremsklotz für uns ein Anlass, mutige Entscheidungen zu treffen. Wir haben gezielt in Menschen, Strukturen und Technologie investiert, um unseren Kunden nicht nur kurzfristige Lösungen, sondern nachhaltige Wettbewerbsvorteile im E-Commerce zu verschaffen", argumentiert Mark Matthies , Geschäftsführer Abrio   , dessen Agenturwachstum bei 38,1 Prozent und damit 1,45 Millionen Euro Honorarumsatz lag (Rang 71).

Fast genauso kräftig, nämlich um 37 Prozent, ist die Agentur kitconcept   gewachsen (Rang 61). Für Timo Stollenwerk , CEO kitconcept, zeige sich gerade in herausfordernden Zeiten, wie wichtig eine klare strategische Ausrichtung ist. "Unser Wachstum verdanken wir dem konsequenten Fokus auf Open-Source-Technologien - insbesondere auf das Content-Management-System Plone - sowie der starken Nachfrage nach sicheren, nachhaltigen und flexiblen Digitalisierungsprojekten, vor allem im öffentlichen Sektor. "

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