PICNIC in Amsterdam

Redesign Local Business

20.10.2010 - Auf der PICNIC in Amsterdam reden Kreative, Innovative, Visionäre. Das dreitägige Festival ist schließlich Treffpunkt führender Köpfe der Wirtschaft und der Kreativszene. Die Veranstalter hatten das Treffen unter das Leitmotiv "Redesign" gestellt. Zwar fand nicht alles, was unter diesem Motto subsumiert wurde, Anklang, die Vielzahl echter Highlights aber haben die zukunftsweisende Ausrichtung der PICNIC ein weiteres Mal eindrucksvoll untermauert. Neben dem fast schon unvermeidbaren Jeff Jarvis, der wiedermal die Zukunft des Journalismus sezierte, zählten zweifelsohne Evan Ratcliffe (Wired.com), Mark Glaser (Mediashift), Tom Hulme (IDEO) und auch Dennis Crowley (Foursquare) zu den herausragenden Rednern bei der PICNIC.

&Letzterer war als Mitgründer des Location Based Services (LBS) Foursquare aufgrund seiner sehr spärlichen Auftritte in Europa ein sehr begehrter Gesprächspartner. Eine kurze Nachfrage im Anschluss an seinen Vortrag, ob er schon einmal darüber nachgedacht habe, Geld mit seiner Plattform verdienen zu wollen, verschaffte der ONEtoONE eines der seltenen Interviews. Im Gespräch kündigte der junge Unternehmer nicht nur eine deutschsprachige Version von Foursquare an, sondern ging vor allem auf die Refinanzierung seines als Social Networks angelegten Services und damit auf die Zukunft von Location Based Services ein.

"Wir wollen, dass die Leute Spaß haben."

Der amerikanische Location Based Service Foursquare wurde erst im März 2009 von Dennis Crowley und Naveen Selvadurai gelauncht. Die zumeist mit Smartphones genutzte mobile Anwendung verbindet Informationen und Kommunikation mit dem aktuellen Aufenthaltsort des Users und macht so das Internet lokal. Mithilfe von GEO-Tagging checken sich die Nutzer in die Lokalitäten ein, an denen sie sich gerade befinden oder legen noch nicht erfasste Orte neu an. Nutzer können nicht nur durch die "Check-Ins" ihren Freunden und anderen Nutzern ihren aktuellen Aufenthaltsort mitteilen, sondern erhalten auch Informationen über naheliegende Sehenswürdigkeiten, Restaurants, Bars und andere interessante Locations. Wie bei einem Reiseführer können die User einzelne Orte bewerten oder für andere Nutzer Tipps hinterlassen. So verbindet die Anwendung Social Media mit einem Nutzwert. Ähnliche Services bieten Gowalla, das deutsche Friendticker oder auch etwa die App von Qype an.

"Die Mission von Foursquares ist es, den Nutzern ein neues und fantastisches Erlebnis zu bieten, das sie jeden Tag nutzen wollen", erklärt Dennis Crowley. Der Spiel- und Wettbewerbscharakter zeigt sich darin, dass Nutzer Punkte und Abzeichen für ihre Aktivitäten erhalten oder Bürgermeister ("Mayor") einer Location werden können, wenn sie sich am häufigsten dort eingecheckt haben. Dass das spielerische Konzept mehr ist als nur Zeitvertreib, wird deutlich, wenn Crowley Einblick in die Refinanzierungspläne gibt.

Technologie hat Priorität - Monetarisierung kommt später

Zunächst liegt der Fokus weiter auf einer ausgefeilten Technologie und einer funktionierenden Infrastruktur, die laut Crowley den Schlüssel für eine gute Unternehmensstrategie darstellen. Passend dazu lässt er verlauten, dass Umsatz und Gewinn zur Zeit noch nicht im Fokus des stark wachsenden Unternehmens lägen. Eine Einstellung, wie sie unter den Gründern aus Übersee häufig anzutreffen ist. Angesichts der erst vor wenigen Wochen sichergestellten neuen Finanzierungsrunde scheint es nachvollziehbar, dass Crowley und Selvadurai den Fokus vor allem weiter auf den Nutzwert der "Idee Foursquare" legen wollen. Dass sie dabei die Monetarisierung nicht völlig aus dem Blick verlieren, wird im Verlaufe des Gesprächs immer wieder deutlich.

"Unsere Chance besteht darin, die lokalen Händlern zu erreichen."

Die Zukunft liegt für Crowley in einem Geschäftsmodell, das auf der Verbindung von Social Media, neuen Technologien und neuen Werbemöglichkeiten basiert. Dazu sollen Partnerschaften mit Medien, Marken und lokalen Anbietern auf- und ausgebaut werden. "Foursquare zielt vor allem auf ortsansässige Händler und bietet diesen eine Werbeplattform, um Kunden in die Läden zu locken", so Crowley. Im Sinne von digitalem Couponing oder digitalen Treueboni wie Gratisgetränken oder Rabattcoupons lassen sich Nutzer dafür belohnen, dass sie in die jeweilige Lokalität einchecken. Vor allem die "Mayors" könnten von den Unternehmen als Multiplikatoren genutzt werden, da Gratisleistungen an den "Mayor" zum Wettbewerb unter den anderen Nutzern anregen. Bereits im August dieses Jahres hatten mehr als 15.000 Örtlichkeiten die Möglichkeit von speziellen Angeboten auf Foursquare getestet. In Deutschland arbeitet der Location Based Service unter anderem mit mehreren L`TUR Lastminute und Vapiano Filialen zusammen. Der Wettbewerber Friendticker hat eine Partnerschaft mit Musicload laufen.

Außerdem strebt Crowley eine Zusammenarbeit mit Medienunternehmen an. Erste Gespräche mit großen Medienunternehmen seien sehr vielversprechend gelaufen. Crowleys Idee: Lokale oder regionale Zeitungen könnten beispielsweise Restaurantkritiken oder Tipps der User zu Orten im unmittelbaren Einzugsgebiet für sich nutzen.

Nicht zu viel erwarten

Die Chance von Foursquare Co. besteht darin, virales Marketing mit mobilen Endgeräten zu verknüpfen und mit persönlichen Empfehlungen direkt zum Point Of Sale zu führen. Zwar ist der Markt angesichts noch relativ überschaubarer Nutzerzahlen längst nicht reif für derartige Lösungen. Dennoch können Unternehmen die Frühphase für das Austesten der Möglichkeiten und Grenzen derartiger Location Based Services nutzen. Angesichts der weiter steigenden Relevanz solcher Lösungen im Bereich Marketing und Werbung dürfte diese Erfahrungen langfristig zu echten Mehrwert-Angeboten für Kunden und potenzielle Zielgruppen führen. Hier ist momentan vor allem Experimentierfreude gefragt.

"Es wird eine deutsche Foursquare Version geben."

Im August 2010, also knapp 18 Monate nach dem Start, hatte Foursquare, das momentan nur in Englisch verfügbar ist, bereits knapp drei Millionen Nutzer weltweit. Für Deutschland gehen Schätzungen von Registrierungen im unteren fünfstelligen Bereich aus. Für die Zukunft sind laut Crowley daher lokalisierte Versionen von Foursquares in fünf bis sechs Sprachen geplant. Auch eine Version in Deutsch kündigt Crowley bei der PICNIC an. Ähnlich wie bei Facebook dürfte die deutschsprachige Version die Nutzerzahl und die Bekanntheit in Deutschland massiv steigern. Ein weiterer Grund für Marketeers sich schleunigst mit den Möglichkeiten solcher netzwerkbasierten lokalen Dienste zu befassen. (Christoph Salzig)

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